Neue ambulante Pflege für HIV-Patienten

Aids hat sich von einer lebensbedrohlichen zu einer chronischen Krankheit geändert. Die Aids Hilfe hat nun auch die mobile Pflege neu aufgestellt und die Organisation „Diversity Care Wien“ gestartet.

In den 1990er-Jahren stand die „Sterbebegleitung im Vordergrund“, sagte Beate Dannoritzer, Geschäftsführerin von „Diversity Care Wien“, am Mittwoch bei der Präsentation der Organisation im Aids Hilfe Haus in Wien. Dannoritzer zeichnete bereits für die Gründung von „HIVmobil“ vor fast 20 Jahren verantwortlich. Unterstützt wurde das Projekt anfangs nur durch Spendengelder des Life Balls.

„Unsere Arbeit hat sich aber jetzt stark verändert. Jetzt können wir die Menschen länger begleiten, begleiten sie nun beim Älterwerden“, so Dannoritzer. Zudem wurde das Angebot von HIV-Fachambulanzen laufend reduziert, deshalb „müssen die Behandlungsmöglichkeiten im Bereich der niedergelassenen Hausärzte dringend erweitert werden“, erklärte Dannoritzer. „Jeder Mensch ist individuell krank und leidet anders“, hob Wolfgang Wilhelm, Obmann der Aids Hilfe Wien, die Wichtigkeit hervor.

Erfolge bei Krankheitsbildern

Für Wolfgang Steflitsch, ärztlicher Leiter von „Diversity Care Wien“, müssten altersspezifische Erkrankungen im Zusammenhang mit der HIV-Infektion und deren Interaktion gesehen werden. Bei Krankheitsbildern wie Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus, COPD oder Mukoviszidose habe man bereits interdisziplinär Erfolge feiern können. HIV beschleunige zudem den Alterungsprozess und es bestehe eine höhere Malignomrate, da die immunologische Wächterfunktion für onkologische Viren ausfalle, berichtete der Mediziner.

Deshalb sei eine Unterstützung des Immunsystems durch gesunden Lebensstil für ältere HIV-Patienten umso wichtiger. Krankheitsverlauf und Lebensqualität durch zielgruppenorientierte interdisziplinäre Pflege können dadurch verbessert werden, die Therapieplanevaluierung erfolge regelmäßig und Krankenhausaufenthalte können verkürzt oder sogar vermieden werden, erklärte Steflitsch: „Patienten sind der Kapitän auf ihrem Schiff, aber ich möchte der Lotse sein, der die Menschen in einen ruhigeren Hafen begleitet.“

Studie zu Bedürfnissen älterer HIV-Patienten

Die Kooperation mit den Hausärzten ist auch Gegenstand einer Studie, die kommenden November startet. Es werden die biopsychosozialen Bedürfnisse älter werdender HIV-positiver Menschen sowie die Erfahrungen von Wiener Hausärzten mit diesen Patienten untersucht.

Die zentrale Fragestellung sind die Bedürfnisse HIV-positiver Menschen im Alter von 50 bis 65 Jahren. Befragt werden auch Vertreter von mobilen Diensten in der Bundeshauptstadt. Erste Ergebnisse dazu soll es im Februar 2017 geben.

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