Hajj will mit Telekom Austria weiter expandieren

Daniel Hajj, Schwiegersohn des milliardenschweren Investors Carlos Slim und CEO der Telekom-Austria-Mutter America Movil, sieht in Österreich auch weiterhin eine gute Plattform, um in Europa zu expandieren.

Eine Kapitalerhöhung bei der Telekom Austria sei vorerst nicht geplant. Das Austro-Unternehmen müsse aber finanziell und operativ noch besser aufgestellt werden. Man brauche eine starke Basis, um in andere Länder gehen zu können, sagte America-Movil-CFO Carlos Garcia Moreno am Montag zu österreichischen Journalisten in Mexiko.

Hajj will für die Weiterentwicklung auch mehr Geld in die Hand nehmen, heuer soll hierzulande mehr investiert werden. Mit der Telekom Austria habe man die Möglichkeit, in Nachbarregionen zu expandieren, speziell Deutschland sei ein sehr starker Markt.

Schulden gesunken

Konkrete Zeitpläne wurden nicht genannt, hier gaben sich die Mexikaner wortkarg. „Darüber reden wir, wenn wir in Österreich sind“, meinte Moreno. Auch zu dem im Vormonat aufgeflammten Zwist um eine mögliche Umwandlung der teilstaatlichen Telekom Austria von einer AG in eine GmbH äußerten sich die beiden nicht.

Finanzchef Moreno lobte hingegen die Entwicklung der Austro-Tochter. „Wir haben den Cashflow massiv verbessert“, meinte Moreno. Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen hätten das Ergebnis steigen lassen - „bei gleich viel Personal“. Der Schuldenberg sei die letzten Jahre kleiner geworden, im ersten Halbjahr lag das Minus bei 3,099 Mrd. Euro nach einer Nettoverschuldung von 3,276 Mrd. Euro Ende 2015.

Massive Umbrüche am Telekommarkt erwartet

Laut Analysten von Barclays, der Erste Bank sowie der Raiffeisen Centrobank (RCB) dürfte der Umsatz der Telekom Austria im dritten Quartal 2016 um 3 Prozent zugelegt haben. Das operative Ergebnis hingegen sei gesunken, unterm Strich zeichne sich aus Expertensicht beim Gewinn ein Rückgang von 23 Prozent ab.

Der österreichische Wirtschaftsdelegierte Fritz Steinecker sieht das Engagement der Mexikaner in Österreich positiv. Carlos Slim, Mehrheitseigentümer der America Movil, sei kein Finanzinvestor, wie es in Europa oft kommuniziert werde. „Deren Strategie besteht nicht im Kommen und Gehen“, so Steinecker. Slim habe die Vision, in Europa Fuß zu fassen. Steinecker würde America Movil eher „ein Heimatgefühl geben“. Es wäre gut, wenn der Telekomriese von Wien aus sein Europageschäft weiter ausbauen könnte. „Besser einen großen Telekomkonzern in Österreich, als keinen.“

Allgemein wird es nach Hajj am Telekommarkt in den nächsten fünf Jahren zu massiven Umbrüchen kommen. Cloud Services seien die Zukunft, Roaming werde auf der ganzen Welt verschwinden, meinte er. America Movil ist auch auf den Content-Zug aufgesprungen und betreibt mit Clarovideo und Claromusic hausgemachte Konkurrenten zu Netflix und Spotify.

Datenservices als Umsatztreiber

Heuer seien die Umsatztreiber Datenservices - drahtlos und via Kabel - sowie Pay TV. Im ersten Halbjahr 2016 zählte der Konzern mehr als 360 Millionen Teilnehmeranschlüsse, davon über 280 Millionen Mobilfunkkunden. Der Telekomriese beschäftigt weltweit über 190.000 Mitarbeiter.

2012 stieg der größte Mobilfunker Lateinamerikas mit einem Aktienpaket von 22,76 Prozent bei der Telekom Austria ein, aktuell hält er 51 Prozent. Österreich hält über die ÖBIB 28,42 Prozent, der Rest befindet sich im Streubesitz.

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