Boschs fantastische Monster in der Akademie

Zum 500. Todestag von Hieronymus Bosch widmet sich die Akademie der bildenden Künste den fantastischen Bildwelten des Niederländers. Boschs Mischwesen und Monster begleitet man dort bis ins Heute und zum Klonschaf Dolly.

Im Zentrum der Schau in der Gemäldegalerie der Akademie steht Boschs „Weltgerichtstriptychon“ aus der Sammlung der Gemäldegalerie. Der großformatige Altar, auf dem in typischer Manier des Künstlers und mit enormer Liebe zum Detail (nicht nur) die verschiedenen Todsünden veranschaulicht werden, ist aber genau genommen der Schluss der rund 30 ausgestellten Objekte. Als Besucher darf man sich zu diesem Höhepunkt der schaurig-schönen Malerei vorarbeiten - vorbei an „echten“ Drachen, präparierten Eichelhähern und zeitgenössischen Schattenfüßern.

„Wir haben uns mit dem Phänomen Mischwesen beschäftigt und den Elementen, die Bosch bis heute so faszinierend machen“, sagte Kuratorin Martina Fleischer. Dabei sei es weniger ein kunsthistorisch-wissenschaftlicher Zugang als der Versuch, die Anfänge und Bedingungen für die Darstellung von Teufeln, Zyklopen und Basilisken zu finden und ihre Querverbindungen ins Jetzt zu knüpfen. „Es gibt ja Topoi, die sich durchziehen seit der Antike“, so Fleischer in Bezug auf Bilder und Skulpturen, die den Verstoß gegen „die gute Sitte“ anprangern.

Ausstellung

„Natur auf Abwegen? Mischwesen, Gnome und Monster (nicht nur) bei Hieronymus Bosch“, 4. November bis 29. Jänner, Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste, Schillerplatz 3, 1010 Wien
Di. bis So. sowie an Feiertagen von 10.00 bis 18.00 Uhr

Mischwesen: Arcimboldo bis Klonschaf

Zunächst begegnet man dabei den Tieren von Irene Hopfgartner. Die in Bruneck geborene Künstlerin hat neben Vögeln mit zwei Köpfen oder gekreuzten Schnäbeln auch zwei Füchse so präpariert, dass einem der Schauer über den Rücken läuft: Den eigentlich recht unbeteiligt wirkenden Tieren wachsen unzählige schwarze Geschwülste aus den Körpern.

An der Wand dahinter findet sich dann nicht nur „Die Erde“ von Giuseppe Arcimboldo als Bezug, sondern sind auch Fotografien zu sehen, die nur zu real sind: Einmal das Klonschaf Dolly und dann das Vacanti-Maus genannte Geschöpf, dem in den 1990ern ein menschliches Ohr auf den Rücken transplantiert wurde.

Bosch Ear

Nina Sellars

Modernes „Mischwesen“ - der Performacekünstler Stelarc hat sich ein Ohr implantieren lassen

Schmaler Grat zwischen Fantasie und Experiment

Wo enden also augenscheinlich schreckliche Darstellungen und wo beginnt der offenbar nicht enden wollende wissenschaftliche Drang? Dieser Aspekt ist aber nur ein Teil von „Natur auf Abwegen?“, kann man doch wenige Schritte weiter wieder staunen über die eigentümlichen Annahmen, die sich so lange gehalten haben.

„Natur auf Abwegen?“: Ein Ö1-Beitrag von Sabine Oppolzer zur Ausstellung

Etwa die Zeichnung eines Drachen, die sich in einer Tiersystematik des italienischen Gelehrten Ulisse Aldrovandi noch Mitte des 17. Jahrhunderts findet - mit dem Hinweis, dass dieser aus Rochenhaut bestehe. Und tatsächlich: Im Naturhistorischen Museum fand Fleischer eine in Alkohol eingelegte Figur dieses „Wesens“, kaum größer als eine Faust, zusammengesetzt aus Teilen eines Rochens.

Rahmenprogramm mit Konzerten und Workshops

Nebst diesem bildlichen und skulpturalen Eintauchen in die bis heute ihren Einfluss offenbarende Welt von Hieronymus Bosch gibt es zur Ausstellung auch ein umfangreiches Begleitprogramm. Neben Führungen stehen dabei etwa Kinderworkshops („Gemeinsam erwecken wir die Monster zu Leben“), zwei Galeriekonzerte sowie ein Studientag an. Unter dem Titel „Hold It In Your Body“ gibt es an drei Tagen außerdem einen Tanzworkshop mit Liz King.

Links: