Gewaltvideo: Alle Täter ausgeforscht

Ein 15-jähriges Mädchen ist vergangene Woche in der Donaustadt von mehreren Gleichaltrigen brutal geschlagen worden. Die Niederösterreicherin wurde dabei verletzt. Laut Polizei wurden bisher alle Jugendliche ausgeforscht.

Alle Angreifer im Alter zwischen 15 und 16 Jahren wurden von der Polizei ausgeforscht und wegen schwerer Körperverletzung angezeigt. Auf Facebook kursiert ein Video der Tat, dieses wurde bis Montag mehr als 2,8 Millionen Mal angesehen.

15-Jährige in Wien geschlagen: Video auf Facebook

Screenshot Facebook

Das Video wurde bereits über 2,8 Millionen Mal aufgerufen

Polizei: Mädchen „schwer verletzt“

„Dieses Video ist echt. Diese Übergriffe haben am 9. November in der Siebeckstraße im 22. Bezirk stattgefunden“, sagte Keiblinger gegenüber „heute mittag“. „Die vier Beschuldigten kennen das 15-jährige Opfer flüchtig aus dem Freundeskreis. Das sind Jugendliche, die sich immer wieder in Jugendzentren treffen oder nur über den Weg laufen“, so der Polizeisprecher.

Nach den Übergriffen ging die 15-Jährige nach Hause. Ihr Stiefvater brachte sie ins Krankenhaus, ihre Schwester erstattete Anzeige. Das Opfer, ein Mädchen aus Niederösterreich, befand sich am Montag weiterhin im Krankenhaus. Sie hatte einen Kieferbruch erlitten und war operiert worden.

„Es gibt keinen echten Grund“

Zu der Attacke soll es nicht wegen eines Kopftuches gekommen sein, wie anfangs spekuliert worden war. „Es handelt sich hier um Nichtigkeiten, um Meinungsverschiedenheiten, um gegenseitige Beschimpfungen. Es gibt keinen echten Grund“, sagte der Polizeisprecher.

Die Haupttäterin ist der Polizei bekannt. „Gegen sie wird parallel wegen einer ähnlich gelagerten Straftat in Niederösterreich ermittelt. In diesem Fall ist es nicht nur bei der Körperverletzung geblieben. Hier wurden ebenfalls eine schwere Nötigung und eine schwere Bedrohung zur Anzeige gebracht“, sagte Keiblinger.

Der männliche Angreifer, ein 16-jähriger Tschetschene, hatte sich am Wochenende selbst der Polizei gestellt. „Ihm wurde der Druck auf Facebook zu groß“, schilderte Keiblinger. So hatten Nutzer des Sozialen Netzwerks beispielsweise auch die Namen und Telefonnummern der Angreifer in den Kommentaren unter den Videos veröffentlicht.

Tat gefilmt und auf Facebook gestellt

Auf dem Video ist die 15-Jährige zu sehen, wie sie ohne Gegenwehr die Attacken der Jugendlichen über sich ergehen lässt. Zuerst wird sie von drei Mädchen heftig geohrfeigt, zum Schluss schlägt der Bursch dem Mädchen mehrmals ins Gesicht. Das Opfer spuckte mehrmals Blut.

Soziologe analysiert Schockvideo

Philipp Ikrath ist Soziologe in Wien. Er analysiert das Video und spricht von einer „gezielt inszenierten Demütigung des Mädchens“.

Polizei „schaut die Kommentare durch“

Das knapp drei Minuten lange Video wurde allein auf Facebook über 27.000-mal geteilt und knapp 20.000-mal kommentiert. Darunter finden sich Drohungen gegen die Täter. "Wir sind schockiert von der Gewalt dieser jungen Menschen im Video, wir verstehen die Entrüstung der jungen Menschen auf Facebook.

Aber wir weisen darauf hin, dass man sich jetzt durch Kommentare auf Facebook nicht strafbar machen soll", sagte Keiblinger zur APA. Hasspostings werden von der Polizei dokumentiert und der Staatsanwaltschaft weitergeleitet. „Wir schauen die Kommentare auch durch, weil wir dort nach Hinweisen suchen“, sagte der Polizeisprecher.

Laut Keiblinger wurde das Video offenbar von der Haupttäterin auch als Drohung verschickt. Dazu gibt es eine Anzeige von einer Sozialarbeiterin aus Niederösterreich. Die Schwester des Opfers hat ebenfalls Anzeige erstattet.

Politiker reagieren auf Video

Schockiert zeigte sich am Montag auch Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ). „Eine derartige Verrohung der Gesellschaft dürfen wir nicht akzeptieren. Solche Bilder und Taten, egal von wem begangen, wollen und werden wir in Österreich nicht zulassen. Die Täter werden ihrer Strafe nicht entgehen“, postete der Kanzler auf seiner Facebook-Seite.

Auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache reagierte auf das Video. „Diese Rohheit, diese Brutalität, diese sinnlose Grausamkeit – und das unter Jugendlichen mitten in Wien! Ich bin fassungslos, entsetzt und angewidert“, schrieb Strache auf Facebook.