13-Jähriger sagt nach Bauchschuss aus

Wegen versuchten Mordes in zwei Fällen muss sich ein 37-Jähriger in Wien vor Gericht verantworten. Es geht um eine Schießerei am 5. Juli 2015, bei der ein 13-Jähriger in die Schusslinie geriet und lebensgefährlich verletzt wurde.

Eigentlich galten die Schüsse einem in Wien lebenden Serben, der mit einem Landsmann wegen Geldschulden in Streit gekommen war. Dieser hatte den jetzt angeklagten Mann nach Wien geschickt, um auf den Schuldner zu schießen. Doch der wurde misstrauisch, als er an einem sehr heißen Sonntag einen Mann in langer Hose, Jacke und Schirmkappe erblickte. Der Schuldner ergriff die Flucht.

Laut schreiend und Zickzack laufend bog er in die Pasettistraße ein, als ihm der 13-Jährige und dessen Vater auf Fahrrädern entgegenkamen. Die meisten Schüsse verfehlten den Schuldner, trafen dafür aber auch den 13-Jährigen in den Bauch. Der lebensgefährlich verletzte Schüler konnte „nur aufgrund sofortiger ärztlicher Hilfe gerettet werden“, wie in der Anklageschrift ausdrücklich festgestellt wird. Er wurde rasch ins Spital gebracht und dort notoperiert - mehr dazu in Bub nach Bauchschuss am Weg der Besserung.

Prozess um Mordanschlag in Brigittenau

APA/Roland Schlager

Prozess um Mordanschlag in Brigittenau

13-Jähriger: Zur falschen Zeit am falschen Ort

„Ich habe sieben Tage auf der Intensivstation und dann drei Tage auf der Normalstation verbracht“, sagte der 13-Jährige im Zeugenstand aus. Als er mit dem Fahrrad hinter seinem Vater fuhr, fielen ihm die Männer auf, die „rasend schnell um die Ecke gerannt sind“. „Dann waren Schüsse zu hören und ich hab ein Stechen im Bauch gefühlt. Ich bin vom Rad gestiegen und gleich zusammengesackt“, so der 13-Jährige.

Die Frage des Richters, ob er auch psychisch an den Geschehnissen zu leiden hat, verneinte der 13-Jährige: „Es ist ja nichts Persönliches gewesen. Ich war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.“ Er schloss sich dem Verfahren mit einem Schmerzengeld von 4.000 Euro an.

Angeblicher Täter soll ermordet worden sein

Der Angeklagte bestreitet, mit den Schüssen etwas zu tun zu haben. Vielmehr beschuldigte er einen Bekannten der Tat. Der kann aber nicht mehr befragt werden, er wurde am 29. September in Belgrad ermordet.

Am Nachmittag sagte der Schuldner aus. Er konnte den Täter nicht immer eindeutig identifizieren, gab sich am Ende aber überzeugt, dass der Angeklagte der Täter ist. Er sagte, der Angeklagte sei mit einem Serben befreundet, für den er eine Unterkunft in Wien besorgen hätte sollen. Als er sich weigerte, weil die beiden mit Drogen zu tun hätten, sei seine Familie in Serbien bedroht worden.

Urteil für Donnerstag erwartet

Nachdem es Ermittlern des Landeskriminalamtes Wien gelungen war, die Identität des mutmaßlichen Schützen zu klären, wurde der 37-Jährige Anfang Dezember an der serbisch-mazedonischen Grenze festgenommen - mehr dazu in Schussattacke auf Bub: Mann festgenommen. Die mazedonischen Behörden bewilligten seine Auslieferung an die Wiener Justiz, seither sitzt er im Landesgerichtlichen Gefangenenhaus in U-Haft.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt. Dann soll auch ein Urteil ergehen.