Bub angeschossen: Urteil ausgesetzt

Der Schwurprozess gegen einen 37-jährigen Serben, der im Vorjahr in der Brigittenau bei einem Schussattentat auf einen Landsmann einen unbeteiligten 13-Jährigen lebensgefährlich verletzt hat, muss wiederholt werden.

Eigentlich war für Donnerstagnachmittag das Urteil in dem Prozess erwartet worden, in dem es um versuchten Mord in zwei Fällen geht. Doch die drei Berufsrichter setzten das Urteil wegen Irrtums der Geschworenen aus, nachdem die Laienrichter den Mann in allen Anklagepunkten mit acht zu null Stimmen freigesprochen hatten. Nun muss die Verhandlung nach einer Überprüfung durch den Obersten Gerichtshof (OGH) von einem anderen, zur Gänze neu zusammengesetzten Gericht wiederholt werden.

Prozess um Mordanschlag in Brigittenau

APA/Roland Schlager

Der Angeklagte im Wiener Straflandesgericht

Angeklagter bleibt in U-Haft

Verteidiger Michael Schnarch stellte daraufhin sofort einen Enthaftungsantrag, der vom Gericht abgelehnt wurde. Es erfolgte der Beschluss auf Fortsetzung der U-Haft aufgrund des dringenden Tatverdachts. Als Begründung nannte Richter Andreas Böhm, dass der Angeklagte nicht nur vom Opfer, sondern auch bei der Verhandlung am Donnerstag von einem völlig unbeteiligten Zeugen als mutmaßlicher Täter wiedererkannt wurde.

Dieser Zeuge berichtete in der Verhandlung, dass er den Mann unter 20 Fotos, die ihm von der Polizei vorgelegt wurden, als Schützen erkannte. Zudem würden die Reisebewegungen des Angeklagten und die auffälligen schwarz-weißen Sportschuhe zu jenen passen, die auf Überwachungsvideos am Tatort vom Täter getragen wurden.

Unbeteiligter Schüler erlitt Bauchschuss

In dem Prozess ging es um die Geschehnisse im Juli 2015, als in der Passettistraße in Brigittenau ein damals unbekannter Mann mehrere Schüsse auf einen flüchtenden Serben abfeuerte. Er traf dabei den Mann ins Gesäß, aber auch den völlig unbeteiligten 13-Jährigen. Der war mit dem Fahrrad gemeinsam mit seinem Vater unterwegs zur Donau, als er von einer Kugel in den Bauch getroffen wurde - mehr dazu in 13-Jähriger bei Verfolgungsjagd angeschossen.

Der Täter flüchtete in einem Auto mit Belgrader Kennzeichen. Ermittler des Landeskriminalamtes Wien klärten die Identität des Schützen, der daraufhin per internationalen Haftbefehl gesucht wurde. Fünf Monate nach den Schüssen in Wien wurde der Verdächtige an der serbisch-mazedonischen Grenze festgenommen - mehr dazu in Schussattacke auf Buben: Mann festgenommen.

Anklage wegen versuchten Mordes in zwei Fällen

Der Prozess gegen den Angeklagten war für zwei Tage anberaumt. Am ersten Tag bestritt der Verdächtige, mit den Schüssen etwas zu tun zu haben. Vielmehr beschuldigte er einen Bekannten der Tat, der aber nicht mehr befragt werden kann. Er wurde am 29. September in Belgrad ermordet - mehr dazu in 13-Jähriger sagt nach Bauchschuss aus.