Van der Bellen: „Hasspostings sind eine Seuche“
Mit Kaffee und dem Wunschhit „Back to Black“ von Amy Winehouse startete der Hofburg-Kandidat Alexander Van der Bellen seinen Besuch bei „Politiker zum Frühstück“ im Radio Wien-Studio. „Eine Stimmung, die einen immer wieder berührt“, erklärte der ehemalige Chef der Grünen und Wirtschaftsprofessor seine Songauswahl.
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Riesenrad als Kindheitserinnerung
Eigentlich wollte Van der Bellen einmal Architekt werden. „Allerdings musste ich im Gymnasium feststellen, dass meine räumliche Vorstellungskraft miserabel ist.“ Der 72-Jährige bewies allerdings, dass er zeichnen kann. Van der Bellen malte auf ein Blatt Papier, was ihn mit Wien verbindet.
Sendungshinweis:
Norbert Hofer ist am Donnerstag, 24. November, zwischen 7.00 und 8.00 Uhr bei „Politiker zum Frühstück“ zu Gast bei Radio Wien.
Das Ergebnis: Das Riesenrad mit dem Stephansdom im Hintergrund. Laut Van der Bellen handelt es sich dabei um eine Kindheitserinnerung. „Ich bin ja ursprünglich in Wien geboren, in Tirol aufgewachsen, aber nach dem Staatsvertrag war ich öfters in Wien.“ Van der Bellen sagt, er ist ein begeisterter Großstädter. „Aber hin und wieder muss ich wieder in die Berge.“
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Eigene Sprache im Kaunertal
Mitte Dezember feiert Van der Bellen seinen ersten Hochzeitstag. Trotz des dichten Terminkalenders im langen Wahlkampf sieht er seine Frau Doris Schmidauer oft genug, meint der Politiker. „Wir sehen uns in der Früh und am Abend fast immer (...) Das ist kein Drama.“
Der Tiroler aus dem Kaunertal versteht seine Frau selbst wenn sie oberösterreichischen Dialekt spricht. „Ich war als Kind und Jugendlicher regelmäßig vier Wochen am Attersee im Sommer.“ Wenn Van der Bellen allerdings in seinen Tiroler Dialekt verfällt, wird es für seine 53-jährige Frau schwierig: „Im Kaunertal rede ich schon eine eigene Sprache.“
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Van der Bellen mit Tiroler Dialekt
Hasspostings: „Man muss zur Mäßigung aufrufen“
Zum Thema „schmutziger Wahlkampf“ und Hasspostings sagt Van der Bellen, dass man natürlich jeden Tag zur Mäßigung aufrufen muss. Im Wordrap bezeichnete er Hasspostings als „Seuche“. Generell möchte er die Beiträge im Internet aber nicht dramatisieren. „Das hat es früher auch gegeben, nur ist man früher am Stammtisch gesessen und hat sich ausgetauscht. Der eine hat halt gewettert, der andere hat gesagt, gib wieder eine Ruhe. Dann hat man ein Bier getrunken und ist wieder nach Hause gegangen.“
Das habe sich durch die sozialen Medien im Internet geändert. „Das Neue an dieser Art an Internetgeschichte ist, dass man verharren kann in seiner sogenannten Echokammer, also nur noch Menschen wahrnimmt, die dieselbe Meinung haben.“ Das würde den Effekt - im Gegensatz zu früher - verstärken, meint Van der Bellen. „Jetzt hat das oft lawinenartige Ausmaße.“
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Immer drei Cent in der Hosentasche
„Ich hab diesen harmlosen Aberglauben, dass drei einzelne Ein-Cent-Münzen etwas sind, das mir möglicherweise Glück bringt“, sagt Van der Bellen. Daher hat er immer diese drei Münzen in der Hosentasche. Getauft wurde Van der Bellen evangelisch. Aber nach einem Streit mit einem Pfarrer trat er aus der Kirche aus. „Ja, das war eine blöde Geschichte. Das ist ja kein hinreichender Grund aus der Kirche auszutreten. Es gibt immer einen Pfarrer oder Bischof, an dem einen was nicht passt. Insofern bin ich nicht stolz darauf.“
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Wordrap mit Alexander Van der Bellen
Was sagt der Hofburg-Kandidat zu Stichwörtern wie „Haute-Volée-Politiker“, „Religionen“, „Hasspostings“ oder „Emanzen“?
Über Burkaverbot-Diskussionen sagt Van der Bellen: „Jeder Art von Vollverschleierung ist mir zutiefst unsympathisch, geradezu unheimlich sogar. Aber gleich mit einem gesetzlichen Verbot vorzugehen, da würde ich sehr vorsichtig sein. Vielleicht richtet man da mehr Schaden als Nutzen an.“
„Unbedenklicher“ Operballbesuch
Im Interview mit dem Radio Wien-Stadtjournal bekräftigte Van der Bellen seine Bedenken gegenüber der FPÖ auf Bundesebene. „Das sind europapolitische Bedenken. Ich bin überzeugt, dass Österreich nicht nur gut aufgehoben ist in der Europäischen Union, sondern auch davon, dass wir viel stärker zusammenhalten müssen. (…) Die FPÖ hat leider immer zu erkennen gegeben, dass sie von der europäischen Zusammenarbeit in der Union nichts hält.“
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Das politische Interview: Alexander Van der Bellen im Gespräch mit „Radio Wien“-Redakteur Florian Katzinger
Außerdem überraschte Van der Bellen damit, als Bundespräsident gemeinsam mit seiner Frau auf den Opernball gehen zu wollen. Schließlich demonstrierte Doris Schmidauer einst gegen den Ball. „Das ist ja 20 Jahre her. Wenn man jung ist, kann man das schon als Symbol – das, was die FPÖ heute als Haute-Volee bezeichnet - sehen." Heute sieht Van der Bellen das anders. "Das ist eine Art Staatsball, wenn man so will, da hat keiner von uns beiden ideologischen Bedenken.“