Christof Spörk: „Wir sind ja nicht nur Opfer“

Im Kabarett hören Leute „Argumente, die sie sonst vielleicht nicht mehr akzeptieren würden“, sagt Christof Spörk. Der frühere „Global Kryner“ feierte gestern Wien-Premiere mit seinem Kabarettprogramm „Am Ende des Tages“.

„Es könnte mir wurscht sein“, meint Christof Spörk, „ist es mir aber nicht.“ Daher erzählt der Musikkabarettist in seinem vierten Soloprogramm „Am Ende des Tages“ mit welchen Problemen er als Familienvater in Berührung kommt. Spörk - der inzwischen im Burgenland lebt, mit einer Kubanerin verheiratet ist und vier „Kinder mit Migrationshintergrund“ hat - nimmt sich ausgerüstet mit Keyboard, Ziehharmonika und Klarinette Themen wie der Zentralmatura, dem Einkaufen in „schiachen“ Gewerbeparks und dem politischen Rechtsruck in Österreich an.

wien.ORF.at: Hände greifen am Plakat Ihres neuen Programmes nach Ihrem Gesicht. Was hat es damit auf sich?

Christof Spörk: Als Mann Mitte 40, der ich jetzt bin, bin ich ja kein Individuum, sondern ich existiere mit Umgebung. Und die Hände sind da symbolisch für meine Familie, für die vielen Dinge oder Zwänge, wenn man auch so will, aber auch die schönen Seiten des Lebens, die einen umgeben.

Christof Spörk

Wolfgang Hummer

Christof Spörk fühlt sich beeinflusst - von Gewerbeparks, der Zentralmatura, Supermarktwerbung und politischen Entwicklungen in Österreich und Europa

wien.ORF.at: Was ist am Anfang des Tages?

Am Anfang des Tages ist das Aufstehen. Also wenn man durchgemacht hat, dann nicht. Aber für die meisten Menschen ist es das Aufstehen. Und für mich hat das symbolisch ein wenig eine ähnliche Rolle wie die Geburt. Jeder Tag beginnt von Neuem, man kann sich immer neu entscheiden, wie man es angeht, auch wenn das vielen nicht bewusst ist und auch mir vorher nicht bewusst war: In der Früh entscheidet sich sehr viel.

wien.ORF.at: Sind Sie ein Optimist?

Ja, ich glaube schon. Auch wenn es mir manchmal schwerfällt. Aber ich habe für mich entschieden die Dinge positiv anzugehen, weil man dann einfach nicht nur weniger leidet, sondern auch mehr positiv beeinflusst. Weil wir sind ja nicht nur Opfer, sondern auch - wenn man so will - Gestaltende des Lebens.

Aufführungshinweis:

Christof Spörk „Am Ende des Tages“, am 7. und 8. Dezember sowie 11. Jänner im Kabarett Niedermair, am 18. Jänner im Orpheum, am 20. in der Kulisse.

Wir haben gerade sehr viele Probleme. Das spürt eh jeder. Wir haben eine Spirale der Unsicherheit, auch der Verrohung. Und ich glaube, als Kabarettist hat man das Privileg, dass viele Leute nicht von vornherein weghören, sondern über das Lachen dann doch auch Argumente hören, die sie sonst vielleicht nicht mehr akzeptieren würden.

wien.ORF.at: Lösungen sind gefragt. In Ihrem Pressetext schlagen Sie vor: „Fußballschauen, Rasenmähen, Kinder machen“?

Es gibt einen gewissen Rückzug ins Private, der durchaus hilfreich sein kann. Aber auf Dauer kann das natürlich nicht die Lösung sein.

Spörk

Ernesto Gelles

Spörk will in seinen Programmen nicht nur unterhalten

wien.ORF.at: Sie verpacken in Ihrem Kabarettprogramm ja auch Botschaften...

Natürlich will ich nicht nur unterhalten, sondern auch Ideen mitgeben. Vielleicht auch mit etwas ungewöhnlichen Ansätzen - wie mein Brexit-Gedicht. Wenn ich sagen würde: Seid ihr wahnsinnig? Der Brexit und das Ganze führt uns in den Krieg. Dann wär das unlustig und traurig. Aber in Form des Gedichts, wo quasi auch der erste und zweite Weltkrieg aufgearbeitet werden, wo man sieht, wie schnell es bei uns tuscht - aber humorvoll als Brexit-Party auf der Schweizer Hütte vorgetragen - kommt man glaub ich weiter und eher bei den Menschen an.

wien.ORF.at: Apropos Gedicht. Sie ärgern sich auf der Bühne auch über die Werbung von Supermarkt-Produkten - und zitieren dann Erich Kästner...

Ja: „Was immer geschieht: Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.“

wien.ORF.at: Sie haben Politikwissenschaft studiert und waren einmal außen- und innenpolitischer Redakteur. Fehlt Ihnen dieser Beruf?

Das waren eineinhalb Jahre meines Lebens. Es hat mich geprägt und es hat mir was gebracht, aber ist nicht so, dass es mir abginge, sonst wäre ich noch dort.

wien.ORF.at: Sie sagen im neuen Programm, bei der Militärmusik hätte man ruhig einsparen können. Sie waren selbst dabei, sind dann allerdings hinausgeworfen worden. Was haben Sie angestellt?

Ich habe bei einer politischen Diskussion, 1990, in der politischen Akademie in der Steiermark teilgenommen und habe dort ein bisschen zu explizit einen Beitrag gestaltet. Er war nicht gehässig - ich war ja beim Bundesheer. Aber daraufhin bin ich rausgeschmissen worden, war nicht mehr als Zeitsoldat verwendbar.

wien.ORF.at: Ihr Schauspieldebut hat Sie heuer, wie Sie sagen, „im zarten Elevenalter von 44 Jahren direkt zur Charakterrolle des alten, hässlichen und angesoffenen weißen Mannes“ in der Strauss-Operette „Die Fledermaus“ auf Schloss Tabor im Burgenland geführt. Starten Sie eine neue Karriere?

Das war eine Ausnahme. Da gibt es einen befreundeten Intendanten und Opernsänger. Der hat gesagt, ich muss das machen und ich habs gemacht. Nett war, als ich im Jänner in Deutschland mein Kabarettprogramm „Ebenholz“ gespielt hab, ist auf meiner Homepage gestanden, dass ich im Sommer die Fledermaus spiele. Und da hat eine junge Journalistin in der Zeitung geschrieben: Christof Spörk wird im Sommer mit seinem neuen Programm „Die Fledermaus“ auftreten. Da sieht man wieder einmal, dass Google nicht alle Probleme löst.

Das Interview führte Florian Kobler, wien.ORF.at

Links: