Aids Hilfe Wien sucht Kontakt zu Migranten

Die Aids Hilfe Wien hat anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember einmal mehr auf Präventions- und Therapiemöglichkeiten der Viruserkrankung hingewiesen. Zudem will man die Kontakte zu Migranten forcieren.

„Migranten seien etwa durch sprachliche oder kulturelle Hürden schwerer zu erreichen“, sagte Geschäftsführer Philipp Dirnberger, „hier wollen wir die Testangebote intensivieren“. Zugewanderten Menschen soll es besonders niederschwellig möglich sein, sich auf HIV/Aids testen zu lassen. Wobei es hier nicht nur um Flüchtlinge geht, die in den vergangenen Monaten nach Österreich gekommen sind. Denn sie kämen großteils aus Ländern, die keine hohe Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) aufweisen.

Gesicherte Daten gibt es allerdings nicht, räumte Dirnberger ein. Ein weiterer Grund für den Fokus auf Migranten: Bei vielen von ihnen wird - da sie bisher eben kaum Zugang zu Antikörpertests hatten oder das Thema sehr tabuisiert ist - eine Infektion erst relativ spät entdeckt. Und diese „Late Presenter“-Rate will Wien reduzieren, weil die Therapie schwieriger wird, je später das Virus diagnostiziert wird. „Das ist eines der Hauptziele“, betonte Dirnberger.

Zahl an Neudiagnosen mit 325 relativ konstant

Die zweite Gruppe, die überdurchschnittlich von einer späten Diagnose betroffen ist, sind schwule und bisexuelle Männer. Auch sie sollen mit Testangeboten in Lokalen oder bei Einrichtungen der Community besser erreicht werden, ergänzte Aids Hilfe Wien-Obmann Wolfgang Wilhelm.

Laut Dirnberger bleibt die Zahl an jährlichen Neudiagnosen in Österreich auf niedrigem Niveau relativ konstant. Bis Ende September gab es heuer bundesweit 325 HIV-Neudiagnosen, 149 davon in Wien. Damit werde man wohl wieder die üblichen 400 bis 500 Fälle pro Jahr erreichen, rund die Hälfte davon in der Bundeshauptstadt verortet. 2015 zählte man 428 Neudiagnosen, 224 in Wien.

Ziel: HIV-Epidemie bis 2030 Geschichte

Die UN-Organisation UNAIDS hat das Ziel ausgegeben, dass die HIV-Epidemie bis 2030 Geschichte sein soll. Funktionieren soll das dank „90-90-90“-Strategie. Das bedeutet: 90 Prozent der Infizierten wissen über ihren Status Bescheid, 90 Prozent der Diagnostizierten haben Zugang zu Behandlung und bei 90 Prozent der Behandelten kann wiederum kein Virus mehr nachgewiesen werden.

Bernhard Benka, im Gesundheitsministerium für die Abteilung Übertragbare Krankheiten zuständig, sagte, dass Österreich nach dieser Zahlenlogik in etwa bei 88-85-76 liege. Die Rechnung weise allerdings eine leichte Unschärfe auf, da (noch) nicht alle Daten verfügbar sind. Trotz der bereits guten Werte seien die letzten Prozent ähnlich aufwendig wie das bisher Erreichte, sagte Benka.

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