Häupl: Van der Bellens Wahl „wirkt beruhigend“

Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hat seine Freude über die Wahl von Alexander Van der Bellen zum Bundespräsidenten bekräftigt. Diese wirke „eher beruhigend“, analysierte er die Auswirkung auf die Regierung.

„Es will ja niemand vor der Zeit (vor Herbst 2018, Anm.) eine Nationalratswahl. Das ist auch nicht mein Wunsch, es kann nur sein“, sagte Häupl gegenüber Journalisten zu Spekulationen um eine Vorverlegung der Nationalratswahl auf 2017.

Michael Häupl

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Häupl unterstützte Van der Bellen im Wahlkampf

Was Wien selbst bzw. die jüngsten Turbulenzen innerhalb der Rathaus-Roten betrifft, halte sich der Einfluss sehr in Grenzen: „Die Bundespräsidentenwahl hat mit der Diskussion in der Wiener SPÖ aber sowas von gar nichts zu tun.“ Wiewohl diese aus der überdurchschnittlichen Zustimmung der Wiener für Van der Bellen sehr wohl ihre Lehren ziehen könne. Diese wolle er aber „zuerst mit meinen Freunden“ besprechen.

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Bürgermeister Michael Häupl zeigte sich stolz über das Ergebnis

Hofer-Sieg laut Häupl mit negativen Folgen

Klar schmerze es ihn, dass nun kein SPÖ-Kandidat Bundespräsident werde, so Häupl, er sei jedoch „sehr stolz auf die Wienerinnen und Wiener, dass sie so entschieden haben“ - für einen „weltoffenen, proeuropäischen“ Kandidaten, der für das Verbindende in der Gesellschaft stehe.

Für die Stadt selbst hätte ein Sieg von FPÖ-Kandidat Norbert Hofer jedenfalls negative Auswirkungen gehabt, nannte Häupl etwa die laufenden Bemühungen um die Ansiedlung der Europäischen Agentur für Arzneimittelzulassungen (EMA), die infolge des Brexit ihren Sitz in London aufgeben muss, als Beispiel. Dass Van der Bellens Sieg aus FPÖ-Sicht nur dank einer „Koalition der Verhinderer des Herrn Hofer“ gelungen sei, beweise nur „die übliche Arroganz der FPÖ“.

Zum weiteren Umgang mit der FPÖ erklärte Häupl, der Weg von SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern, sei der richtige: „Hart in der Sache der Auseinandersetzung, verbindlich in der Form. Das ist gut so, man soll gut miteinander reden können und gut miteinander umgehen.“ Er habe mit Parteichef Heinz Christian Strache und FPÖ-Vizebürgermeister Johann Gudenus auch schon ein Bier getrunken.

Wiener FPÖ sieht keine Kampagnenfehler

Die Wiener FPÖ glaubt unterdessen nicht, dass Fehler im Wahlkampf passiert sind - auch wenn in der Bundeshauptstadt im Ländervergleich am wenigsten Wähler, nämlich rund 36 Prozent, für den blauen Kandidaten Norbert Hofer votierten - mehr dazu in Hochrechnung: 65 Prozent für Van der Bellen. „Ich glaube wirklich, dass unsere Kampagne sehr gut gelaufen ist“, versicherte Rathaus-Klubchef Dominik Nepp am Montag. Trotzdem werde man nun mögliche kleine Fehler analysieren. Politikexperte Thomas Hofer hatte einen „Selbstfaller“ der FPÖ diagnostiziert - mehr dazu in Hofer-Niederlage als „Selbstfaller der FPÖ“.

Jene, die sich in Wien für den freiheitlichen Kandidaten entschieden hätten, seien „echte“ FPÖ-Wähler, zeigte sich Nepp überzeugt. Vergleichbares wäre auch bei anderen Wahlen - etwa bei einer Gemeinderatswahl - möglich: „Damit kann man das nächste Mal schon Erster werden, auch wenn man sieht, in welchem Zersetzungsprozess die SPÖ Wien sich befindet.“

Ursachensuche nach FPÖ-Niederlage in Simmering

Van der Bellen erreichte dieses Mal in allen Wiener Bezirken eine Mehrheit, auch in der bisher einzigen blauen Hochburg Simmering - mehr dazu in Van der Bellen holt alle Bezirke und in Van der Bellen „drehte“ 71 Sprengel.

Bezirke Karte BP-Wahl

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Bei der Wiederholung der Stichwahl holte Van der Bellen alle Bezirke

Simmerings FPÖ-Bezirksvorsteher Paul Stadler kommentierte die Niederlage am Montag so: „Die Welt geht weiter. Immerhin waren es trotzdem fast 50 Prozent für Hofer.“ Man sei nun am Analysieren. Als möglichen Grund nannte er den neuen Zuzug nach Simmering seit der Stichwahl im Mai. „Viele neue Wähler sind zugezogen, viele gestorben.“ Fehler in der eigenen Partei sieht er jedenfalls keine. Inhaltliche oder personelle Konsequenten werde es daher „im Bezirk sicher keine“ geben.

Vassilakou: „Kein grüner Wahlerfolg“

Erfreut über das Wahlergebnis zeigte sich wenig überraschend Wiens Grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou: „Besonders stolz macht mich, dass Wien wie eine Metropole gewählt hat. Europäisch, weltoffen und zugleich auch eine Stimme für Respekt und Anstand.“

Als grünen Erfolg wolle sie den Sieg Van der Bellens, der als unabhängiger Kandidat angetreten war, jedoch nicht verbuchen, das wäre „vermessen“, erklärte Vassilakou im Interview mit „Wien heute“: „Dabei waren nicht nur alle Grünen aus tiefstem Herzen, sondern auch viele aus der SPÖ, Teile von der ÖVP, aber auch tausende Bürgerinnen und Bürger, die mit Parteien überhaupt nichts zu tun haben.“

NEOS: „Altes System wurde abgewählt“

„Es ist kein Geheimnis, dass wir ihn unterstützt haben“, kommentierte NEOS-Wien-Chefin Beate Meinl-Reisinger Alexander Van der Bellens Wahlsieg im „Wien heute“-Interview. Diese habe jetzt jedoch viel zu tun und müsse einen Schritt auf die Hofer-Wähler zumachen. Auch die Bundesregierung dürfe sich nicht zurücklehnen. „Es ist nicht so, dass der Kandidat des Systems gewonnen hat, sondern einer der Oppositionspartei, auch wenn er überparteilich angetreten ist.“ Das alte System, Rot und Schwarz, sei abgewählt, so Meinl-Reisinger.

„Ich bin überzeugt, dass Alexander Van der Bellen alles dazu tun wird, um ein guter Bundespräsident zu sein“, so ÖVP-Wien-Obmann Gernot Blümel. Das Beste wäre aber natürlich ein Kandidat der ÖVP gewesen. Angesprochen auf die Wahlempfehlung von Bundesparteichef Reinhold Mitterlehner für Alexander Van der Bellen, sagte Blümel: „Wir haben uns an die Vorgabe gehalten, dass es keine Wahlempfehlung gibt.“ Unter den Funktionären habe es Sympathien für beide Kandidaten gegeben: „Deswegen war es klug, als ÖVP Wien zu sagen, wir geben keine Wahlempfehlung ab.“

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