„Letzte Zeugin“ Vilma Neuwirth gestorben

Die Holocaust-Überlebende Vilma Neuwirth ist tot. Die Wienerin starb im Alter von 88 Jahren, gab die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) bekannt. Neuwirth wirkte zuletzt in der Burgtheater-Produktion „Die letzten Zeugen“ mit.

Neuwirth starb bereits am 7. Dezember, informierte die IKG am Dienstag. „Vilma Neuwirth hat sich als Überlebende bemüht, ihre Erfahrungen über den eigenen Tod hinaus am Leben zu erhalten. Ihre Erinnerungen werden uns bleiben und für die Jugend eine wichtige Orientierung sein“, wurde IKG-Präsident Oskar Deutsch zitiert.

Vilma Neuwirth im ORF-Interview

ORF

Vilma Neuwirth in einem Interview mit dem ORF-„Kulturmontag“ 2013

Leopoldstadt nie verlassen

Neuwirth war gelernte Friseurin, Fotografin und Autorin. Sie wurde 1928 als jüngstes von acht Kindern einer christlich-jüdischen Arbeiterfamilie in Wien geboren - ihr Vater war Jude, ihre Mutter Christin.

Neuwirth wuchs in der Leopoldstadt auf. Dort war sie täglichen Schikanen und Bedrohungen der Nachbarschaft ausgesetzt, erinnerte die IKG. Sie habe „trotzdem und aus der Überzeugung heraus, das Feld niemals den Nazis zu überlassen, ihren Wohnbezirk nie verlassen“. Dass sie Jüdin sei, habe sie erst erfahren, als sie ihre Freundinnen als „Saujüdin“ beschimpften, erzählte sich Neuwirth in einem Interview mit dem „Kulturmontag“ im Jahr 2013.

Mutige Mutter schützte Vater vor Nazis

„Wir haben tausendprozentiges Glück gehabt und hunderte Schutzengel“, so Neuwirth. Immer wieder seien die SA oder die Gestapo in der Nacht gekommen und hätten den Vater mitnehmen wollen. „Meine Mutter hat auf dem Nachthemd ein Hakenkreuz gehabt und hat gesagt: ‚Entschuldigen Sie, mein Mann geht nirgendwo hin, ich habe auch den Führer gewählt‘“, erinnerte sie sich an ihre mutige Mutter. „Und diese geistigen Nullgruppler haben dann nicht einmal mehr gewusst, warum sie gekommen sind. Meine Mutter hat die fertiggemacht.“