Peter Seisenbacher weiter verschwunden

Judo-Doppelolympiasieger Peter Seisenbacher bleibt verschwunden. Weder Landesgericht noch Staatsanwaltschaft noch sein Verteidiger haben auch am Tag nach dem geplatzten Prozess ein Lebenszeichen von ihm.

„Ich hab versucht, ihn telefonisch zu erreichen. Ich bin immer nur auf der Mobilbox gelandet“, sagte Seisenbachers Anwalt Bernhard Lehofer Dienstagvormittag. Auf die Frage, ob Seisenbacher, der derzeit in Aserbaidschan als Trainer der Judo-Herren-Nationalmannschaft tätig ist, überhaupt zum Prozess nach Wien gereist sei, erwiderte Lehofer: „Davon gehe ich aus. Ich kenne aber seinen aktuellen Aufenthaltsort nicht.“

Peter Seisenbacher 2012 bei den Olympischen Spielen in London

APA/Helmut Fohringer

Peter Seisenbacher

Seisenbacher sei „ganz sicher am Leben“, trat sein Anwalt inzwischen kursierenden Spekulationen entgegen, der Ex-Judoka, der lange Jahre in Japan gelebt hatte, könnte dieses angesichts der bevorstehenden Hauptverhandlung beendet haben. „Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich kenne ihn seit 30 Jahren. Wir sind nicht nur beruflich, sondern auch privat verbunden. Er war optimistisch, was den Ausgang des Strafverfahrens betrifft. Er war erleichtert, dass das jetzt zu einem guten Ende kommen kann“, bekräftigte Lehofer.

Sobald er wisse, wo sich Seisenbacher befindet, „werde ich das in einem Schriftsatz umgehend dem Gericht mitteilen“, kündigte Lehofer an. Auf die Frage, ob er mit einem Haftbefehl rechne, meinte Lehofer: „Was die Staatsanwaltschaft tut, kann ich nicht beurteilen. Dazu möchte ich mich nicht äußern.“

Auch Justizbehörden wissen nichts

Auch das Wiener Landesgericht für Strafsachen und die Staatsanwaltschaft Wien haben kein Lebenszeichen des 56-Jährigen vernommen, hieß es am Dienstag. Seisenbacher hatte am Montag ohne Angabe von Gründen seinen Prozess wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen platzen lassen - mehr dazu in Seisenbacher erschien nicht zu Prozess. Im Fall einer Verurteilung droht ihm eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.

Leerer Stuhl Gericht Seisenbacher

APA/Helmut Fohringer

Der Platz an der Anklagebank blieb am ersten Prozesstag leer

Die Justizbehörden bestätigten der APA übereinstimmend, nicht das Geringste vom unentschuldigt seiner Verhandlung ferngebliebenen Ex-Judoka gehört zu haben. „Seitens der Verteidigung sind bei uns keine Informationen zum Aufenthaltsort Seisenbachers bzw. zum Grund seines Fernbleibens eingegangen“, teilte Gerichtssprecherin Christina Salzborn mit. Auch bei der Staatsanwaltschaft wartete man bisher vergeblich auf Aufschlüsse, gab Behördensprecher Thomas Vecsey bekannt.

Schwerer sexueller Missbrauch

Im Prozess wird Peter Seisenbacher schwerer sexueller Missbrauch von Unmündigen und Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses vorgeworfen - mehr dazu in Seisenbacher-Prozess im Dezember. Für Seisenbacher, der sich zu den gegen ihn gerichteten Vorwürfen bisher nicht öffentlich geäußert hat, gilt die Unschuldsvermutung.