Prozess um Massenschlägerei vertagt

Der Prozess um eine Massenschlägerei zwischen Afghanen und Tschetschenen im März in der Brigittenau ist vertagt worden. Mehrere Zeugen waren der Verhandlung unentschuldigt ferngeblieben. Nächster Termin ist am 15. Februar.

Die Anklage legt neun Afghanen und einem gebürtigen Sudanesen schwere gemeinschaftliche Gewalt zur Last, wofür das Strafgesetzbuch bis zu zwei Jahre Haft vorsieht. Sieben Tschetschenen waren bei den Gewalttätigkeiten verletzt worden, davon drei schwer - mehr dazu in Massenschlägerei: Fünf Jugendliche in U-Haft.

Jene drei Afghanen, die zugestochen und die schweren Verletzungen verursacht haben sollen, müssen auch wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung gerade stehen. Mittlerweile befinden sich sämtliche Angeklagte auf freiem Fuß. Eine weitere Inhaftierung der Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen wäre unangemessen gewesen.

Zeugen brachten kaum neue Erkenntnisse

Jene Zeugen, die dem Schöffensenat Rede und Antwort standen, konnten nicht unbedingt Wesentliches zur Wahrheitsfindung beitragen. Die in die Schlägerei involvierten tschetschenischen Jugendlichen erinnerten sich teilweise weit weniger an die Vorgänge als noch vor der Polizei. „Bei einer Massenschlägerei kann man nicht wissen, wer gestochen hat“, sagte einer von ihnen. Auf die Frage, ob er unter den Angeklagten den einen oder anderen Täter erkenne, meinte der Bursch mit Blick auf die Afghanen: „Die schauen alle gleich aus.“

Ein anderer Zeuge erklärte: „Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort.“ Er habe auch ein bisschen etwas abbekommen, es sei ihm aber gelungen, sich zu entfernen, bevor es hart auf hart ging. Er behauptete, er habe sich nachher bei seinen Freunden und Bekannten nicht informiert: „Ich wollte nicht fragen, was los war. Man sieht ja, was passiert ist.“

Verbales Scharmützel eskalierte

Ausschlaggebend für die Schlägerei soll ein über Facebook ausgetragenes verbales Scharmützel zwischen einem 16-jährigen Afghanen und einem Tschetschenen gewesen sein. Schließlich trafen sich die zwei Kontrahenten mit Verstärkung zunächst in der Nähe der U6-Station Handelskai, wo es zu ersten tumultartigen Auseinandersetzungen kam. Ein paar Stunden später folgte vor dem Jugendzentrum der Showdown, wobei beide Gruppen weiter angewachsen waren - mehr dazu in Großangriff wegen Beschimpfung der Mutter.

An der Schlägerei, die in eine Messerstecherei ausartete, waren laut Anklage zumindest 30 Afghanen beteiligt, die im Unterschied zu den rund 25 Tschetschenen bewaffnet zu dem Treffen vor dem Jugendzentrum „Base 20“ in der Engerthstraße erschienen waren. Einige gingen mit Messern, Holzprügeln, Eisenstangen, Schraubenziehern, Ketten und Schlagringen auf die Gegner los, während die - an sich körperlich überlegenen - Tschetschenen mit Faustschlägen und Fußtritten dagegen hielten.