Förderung: Wieder Kindergarten im Zwielicht

Nach dem Skandal um die „Alt-Wien“-Privatkindergärten könnte sich ein neuer Missbrauchsfall von Förderungen anbahnen. Eine Ex-Standort-Leiterin der Kindergartengruppe „Multika“ erhebt schwere Vorwürfe.

„Wir hatten immer mal wieder die Situation, dass der Gerichtsvollzieher vor der Tür stand, weil mehrere Monatsmieten ausständig waren. Ich weiß nicht, was von den Fördergeldern der Stadt Wien bezahlt wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie dort landen, wo sie hinsollen“, diese Vorwürfe erhebt die Leiterin eines Standorts der „Multika“-Kindergärten gegenüber „Wien heute“. Die Geschäftsführung von „Multika“ dementiert das in einer telefonischen Stellungnahme.

Multika Kindergärten

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„Multika“ betreibt sieben Kinderbetreuungsstätten in Wien

MA 10 bestätigt Überprüfung bei „Multika“

Die für die wirtschaftliche Kontrolle zuständige Magistratsabteilung 10 (MA 10) bestätigt jedoch: „Es gab eine Überprüfung, nach Hinweisen von Eltern, bei der Jahresabrechnung sei einiges nicht in Ordnung gewesen.“ Sollte das nicht geklärt werden können, gebe es angedrohte Maßnahmen, wie etwa die die Rückforderung von Förderungen. Jährlich erhält „Multika“ rund 1,3 Millionen Euro an Fördergeldern von der Stadt Wien.

Der Verein „Multika“ betreibt in Wien sieben multikulturelle Kinderbetreuungsstätten für 242 Kinder unterschiedlicher Kulturen und Sprachen. Der private Trägerverein hat bereits 2013 Insolvenz angemeldet, damals ging es um Verbindlichkeiten in der Höhe von 700.000 Euro. Das Sanierungsverfahren wurde im Vorjahr abgeschlossen.

Multika Kindergärten

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Jährlich erhält „Multika“ 1,3 Millionen Euro an Fördergeldern

Gehälter unregelmäßig bezahlt

Die Leiterin erhebt noch andere Vorwürfe: Monatelang soll der Trägerverein der Kindergartengruppe „Multika“ den Mitarbeitern keine Gehälter ausbezahlt haben und wenn doch, dann verspätet. Gegenüber „Wien heute“ sagt sie: „Es wurde viel vonseiten der Firma verlangt, aber es ist nichts zurückgekommen.“ Bei Überstunden an Wochenenden, durch Arbeit bei Festen und Ähnlichem sollte „klar sein, für das soll man sich keine Überstunden aufschreiben“, wie die ehemalige Leiterin erzählt.

Deshalb soll es bei den Betreuerinnen auch eine extrem hohe Fluktuation und überdurchschnittlich häufig Krankenstände geben. Mit Unterstützung der Arbeiterkammer Wien würden sie und 20 ehemalige Mitarbeiterinnen mittlerweile Klagen beim Arbeitsgericht eingebracht haben.

Es geht um große Summen bis zu 10.000 Euro pro Person. Warum die Auszahlung nicht erfolgte, kann die ehemalige Leiterin jedoch nicht genau sagen. Von der Geschäftsführung heißt es dazu: „Das stimmt nicht. Wir hatten im letzten Jahr eine externe Buchhaltungsfirma, für Finanzen bin ich nicht zuständig.“