Weltweite Fahndung nach Seisenbacher

Gegen Judo-Doppel-Olympiasieger Peter Seisenbacher ist ein weltweit gültiger Haftbefehl erlassen worden. Ab 19. Dezember hätte er sich wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht verantworten müssen. Doch von ihm fehlt jede Spur.

Der Haftbefehl sei bereits am 19. Dezember erlassen worden, wenige Stunden nach dem unentschuldigten Fernbleiben Seisenbachers vor Gericht, teilte das Wiener Straflandesgericht am Montag per Aussendung mit. „Aus kriminaltaktischen Gründen und um die Fahndung nicht zu behindern, wurde von einer Information der Medien und Öffentlichkeit vorerst Abstand genommen“, hieß es in der Mitteilung.

Peter Seisenbacher 2012 bei den Olympischen Spielen in London

APA/Helmut Fohringer

Seit dem 19. Dezember fehlt von Peter Seisenbacher jede Spur

Der Haftgrund sei Fluchtgefahr. Zu konkreten Fahndungsmaßnahmen wurden keine Angaben gemacht. Formell handle es sich um einen Europäischen Haftbefehl, der jedoch als Grundlage für eine weltweite Fahndung ausreiche, so Gerichtssprecherin Christina Salzborn auf ORF-Nachfrage.

Seisenbacher offenbar nicht mehr in Aserbaidschan

Seisenbacher war zuletzt als Trainer der Judo-Herren-Nationalmannschaft in Aserbaidschan tätig. Dort dürfte sich der 56-Jährige jedoch nicht mehr befinden. Informationen deuten darauf hin, dass er Ende Dezember den vorderasiatischen Staat verlassen hat.

„Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo er sein könnte. Er hat sich nicht bei mir gemeldet“, versicherte am Montag Seisenbachers Anwalt Bernhard Lehofer. Er habe unmittelbar nach dem Verhandlungstermin vergebens versucht, seinen Mandanten telefonisch zu erreichen: „Das ist mir nicht gelungen. Jetzt probiere ich es nicht mehr. Er weiß, wie er mich erreichen kann." Über den Haftbefehl zeigte sich Lehofer wenig überrascht: „Ich kenne die Konsequenzen, wenn man zu einer Verhandlung nicht kommt.“

Anklage wegen Missbrauchs Unmündiger

Nach dem Ende seiner aktiven Karriere soll Seisenbacher als Trainer in seinem Wiener Judo-Verein zwei im Tatzeitraum jeweils unmündige Mädchen sexuell missbraucht haben. Eine weitere Jugendliche wehrte ihn laut Anklage ab, als er zudringlich wurde. Die Staatsanwaltschaft hat dieses Faktum als versuchten Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses angeklagt - mehr dazu in Seisenbacher erschien nicht zu Prozess und in Weiter keine Spur von Seisenbacher.

Seisenbacher hat sich zu den Anschuldigungen bisher nicht öffentlich geäußert hat. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung. Der 56-Jährige ist einer der erfolgreichsten Sommer-Sportler Österreichs - 1984 hatte er bei den Olympischen Spielen in Los Angeles Gold geholt und seinen Titel 1988 in Seoul verteidigt.