Herausforderungen für junge Flüchtlinge

28 Millionen Kinder fliehen weltweit vor Krieg. In Wien findet ab Montag eine internationale Konferenz statt, bei der Experten nach Lösungen für junge Flüchtlinge suchen. Ein Jugendlicher erzählt in „Wien heute“ von seinem ersten Jahr hier.

In Wien setzt man seit eineinhalb Jahren auch auf die Hilfe von Pflegeeltern. Shakib ist seit etwas mehr als ein Jahr in Wien. Er besucht das Gymnasium und ist dort Klassensprecher, über seine erste Zeit in Wien erzählt er gegenüber „Wien heute“: „Ich war ganz fremd und alleine. Dann erst, weil ich die Familie gefunden habe, ist es besser geworden.“

Sendungshinweis:

„Wien heute“, 29. Jänner, 19.00 Uhr, ORF 2

Der Vorteil bei einer Familie zu leben, ist laut Shakib: „Man spricht jeden Tag Deutsch und man ist nicht mehr alleine. Wenn man in einem Heim wohnt, da wohnen Hunderte, die alle nur eine Sprache können. Man geht eine Stunde am Tag in den Sprachkurs, lernt etwas und sie reden wieder nur in der Muttersprache.“

Flüchtlingskinder NOW Konferenz

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Shakib ist seit einem Jahr in Wien

1.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge

„Die große Herausforderung aus Sicht der Jugendlichen ist, dass sie Deutsch lernen, ankommen können und in Wien ihren Lebensmittelpunkt finden“, weiß Katharina Glawischnig vom Verein „Kinderflüchtlinge unterstützen und integrieren“ (KUI). Der Verein hilft bei der Vermittlung von Flüchtlingskindern in betreute Wohngemeinschaften.

Am 30. und 31. Jänner treffen sich in Wien Bürgermeister aus zehn Ländern vom Libanon bis nach Griechenland. Bei der NOW-Konferenz sprechen sie über Lösungen für Flüchtlingskinder.

Derzeit leben rund 1.000 Flüchtlingskinder und Jugendliche in Wien. Die meisten sind in betreuten Wohngemeinschaften untergebracht. Rund fünfzig leben bei Pflegefamilien. Glawischnig sieht Herausforderungen für die Politik: „Die große Herausforderung für die Stadt Wien ist sicherlich bestmöglich zu integrieren und ihnen Perspektiven und Chancen zu ermöglichen, dass sie in Wien bestmöglich Fuß fassen können.“

Asylverfahren belastend

„Weiters schwebt über ihnen natürlich immer das Asylverfahren, sehr viele warten noch immer auf den Ausgang des Verfahren. Die Wartezeiten sind derzeit zwischen acht Monaten und durchaus auch eineinhalb Jahren. Das heißt, Jugendliche die im Sommer 2015 angekommen sind, erfahren jetzt erst ob sie bleiben dürfen - oder nicht“, erklärt Glawischnig. Das Warten auf den Bescheid sei belastend, vor allem für jene, die allein gekommen sind.

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Von seiner Zukunft hat Shakib schon eine genaue Vorstellung: Er will Zahnarzt werden.

„Ich habe meine Mutter seit zwei Jahren nicht gesehen, das ist nicht einfach. Wenn ich das einem Freund erzähle, der aus Wien kommt, der versteht das nicht. Ich vermisse vor allem meine Mutter, meinen Vater, meine Geschwister“, sagt Shakib im Interview. Familienzusammenführungen sind nach der jetzigen Gesetzeslage für Subsidär Schutzberechtigte erst nach drei Jahren möglich.

Hoffnung auf bessere Zukunft

Für viele bedeutet das, dass das Asylverfahren gar nicht bis zu ihrem 18. Geburtstag abgeschlossen ist, so Glawischnig: „Das heißt, sie werden nie wieder mit ihren Familien zusammenleben können. Für die Jugendlichen ist das enttäuschend und oft auch traumatisierend. Sie haben die Erwartung auf ein gemeinsames Familienleben.“

Pflegefamilien für Flüchtlingskinder gesucht

Bei einer Konferenz suchen Experten nach Lösungen für junge Flüchtlinge. In Wien setzt man auch auf die Hilfe von Pflegeeltern.

Ob Shakib jemals wieder mit seiner Familie leben wird, weiß er nicht. Er hat hier in Wien aber noch viel vor: „Wir sind alle hergekommen, um uns ein besseres Leben zu bauen, nicht zu bekommen. Man muss es selbst schaffen. Ich sage jedem: Dass er wirklich lernen muss, was machen muss, sonst kann man nicht weiterkommen. Dann hat man eine bessere Zukunft.“

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