100 Jahre im Depot: Biedermeiergläser im MAK

Das MAK setzt seinen aktuellen Schwerpunkt zum Thema Glas mit einer umfangreichen Präsentation von Gläsern des Biedermeiers fort. Mehr als 100 Jahre ist es her, dass die Preziosen zuletzt gezeigt wurden.

Die aktuelle Schau verläuft entlang technischer und künstlerischer Entwicklungen zwischen 1780 und 1840. Vom Glasschnitt bis zum Steinglas fokussiert die Ausstellung auf die Wiegen der Glaskunst im böhmischen Raum, verknüpft mit Namen wie Samuel Mohn, Dominik Biemann, Anton Kothgasser und Friedrich Egermann. Der Titel „Gläser der Empire- und Biedermeierzeit“ wurde dem 1923 erschienenen Standardwerk zum Glashandwerk von Gustav E. Pazaurek entlehnt.

Arbeiten aus Wiener Werkstätte

Schon seit Mitte Jänner zeigt man im MAK „Das Glas der Architekten“ mit Arbeiten aus der Wiener Werkstätte. Etwa auch Werke von Künstlern, die eigentlich Gebäude entworfen haben - vom massiven Bauwerk zum fragilen Glas war es für Josef Hoffmann, Koloman Moser, Adolf Loos und ihre Kollegen aber offenbar nicht weit. Zerbrechlicher die Ornamente, kleiner, aber auch manchmal radikaler das Design.

Die Ausstellung mit mehr als 300 Gläsern, die man aus MAK-Beständen zuerst im venezianischen „Stanze del Vetro“ zeigte, mauserte sich dort zum Publikumserfolg - nun hat man sich entschieden, sie heimzuholen. Trinkgläser, Weindekanter, Vasen und Tellerchen erzählen von den 1910er bis 1930er Jahren, von eleganter Ornamentik und üppigem Klassizismus, von Kriegstrunkenheit und Nachkriegsnüchternheit, von Gebrauchsgegenstand und Kunsthandwerk.

Umbruch einer Künstlergeneration

Sie erzählen vom Umbruch einer Künstlergeneration, die sich als Studenten des Architekturprofessors Otto Wagner oder der reformfreudigen Kunstgewerbeschule sowohl als Entwerfer wie als Handwerker betrachtete und der gerade der Gebrauchs- und Ziergegenstand willkommenes Objekt für ihren Gestaltungsdrang war. Miteinander und mit den Produzenten und Manufakturen wie J. & L. Lobmeyr oder Johann Loetz Witwe kommunizierten sie durch minutiöse Skizzen, die eines Architekten würdig waren und schon für sich genommen als faszinierende Ausstellungsstücke durchgehen.

Glas zählt zu den programmatischen Themen des heurigen MAK-Programms."Die Fragilität des Glases ist auch ein schönes Sinnbild für das Handwerk im digitalen Zeitalter", hatte Museumsdirektor Christoph Thun-Hohenstein bei der Jahrespressekonferenz erklärt. Nicht zufällig wird die Ausstellung deshalb in zeitlicher wie räumlicher Nähe sowohl zur aktuellen Handwerks-Ausstellung „Tradiertes Können in der digitalen Welt“ - mehr dazu in MAK arbeitet an „neuer digitaler Moderne“.

Link: