Kopftuch: Czernohorszky nimmt Lehrer in Pflicht

Volksschulkinder, die bereits Kopftücher tragen, gefallen Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) gar nicht. Zu einem Verbot will er sich allerdings nicht äußern und nimmt im „Wien heute“-Interview die Lehrer in die Pflicht.

„Wir haben in Wien 25.000 Lehrerinnen und Lehrer im Einsatz und auch so viele Pädagoginnen im Kindergarten. Das sind deutlich mehr Augen und deren Aufgabe ist es ja auch zu schauen, dass es den Kindern gut geht“, sagt Neo-Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) im „Wien heute“-Interview mit Chefredakteur Paul Tesarek.

Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ)

ORF

Jürgen Czernohorszky im „Wien heute“-Studiogespräch

Kopftücher in Volksschule „gefällt mir gar nicht“

Ein Fall wurde bekannt, in dem in einer Wiener Volksschule bereits sechsjährige Mädchen Kopftuch tragen. Der Schulinspektor schreitet nur ein, wenn das gegen den Willen der Kinder passiert, die Islamische Glaubensgemeinschaft ortet aber Aufklärungsbedarf - mehr dazu in Diskussion über Kopftuch für Kinder.

Hier nimmt Czernohorszky nun die Lehrerinnen und Lehrer in die Pflicht. Wenn die Pädagogen merken würden, dass es dem Kind nicht gut geht, sollten sie sich mit den Eltern und der Jugendwohlfahrt zusammensetzen, fordert Czernohorszky. Für die Kopftücher gebe es keine religiöse Begründung, so der Stadtrat und sagt: „Es gefällt mir gar nicht. Kein Kind darf gezwungen werden, gegen seinen Willen ein Kopftuch zu tragen.“

Stadtrat Czernohorszky im Interview

Der neue Bildungs- und Integrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky nimmt im „wien heute“-Studiointerview zu Kindern mit Kopftuch Stellung.

Kopftuchverbot ist Bundessache

Zu einem möglichen Kopftuchverbot in Kindergärten und Volksschulen will sich Czernohorszky nicht äußern, er verweist auf die Bundespolitik: „Gesetze und Verbote in diesem Bereich sind zu Recht Entscheidungen des Bundesgesetzgebers.“ In der Integrationspolitik geht es für ihn „um Maßnahmen und weniger um die ganz deutlichen Symbole.“ Die dringendere Frage sei für ihn, dass Parallelgesellschaften nicht entstehen können.

Diskussion über Kinder mit Kopftuch

In einer Wiener Volksschule tragen bereits kleine Kinder Kopftuch. Die Schulinspektoren schreiten nur ein, wenn das nicht freiwillig ist.

„Es ist unsere Herausforderung und unsere Pflicht vom ersten Tag Sprache zu vermitteln, wenn wir uns verstehen, dann kann keine Parallelgesellschaft entstehen“, so Czernohorszky. Er habe in den vergangenen 15 Monaten intensiv in der Bildungspolitik mitgewirkt und könne daher erkennen, dass Integration am besten funktioniert, wenn sie von Tag eins vermittelt wird - eben in der Schule.