Taxi bestellen wie vor 60 Jahren

Kaum jemand kennt sie noch: die Taxistandorttelefone. Und trotzdem gibt es noch 115 dieser Telefone in Wien. Besonders beliebt sind sie bei Pensionisten. Die Zukunft der Standorttelefone ist dennoch ungewiss.

Schwarze Box, gelbes Schild und ein kleines Scheinwerferlicht. So sehen Taxistandorttelefone im Jahr 2017 in Wien aus. In ihrem äußeren Erscheinungsbild haben sie sich damit seit ihrer Entstehung in den 1950er Jahren nicht auffallend stark geändert. Das kann man von ihrem Bekanntheitsgrad so nicht behaupten: Nur wenige kennen die „kleinen, schwarzen Boxen“ an den Taxiständen heute noch oder wissen, warum es sie gibt.

Standorttelefon Wien Taxi

ORF

115 Standorttelefone gibt es in Wien

Bestellung per Standorttelefon selten

Dabei hat sich ihre Funktion in all den Jahren nicht geändert: Die „kleinen Boxen“ sind nämlich nichts anderes als Standorttelefone, die man anrufen kann, um ein Taxi zu bestellen. Wenn das Telefon läutet, werden die Fahrer akustisch und per Licht darauf aufmerksam gemacht. Manche Fahrer installieren auch Zusatzgeräte ins Taxi, um das Läuten des Telefons auch im Auto zu hören. Mit einem Schlüssel sperrt der erstgereihte Fahrer des Standplatzes dann die Box auf, beantwortet den Anruf und kann die Bestellung entgegennehmen.

Zwei Betreiber

Betrieben werden die Standorttelefone von den Taxiunternehmen 40100 und 31300.

Diese Form der Taxibestellung ist heutzutage eher selten. Am liebsten bestellen die Wiener ihre Taxis per Telefon, Internet oder App. Eine Bestellung per Standorttelefon landet im Beliebtheitsranking somit ganz weit unten. Und trotzdem gibt es die Telefone, denn, „solange unsere Kunden den Telefonservice an den Standplätzen noch nutzen, werden wir ihn auch anbieten“, sagt Taxi-40100-Pressesprecherin Eveline Hruza.

Bei Pensionisten besonders beliebt

Eine genaue Zahl der Menschen, die ihr Taxi regelmäßig per Standorttelefon bestellen, will Hruza aus unternehmerischen Gründen nicht bekanntgeben. „Was wir allerdings sagen können, ist, dass die Standorttelefone bei Pensionisten besonders beliebt sind. Es geht ihnen dabei vor allem um die persönliche Bindung, denn oft stehen dieselben Taxifahrer an denselben Standplätzen, und die Leute freuen sich, wenn ‚der Fritz‘ wieder abhebt und sie jeden Mittwoch zur gleichen Uhrzeit zum Bowling fährt“, sagt Hruza.

Wallensteinplatz Taxi

Taxi 40100

Taxistandplatz am Wallensteinplatz 1962/63

Die Standorttelefone sind nicht nur persönlicher, sondern auch billiger. Eine Bestellung per Standorttelefon kostet nämlich halb so viel wie eine reguläre Bestellung über die Taxizentrale. Besonders häufig läutet das Taxitelefon momentan bei den Standplätzen in Mauer und in Grinzing.

Zukunft der Standorttelefone ungewiss

Doch nicht alle Standorttelefone erfreuen sich dieser Beliebtheit. Eveline Hruza spricht von einem „hohen Grad an Vandalismus“, mit dem die einzelnen Standorte zu kämpfen haben. Die Telefone würden in regelmäßigen Abständen beschmutzt und beschädigt, was für großen Unmut bei den Taxizentralen sorgt.

Trotzdem denkt man noch lange nicht daran, die älteste Bestellmöglichkeit für Taxis in Wien abzuschaffen. Auf die Frage, wie die Zukunft der Standorttelefone aussieht, antwortet Hruza: „Solange nicht nur zwanzig Menschen pro Monat anrufen, bleibt unser Service bestehen. Wie es allerdings in entfernter Zukunft für die Standorttelefone aussieht, kann man jetzt schwer sagen. Aber natürlich hängt ihr Bestehen von der Nutzung unserer Kunden ab.“

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