Portisch fordert stärkere EU

Am 19. Februar feiert Hugo Portisch seinen 90. Geburtstag. Der langjährige ORF-Kommentator zeigte sich im „Wien heute“-Interview nach wie vor als begeisterter Journalist und kritisierte die Haltung der EU-Kommission.

„Aufregend war es immer“ lautet der Titel der Biographie von Hugo Portisch. Dass er Anfang der 1990er Jahre das Angebot von SPÖ und ÖVP zur Kandidatur als Bundespräsident abgelehnt hat, bereute er im „Wien heute“-Interview mit Paul Tesarek nicht: „In jedem Posten dieser Art sehe ich eine Beschränkung meiner eigenen Freiheit. Nichts schätze ich mehr als meine Freiheit und deshalb den Beruf des Journalisten, der mir die Freiheit gibt, jeden zu fragen und alles zu sagen und manchmal auch etwas zu bewegen.“

Sein Vater, der ebenfalls Journalist war, war für Portisch zunächst kein Vorbild: „Ich wollte eher in die Welt hinaus, als Forscher.“ Die Laufbahn als Journalist hat er dann als „Brotberuf“ eingeschlagen, wegen des Gehalts von hundert Schilling pro Woche. Die Zukunft der Tageszeitung sieht er weiter rosig, den österreichische Journalismus bewertete er im internationalen Vergleich gut: „Die meisten Zeitungen gehen noch immer den wahrheitsgetreuen Weg.“

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„Wien heute“-Interview mit Hugo Portisch

Im Gespräch mit Chefredakteur Paul Tesarek spricht Hugo Portisch über seine Liebe zum Journalismus und kritisiert die EU.

Neues Buch über Donald Trump

Unzufrieden zeigte sich Portisch mit der Europäischen Union. „Man hat die Verteilung der Flüchtlinge beschlossen und dann nicht umgesetzt. Das halte ich für schlechte Bürokratie, schlechte Verwaltung und eine schlechte Umsetzung der Europäischen Kommission.“

Auch mit seinem neuen Buch will er „Europa aufwecken“. In „Leben mit Trump - ein Weckruf“ bringt Portisch die Absurdität der aktuellen Vorgänge in den USA unter anderem so auf den Punkt: „Trump trug während des Wahlkampfes Baseballkappen mit dem Slogan ‚Make America Great Again‘. Im Inneren der Kappe aber stand ‚Made in China‘“.

Anhand dieses Beispiels erörtert Portisch die Problematik der von Trump angekündigten Strafzölle und die daraus möglicherweise drohenden Handelskriege, die der neue US-Präsident entfachen könnte. „Europa soll nicht abwarten, bis Trump und Putin ihre Sprüche fällen, sondern selbst Ideen entwickeln“, so Portisch im „Wien heute“-Interview.

ORF-Schwerpunkt zum Geburtstag

Der ORF widmet Hugo Portisch zum 90. Geburtstag einen Programmschwerpunkt. Am 12. Februar ist in ORF2 die Dokumentation „Hugo Portisch. Der Erklärer“ zu sehen, in der unter anderem auch Heinz Fischer, Franz Vranitzky und Erhard Busek zu Wort kommen.

Nach Portischs Biografie „Aufregend war es immer“ wurde eine Trilogie von Karo Wolm und Wolfgang Winkler gestaltet, die am 17., 18. und 19. Februar auf ORF III zu sehen ist. Zudem zeigt ORF III zahlreiche zeitgeschichtliche Produktionen von und mit Hugo Portisch, unter anderem Folgen der Erfolgsserie Österreich II.

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