Donauwalzer: Jubiläum im Hallenbad

Er gilt als die heimliche Hymne Österreichs: Vor 150 Jahren ist der Donauwalzer von Johann Strauss (Sohn) in Wien uraufgeführt worden. Anlässlich des Jubiläums haben am Mittwoch zwei Feiern in Wien stattgefunden.

Der Donauwalzer ist ein echter Wiener. In der Praterstraße 54, dem Wohnort von Strauss, entstand der Welterfolg, der, wenn er ganz ausgespielt wird, neun Minuten und 16 Sekunden dauert. Der eigentliche Titel des Werks ist „An der schönen blauen Donau“. Johann Strauss, der die Walzer-Musik komponierte, war bei der Uraufführung am 15. Februar 1867 im Dianabad nicht dabei.

Der Grund, warum der Walzer in einem Bad uraufgeführt wurde: Das Bad in der Leopoldstadt war damals mit Donaukanalwasser gefüllt. Im Winter konnte sich das Bad ein Erhitzen des Wassers aber nicht leisten. Um das leere Becken dennoch zu nutzen, wurde die Schwimmhalle in eine Konzerthalle und einen Ballsaal umgewandelt. Aus dem Dianabad wurde so im Winter der Dianasaal.

Heimliche Hymne bis heute

Die Uraufführung des Donauwalzers fand dort am Abend des 15. Februars 1867 in der Chorfassung statt. Der Wiener Männergesang-Verein veranstaltete damals wegen des verlorenen Krieges gegen Preußen anstelle des traditionellen Narrenabends eine Faschingsliedertafel. Das damalige Gebäude des Bades in der Oberen Donaustraße steht heute jedoch nicht mehr, es wurde 1913 abgerissen. Das heutige befindet sich einige Meter davon entfernt in der Lilienbrunngasse.

Der erste Text des Walzers kam vom Dichter des Männergesangsvereins Josef Weyl. 1889 reimte Franz von Gernerth einen neuen. Dieser begleitete zwei Tage nach der Unabhängigkeitserklärung Österreichs, am 29. April 1945 - mangels einer Hymne - die Mitglieder der provisorischen Regierung unter Karl Renner zum Parlament. Dadurch wurde der Donauwalzer zur heimlichen Hymne Österreichs und darf heute bei keinem Jahreswechsel fehlen.

TV-Hinweis:

„Kulturmontag“ über den Donauwalzer, 20. Februar 2017, 22.30 Uhr, ORF2

Auch Kinogeschichte hat der „Donauwalzer“ geschrieben: Stanley Kubrick lässt in „2001: A Space Odyssey“ zu dessen Klängen das von der Erde gestartete Raumschiff an die im Orbit rotierende Raumstation andocken.

Musikalischer Festakt am Ort der Uraufführung

Die Johann-Strauss-Gesellschaft Wien nahm das Jubiläum zum Anlass für einen musikalischen Festakt am Ort der Uraufführung, dem Dianabad in der Leopoldstadt - oder besser gesagt, vor dem ultramodernen Gebäude, das sich heute am Standort befindet. Der damalige Saal des Dianabades - die Schwimmhalle wurde in der badefreien Zeit als Konzertlocation genutzt - ist nämlich schon seit 1913 Geschichte.

Eine Gedenktafel für "150 Jahre 'An der schönen blauen Donau'" von Johann Strauss am Uraufführungsort des Donauwalzers im Diananbad

APA/Neubauer

Gedenktafel wurde im Diananbad angebracht

Im Jahr 1867 erklang allerdings nicht die heute alljährlich im Wiener Musikverein von den Philharmonikern intonierte Fassung, sondern eine, die Strauß für den Wiener Männergesangsverein komponiert hatte - noch ohne Introduktion und Coda und in Begleitung einer Infanteriekapelle. Entsprechend stilecht zeichnete am Mittwoch die Gardemusik Wien unter Oberst Bernhard Heher für die musikalische Begleitung verantwortlich. Bis zur ersten Aufführung der heute gebräuchlichen konzertanten Fassung dauerte es dann noch ein wenig, erklang diese doch erstmals am 10. März im Volksgarten.

Zahlreiche Promis bei Feier

„Ohne Zweifel handelt es sich beim ‚Donauwalzer‘ um so etwas wie die heimliche Hymne des Landes“, würdigte die Grüne Bezirksvorsteherin der Leopoldstadt, Uschi Lichtenegger, beim Festakt den Walzer und erinnerte an die bewusste Verschleierung der jüdischen Wurzeln der Familie Strauß durch die Nationalsozialisten.

Der Präsident der Strauss-Gesellschaft, Peter Widholz, sinnierte über die herausragende Stellung des Donauwalzers im Strauß’schen Oeuvre, die sich auf die harmonische Mischung aus optimistischem Blick in die Zukunft und nostalgischem Rückblick, Erdenschwere und Tiefgang zurückführen lasse: „Johann Strauß gehört zu den erfolgreichsten Künstlern, die jemals gelebt haben.“

Auch Nachfahren aus der weitverzweigten Strauß-Dynastie, darunter Josef Strauß’ Ururenkel Willi, und zahlreiche Prominente wie Birgit Sarata oder Benimmpapst Thomas Schäfer-Elmayer beehrten das Event, das durch die Enthüllung einer Gedenktafel im heutigen Dianabad gekrönt wurde. Die erste, bereits 1937 im mittlerweile demolierten Bau vor 80 Jahren angebrachte findet sich mittlerweile im Bezirksmuseum.

Klassik-Hit mit eigenem Wikipedia-Eintrag

Aber bei einer Jubiläumsfeier beließ man es am Mittwoch nicht. Am Abend war im nahegelegenen Raiffeisen Forum vom Institut für Strauß-Forschung sowie im Namen der Strauß-Familie ein Gedenken an den Klassiker angesetzt, wobei hier die Chorvereinigung Schola Cantorum und das Ensemble Neue Streicher die Strauß-Melodie erklingen lassen sollten. Ehre, wem Ehre gebührt. Denn welches nur rund neun Minuten lange Musikstück hat schon einen eigenen Wikipedia-Eintrag?