Prügelvideo: „Wegsperren zu wenig“

„Wegsperren allein ist zu wenig“, sagt die Wiener Kinder- und Jugendanwältin Monika Pinterits, nachdem am Mittwoch die Urteile in der Causa um ein Prügelvideo gefallen sind. Es gehe darum, wieder „Mitgefühl für Andere zu bekommen“.

Drei Mädchen im Alter zwischen 16 und 17, ein 16-jähriger Bursch und ein 21-jähriger Mann wurden wegen schwerer Körperverletzung zu teilbedingten Freiheitsstrafen verurteilt. Drei von ihnen müssen auch ins Gefängnis - mehr dazu in Prügelvideo: Teilbedingte Haftstrafen.

Die Wiener Kinder- und Jugendanwältin Monika Pinterits

ORF

Die Wiener Kinder- und Jugendanwältin Monika Pinterits

„Das Schwierigste ist, wenn Kinder und Jugendliche einfach weggesperrt werden. Wegsperren allein ist zu wenig, um zu resozialisieren“, sagte Pinterits im „Wien heute“-Studiogespräch. Es gebe zwar die Jugendgerichtshilfe und die Bewährungshilfe, die sich um die Jugendlichen kümmern, aber „ich denke mir, das Problem ist, das Gefängnis in der Josefstadt ist kein Ort, wo man geläutert wird. Das ist ein Ort, wo man etwas lernt“, so Pinterits.

„Gefühl geben, dass sie auch etwas wert sind“

Der Hauptangeklagten und den beiden schuldig erkannten Burschen wurde die Weisung erteilt, sich einem Anti-Gewalt-Training zu unterziehen. Bewährungshilfe wurde angeordnet. Die 16 Jahre alte Hauptangeklagte und ihr gleichaltriger Komplize müssen sich außerdem einer psychotherapeutischen Behandlung unterziehen.

Das Anti-Gewalt-Training helfe „an und für sich schon“. Das Wichtigste sei präventiv zu arbeiten, so Pinterits. Darüber hinaus müsse man ihnen, wenn sie Trainings bekommen, „das Gefühl geben, dass sie auch etwas wert sind, dass sie eine Zukunft haben können. Da gehört eine Ausbildung dazu“, so die Jugendanwältin. Man müsse schauen, ob die Jugendlichen zum Beispiel einen Hauptschulabschlusskurs bräuchten.

Jugendanwältin Pinterits zu Gast im Studio

Pinterits im „Wien heute“-Studiogespräch mit Chefredakteur Paul Tesarek, nachdem die Schuldsprüche gefallen sind.

Diese Jugendlichen „haben kein Mitgefühl. Sie müssen wieder lernen, Mitgefühl für andere Menschen zu bekommen“. Das könne vor allem mit Hilfe von Psychologen erfolgen. Wichtig sei, dass die Jugendlichen zu ihrer Tat stehen und Zukunftsperspektiven haben, „durch das Gefühl, man kann auch aus ihrem Leben noch etwas machen“, so Pinterits.