Arbeitslose Flüchtlinge: Starker Anstieg

In Wien hat sich die Zahl der arbeitslos gemeldeten Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdoppelt. Ende Jänner waren es bereits über 18.000 Menschen. Das AMS will nun gegensteuern.

In Wien ist die Situation damit am herausforderndsten: Fast zwei Drittel der Geflüchteten sind in Wien arbeitslos gemeldet. Wobei Wien ohnehin schon höhere Arbeitslosenzahlen als Westösterreich hat. Viele Menschen würden sich vom Wiener Arbeitsmarkt aufgrund dessen Größe die besten Chancen erwarten, so AMS-Wien-Chefin Petra Draxl. Zugleich biete Wien aber für Menschen ohne österreichischen Bildungsabschluss nur geringe Möglichkeiten.

Ein Problem sei auch, dass es bei der Mindestsicherung noch keine bundesweit einheitliche Regelung gebe, erklärte Draxl bei einer Pressekonferenz des AMS am Freitag. Auch dass es keine Wohnsitzauflage für Asylberechtigte gebe, würde es Wien nicht leichter machen - durch eine solche könnte man die Menschen besser auf Österreich verteilen.

Mehr Mittel für Wiener AMS

Das AMS Wien will nun gegensteuern und unter anderem die Asylberechtigten überregional vermitteln, zum Beispiel bei der Vermittlung von Lehrplätzen. Österreichweit plant das AMS für 2017 Fördermaßnahmen für rund 34.000 Asylberechtigte. 28.518 davon werden an Schulungen teilnehmen. Hilfreich sollten heuer die leicht anziehende Konjunktur sowie zusätzliche Deutschkurse und mehr Mittel für das AMS Wien sein, so AMS-Chef Johannes Kopf.

Zu der Unterbringung von Asylberechtigten in gemeinnützigen Jobs hielt Kopf fest, dass sich das auf zwei Personengruppen beschränken werde: jene, die in den Pflegebereich wollen, und jene, die sonst nirgends unterzubringen sind. „Personen, die im Arbeitsmarkt sind, werden wir dafür sicher nicht herausnehmen“, betonte der AMS-Chef.

Auch Plus bei Beschäftigung von Flüchtlingen

Das AMS zeigte bei der Pressekonferenz am Freitag ein sehr differenziertes Bild ihrer Kundschaft mit Asylberechtigung. So gab es auch ein deutliches Plus bei der Beschäftigung. Von den Menschen, die von Anfang 2015 bis Mitte 2016 einen positiven Asylbescheid erhalten haben, kamen 15 Prozent auf dem Arbeitsmarkt unter. 67 Prozent waren beim AMS gemeldet, und der Rest stand dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung (etwa durch Schwangerschaft).

Die beste Qualifizierung hatten Personen aus Syrien, dem Iran und dem Irak, während bei den Afghanen ein Viertel gar keine Schulbildung hat. Frauen sind im Schnitt besser ausgebildet, haben aber oft keine Berufserfahrung. Wobei eine bessere Qualifikation nicht automatisch gute Jobchancen bedeuten. „Von einem Akademiker erwartet man auch ein besseres Deutsch“, verweist AMS-Chef Johannes Kopf auf die „lange Reise der Integration“.

Auch St. Pölten und Linz mit hohem Anteil

Österreichweit stieg die Zahl der als arbeitslos gemeldeten Asyl- und Schutzberechtigten im Jänner im Vergleich zum Vorjahr österreichweit um 33 Prozent auf 28.720 Personen. Dabei sind auch Personen in AMS-Schulungen mitgezählt. Neben dem Ballungsraum Wien weisen die Bezirke St. Pölten und Linz einen besonders hohen Anteil von Asylberechtigten an den Arbeitslosen auf.

AMS ließ Geflüchtete ihre Geschichten erzählen

Bei der Pressekonferenz bat das AMS auch mehrere Asylberechtigte, ihre Integrationsgeschichten zu erzählen. Die 1965 geborene Tschetschenin Khabta Suleymanova studierte beispielsweise in Russland Medizin und arbeitete in ihrem Heimatland als Kinderärztin. 2009 kam sie nach Österreich und begann 2012 ein Nostrifizierungsstudium an der Uni Wien. Heuer im Frühjahr wird sie ihren Turnusplatz antreten.

Aus Syrien stammt Muhammad Hussam al-Zalek (Jahrgang 1990), der in der Sockenfabrik seiner Familie arbeitete. Er floh und landete in einer Flüchtlingsunterkunft in der Südsteiermark, wo er seine Mitbewohner bekochte. Diese Leidenschaft führte ihn zu einem Arbeitstraining im Gasthaus Zur alten Schule (Riedenthal/NÖ), mittlerweile führt er dieses Programm im Wiener Le Salzgries fort.

Ebenfalls in der Gastronomie landete der Afghane Fazelwahab Shadgul (Jahrgang 1964). Nach einem Deutschkurs im Verein Ute Bock holte er den Pflichtschulabschluss nach und macht inzwischen eine Lehre als Restaurantfachmann.

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