Neun Jahre Haft für Juwelierräuber

Ein Juwelierräuber ist am Freitag in Wien rechtskräftig zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Der 44-Jährige hatte bei dem Überfall in der Wiener Innenstadt Schmuck im Wert von knapp 1,1 Millionen Euro erbeutet.

Der Moldawier hatte den Coup am 6. Juni 2015 mit vier Landsleuten verübt. Zunächst betrat einer von ihnen das Geschäft auf dem Stephansplatz und täuschte Interesse an einer Luxusuhr vor. Plötzlich nahm er die Verkäuferin in den Schwitzkasten, während seine teilweise maskierten Komplizen in den Laden stürmten und mit mitgebrachten Hämmern die Vitrinen zertrümmerten - mehr dazu in Juwelier im Haas-Haus überfallen.

Juwelierüberfall

APA/Punz

Die Räuber zertrümmerten die Vitrinen mit Hämmern

Verkäuferin attackierte Räuber mit Laptop

Innerhalb weniger Sekunden rafften sie 86 Schmuckstücke zusammen, doch dann passierte Unvorhergesehenes: Die zweite Verkäuferin griff zu einem Laptop, lief damit auf den im Eingangsbereich postierten 44-Jährigen zu und schlug diesem das Gerät derart heftig auf den Kopf, dass es zersplitterte.

„Ein couragiertes Auftreten, das muss man sich erst einmal trauen“, stellte Staatsanwältin Tamara Ranzdorf fest. Der benommene Räuber war derart überrascht, dass er seinen Posten aufgab und nach draußen taumelte. Die Angestellte, die bereits Alarm ausgelöst hatte, versuchte darauf die Tür bis zum Eintreffen der Polizei zuzuhalten. Die Komplizen des 44-Jährigen erkannten die Situation, ließen einige Uhren liegen und brachen den Raub ab, indem sie zu viert die Frau zur Seite drückten und flüchteten.

44-Jährige während Urlaub am Meer verhaftet

In Folge des heftigen Schlags hatte der 44-Jährige seinen Hammer mit seinen DNA-Spuren fallen und am Tatort zurück gelassen. Als diese mit der DNA-Datenbank abgeglichen wurden, setzte es einen Treffer: Der Gesuchte war wenige Monate zuvor in Wien wegen eines Diebstahls verurteilt worden. Es wurde ein Europäischer Haftbefehl erlassen, der 44-Jährige, der sich nach dem Überfall wieder in seine Heimat begeben hatte, wurde im Juli 2016 in der benachbarten Ukraine verhaftet, als er Urlaub am Meer machen wollte. Die ukrainischen Behörden nahmen den Mann in Auslieferungshaft, kurz vor Weihnachten wurde er nach Wien überstellt.

Angeklagter: Geld für krebskranke Mutter

Vor einem Schöffensenat (Vorsitz: Nicole Baczak) legte er nun ein umfassendes Geständnis ab und gab auch die Namen seiner vier Komplizen preis. „Ich hab’ einen von ihnen um Geld gebeten. Er hat gesagt, dass er keines hat, dass ich aber eines verdienen kann. Danach sind wie hier her gekommen“, berichtete der Angeklagte. Er habe Geld für seine krebskranke Mutter benötigt. Er hatte in Moldau zeitweise als Busfahrer bzw. in einer Wurstfabrik gearbeitet. Die medizinische Behandlung seiner Mutter konnte er damit nicht finanzieren.

Fahndung nach Komplizen läuft

„Vor ihnen sitzt nicht der Boss einer Mafia-Bande, sondern das letzte Würschtl, der Ungeschickteste, dem nicht einmal sein Anteil an der Beute gegeben wurde“, führte der Verteidiger ins Treffen. Seine Partner warfen dem 44-Jährigen vor, auf die zweite Angestellte nicht aufgepasst zu haben. „Sie haben gesagt, ich bin zu früh geflüchtet und Schuld, dass sie zu wenig Beute gemacht haben. Deshalb hab’ ich nichts bekommen“, verriet er dem Gericht.

In der Urteilsbegründung verwies die Vorsitzende auf die „hohe kriminelle Energie“, der mit einer entsprechend hohen Freiheitsstrafe entgegen getreten werden müsse. „Das ist um 15.00 Uhr mitten im Herzen von Wien passiert und hat gerade einmal 15 Sekunden gedauert“, betonte die Richterin. Nach den Mittätern wird bereits intensiv gefahndet, zu einem von ihnen soll es konkrete Hinweise auf seinen aktuellen Aufenthaltsort geben.