Mitarbeiterbefragung: Müller protestiert

Bei der Drogeriekette Müller hat die Gewerkschaft eine Mitarbeiterbefragung gestartet. Anlass ist die Kündigung einer Wiener Mitarbeiterin, die laut Gewerkschaft einen Betriebsrat gründen wollte. Die Firma protestiert.

Am Freitag verschickte die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp) Briefe an die 2.800 Beschäftigten der Drogeriekette, um sie über ihre Arbeitsbedingungen zu befragen. Bereits in den vergangenen Tagen tourte die Gewerkschaft durch Müller-Filialen in ganz Österreich und informierte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die Befragung.

GPA-djp-Vorsitzender Wolfgang Katzian (L), Özlem Bakiray (M) und Barbara Teiber (GPA-djp Wien)

APA/Herbert Neubauer

GPA-djp-Vorsitzender Wolfgang Katzian (l.), Özlem Bakiray (M.) und Barbara Teiber (GPA-djp Wien) kritisieren das Vorgehen der Drogeriekette

Nicht überall sei man mit offenen Armen empfangen worden: „In einigen Filialen wurden wir von der Leitung gebeten, die Filiale zu verlassen. In Floridsdorf war der Ton rauer“, sagte die Wiener GPA-Regionalgeschäftsführerin Barbara Teiber. Die gekündigte Mitarbeiterin Özlem Bakiray in besagter Filiale in Wien-Floridsdorf beschäftigt - mehr dazu in Kündigung wegen Betriebsratsgründung.

Filialeiter sollen von Hausrecht Gebrauch machen

Vertriebs- sowie Verkaufsleitung von Müller verschickten kürzlich ein E-Mail an alle österreichischen Filialleiter. „Sollten externe Personen oder Organisationen in unseren Häusern in dieser Angelegenheit Kontakt zu unseren Mitarbeitern suchen, so darf dies nur nach vorheriger schriftlicher Anfrage an unseren Firmengründer und Inhaber Herrn Erwin Müller erfolgen“, heißt es darin. Bislang sei dies nicht erfolgt. Die Filialleiter werden ersucht, höflich auf das Hausrecht hinzuweisen.

„Wir sind der festen Überzeugung, dass wir Mitarbeiter informieren dürfen“, entgegnete Teiber. Großteils seien die Vertreter der Gewerkschaft aber freundlich in den Filialen empfangen worden, wenngleich viele Beschäftigte Angst vor negativen Konsequenzen hätten, erzählte Teiber.

Befragung „nicht im Interesse unserer Mitarbeiter“

In einem zweiten Schreiben, das das Müller-Management in den Filialen aufgehängt hat, wird darauf hingewiesen, dass Müller die Befragung der Gewerkschaft nicht unterstütze und als Unternehmen daran auch nicht teilnehmen werde. Darin heißt es auch: „Aufgrund der eindeutig tendenziösen Argumentation in den Medien müssen wir leider davon ausgehen, dass die angekündigte Befragung nicht objektiv ist. Sie ist damit nicht im Interesse unserer Mitarbeiter.“ Das Unternehmen weist darauf hin, dass die Filial- und Bezirksleitung „immer gerne für Sie da“ sei und es zudem in jeder Müller-Filiale einen roten Briefkasten gebe, über den man Herrn Müller persönlich schreiben könne.

Gewerkschafterin Teiber meint dazu, dass man ohnehin nicht das Unternehmen befragen wolle, sondern die Beschäftigten. Sie hofft, dass die Beteiligung an der Befragung hoch ist. In den Briefen seien Rücksendekuverts beigelegt, die Beantwortung der Fragen erfolge anonym.

Müller-Chef nimmt erstmals Stellung

Unterdessen nahm der Chef von Müller in einem Schreiben an Kunden erstmals Stellung zur umstrittenen Kündigung. Man habe „mit Bedauern“ die „breit gestreuten Negativnachrichten“ aus den Medien und die hieraus resultierenden Reaktionen vernommen. Die Mitarbeiterin geringfügig beschäftigt gewesen. „Wir können Ihnen versichern, dass diese Trennung leistungs- und unternehmensbedingt erfolgt ist und richtig war“, heißt es in dem Brief. Bekommen haben ihn unter anderem Kunden, die sich bei Müller beschwerten. Datiert ist das Schreiben mit 15. Februar, unterschrieben von Erwin Müller persönlich.

In dem Brief wird unter zehn Punkten aufgezählt, welche Leistungen Müller-Beschäftigte erhalten. Beispielsweise: „Wir entlohnen unsere Mitarbeiter deutlich über den kollektivvertraglichen Mindestentgelten. Unsere Gehälter werden immer pünktlich überwiesen. Müller-Mitarbeiter erhalten beim Einkauf in den Filialen bis zu 20 % Personalrabatt.“

Zudem würde ein Zuschuss zur Berufskleidung geleistet, Fort- und Weiterbildungskosten übernommen und Jubilare gefeiert, wo Beschäftigte je nach Firmenzugehörigkeit Geschenke bekämen. Auch kuriosere Leistungen gibt der Müller-Chef preis - wie, dass alle Müller-Mitarbeiter „eine reich gefüllte Nikolaustüte“ bekämen oder ein „kleines Präsent zu Valentin“.

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