Toni Erdmann: Ruzowitzky glaubt nicht an Oscar

Der Wiener Regisseur und Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky rechnet nicht mit einem Oscar für den Film „Toni Erdmann“. Favorit sei ein iranischer Film, mit dem die Academy „Trump eine kleine Ohrfeige verpassen“ könne, so Ruzowitzky.

„Für die Academy ist das jetzt die beste Möglichkeit, ein Zeichen gegen Trump zu setzen, indem man den iranischen Film wählt“, sagte Ruzowitzky am Samstag im Interview mit „Wien heute“. Er kenne den iranischen Film allerdings nicht und wisse daher auch nicht, wie berechtigt das sei. „Aber es gehen eigentlich alle davon aus, dass der gewinnt, weil das traditionell liberale Hollywood sich das nicht entgehen lassen will, Trump eine kleine Ohrfeige zu verpassen.“

Stefan Ruzowitzky

ORF

Stefan Ruzowitzky erinnerte sich im Interview auch an seine Oscar-Verleihung

Der Vater-Tochter-Film „Toni Erdmann“ der deutschen Regisseurin Maren Ade ist als „Bester fremdsprachiger Film“ nominiert. Die Rolle des Vaters spielt Burgtheater-Schauspieler Peter Simonischek, kofinanziert wurde der Film von der in Wien ansässigen Produktionsfirma Coop99. Der iranische Filmemacher Asghar Farhadi ist für sein Drama „The Salesman“ nominiert. Er nimmt nicht an der Oscar-Verleihung am Sonntagabend teil, um gegen Trumps Einreiseverbot für Bürger aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern - darunter auch der Iran - zu protestieren. Das Dekret wurde von US-Gerichten zunächst ausgesetzt.

Stefan Ruzowitzky zu Gast in „Wien heute“

Stefan Ruzowitzky sprach in „Wien heute“ über die Oscar-Chancen für die deutsch-österreichische Koproduktion „Toni Erdmann“.

Oscar-Verleihung „stressig“

Ruzowitzky erinnerte sich im „Wien heute“-Gespräch auch an seine eigene Oscar-Verleihung für den Film „Die Fälscher“ im Jahr 2008. Es sei eine stressige Situation gewesen, und er habe sich damals davor fest vorgenommen, „A, ich will ihn gewinnen, und B, ich werde ihn gewinnen“, sagte der Wiener. „Ich kenne das von anderen Preisverleihungen, dass man, gerade wenn da so ein großes Publikum ist, sich im letzten Moment denkt, das ist jetzt so peinlich, hoffentlich kriegt ihn jemand anderer und ich muss da nicht raus.“

Die Trophäe steht bei Ruzowitzky zuhause auf einer kleinen Stellage. "Sehr ehrenvoll, aber so, dass es nicht zu angeberisch ist“, verriet er. Die Auszeichnung hätte ihm durchaus mehr Aufträge und Möglichkeiten verschafft: „Aber geschenkt wird dir trotzdem nichts“, so Ruzowitzky. Man dürfe zwar „mit den größeren Jungs mitspielen“, Geld nachgeschmissen werde einem aber definitiv nicht.

Simonischek als Titelheld in „Toni Erdmann“

Komplizen Film

Simonischek als Titelheld in „Toni Erdmann“

In den Kinos läuft derzeit Ruzowitzkys Actionthriller „Die Hölle“. Es sei erst der zweite Film, den er in Wien gedreht habe, nach seinem Erstlingswerk „Tempo“. In seiner Heimatstadt zu arbeiten, sei „schon nett“ gewesen. „Da kennt man halt doch irgendwelche Ecken, wo man tausendmal vorbeigefahren ist, und sich jedes Mal gedacht hat, das schaut super aus, da könnte man etwas machen“, sagte Ruzowitzky. Eine der actionreichsten Szenen spielt etwa in der Nähe des Cafe Prückel - mehr dazu in „Die Hölle“: Action auf internationalem Niveau.

Oscar-Partys in Burg- und Gartenbaukino

Für eine Oscar-Party muss man nicht ins Dolby Theatre nach Los Angeles. Bereits zum elften Mal laden heuer das Gartenbaukino, die Viennale und philiale in das Einsaalkino am Wiener Ring zur kostenlosen Oscar-Nacht - inklusive Oscar-Wette und Gratisfrühstück für diejenigen, die bis zum Morgengrauen durchhalten.

Bevor die eigentliche Übertragung der Galanacht um 1.30 Uhr beginnt, werden bereits ab 12.00 Uhr sechs heuer nominierte Filme gezeigt - beginnend mit dem franko-schweizer Animationsfilm „Mein Leben als Zucchini“ und endend mit der Österreich-Premiere des Neo-Westerns „Hell or Highwater“ (ab 23.30 Uhr). Wer Karten für den Streifen hat, darf danach einfach sitzenbleiben. Für die restlichen Plätze werden ab 23.30 Uhr Zählkarten an der Abendkasse ausgegeben.

Mittlerweile auch schon zum sechsten Mal dabei im Oscar-Reigen ist das Wiener Burgkino, wo die Gala ebenfalls kostenlos zu sehen ist - ebenfalls ab 1.30 Uhr. Die Projektion der nominierten Filme zieht man hier allerdings über die gesamte kommende Woche. Auch ORF eins überträgt die Verleihung live - ab Montag, 0.55 Uhr.

Letzter Oscar für Österreich 2013

Bei einem Oscar für „Toni Erdmann“ könnte mit Simonischek heuer nach längerer Pause wieder einmal ein Österreicher auf der Bühne des Dolby Theatre stehen. Zuletzt erhielt 2013 Michael Haneke den Oscar für „Liebe (Amour)“ als besten fremdsprachigen Film. Im gleichen Jahr wurde der Wiener Christoph Waltz als bester Nebendarsteller für „Django Unchained“. Die Oscars werden heuer eine Leistungsschau für den Musicalfilm „La La Land“ - zumindest wäre bei 14 Nominierungen alles andere eine Überraschung - mehr dazu in news.ORF.at.

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