Wiener Forscher wollen tierisch kleben

Wiener Wissenschaftler wollen tierischen Klebstoff bekannter machen. Ein Meeting im Naturhistorischen Museum soll Forscher und Besucher für das Thema begeistern und etwa über die Kleberqualitäten des Salamanders informieren.

Der Querzahnmolch verwendet Klebstoff zur Verteidigung. Er pickt dem Angreifer damit das Maul zu. Neuseeländische Glühwürmchen lassen klebrige Fäden von der Höhlendecke hängen, in denen sich ihre Opfer verfangen. Thailändische Zwergtintenfische haben einen klebrigen Rücken, mit dem sie sich im Fluss an Steine haften. Kommt die Beute des Weges, schlagen sie zu.

Wie Spinnen, nur ohne Netz, angeln die Glühwürmchen nach Beute

Victoria Dorner

Wie Spinnen, nur ohne Netz, angeln die Glühwürmchen nach Beute

All diese Tiere produzieren Klebstoff. Genauso, wie auch Schnecken und Fliegen. „Bei den meisten Tieren passiert das über die Haut oder die Drüsen“, sagt Zoologe Janek von Byern vom Ludwig Boltzmann Institut für Experimentelle und Klinische Traumatologie in Wien. Von Byern sucht seit Jahren nach natürlichen Formen von Klebstoff, als Ersatz für chemische Stoffe.

Keine „Tierfarmen“ geplant

Eine Konkurrenz für den chemischen Klebstoff, der den Großhandel dominiert, sind die tierischen Alternativen bisher nicht. „Solche Mengen können wir auch nicht sammeln. Das würde dem Naturschutzgedanken widersprechen“, sagt von Byern. Ziel der Forschung sei auch nicht, riesige Tierfarmen anzulegen: „Wir wollen den Klebstoff der Tiere in unserer Forschungsarbeit charakterisieren und danach künstlich nachahmen“, so von Byern.

Die größten Erfolge konnten bisher mit Muscheln erzielt werden: „Da ist die Forschung relativ weit fortgeschritten. Vor allem in der Kosmetik gibt es Produkte, die Muschelklebstoff beinhalten“, erzählt von Byern. Bei Salamandern und Tintenfischen etwa, stecke die Forschung noch in den Kinderschuhen.

Auch die Miesmuschel kann ordentlich kleben

Ingo Grunwald

Miesmuschel-Kleber wird bereits in der Kosmetik verwendet

Treffen soll Forscher gewinnen

Das soll sich nun ändern. Einen ersten Schritt wollen die Forscher rund um von Byern mit einem Expertentreffen zum Thema Bioklebstoffe im Naturhistorischen Museum machen. Gemeinsam mit seinem Kollegen Norbert Cyran, will von Byern andere Wissenschaftler für den Bioklebstoff begeistern: „Wir brauchen ein breites methodisches und akademisches Netzwerk, um unsere Klebstoffe umfassend zu charakterisieren.“

Das Treffen findet von 6. bis 7. März statt und ist öffentlich zugängig. Für Montag ist ein Publikumsevent geplant, bei dem von 9.30 bis 15.00 verschiedene klebrige Beispiele aus der Natur vorgeführt werden. Dazu zählen nicht nur Tiere, sondern auch fleischfressende Pflanzen.

Salamander-Klebstoff ist vor allem für trockene Haut gut geeignet

Janik von Byern

Salamander-Klebstoff ist vor allem für trockene Haut gut geeignet

Natürlicher Kleber: Fibrin aus Wien

Wien kann auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken, wenn es um natürliche Klebstoffe geht. „Der weltweit angewandte Klebstoff Fibrin, wurde in den 1970er Jahren in Wien erfunden und ist bis heute der einzige medizinische Klebstoff, der wirklich biologisch ist“, erklärt Heinz Redl, Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Experimentelle und Klinische Traumatologie. Fibrin ist ein Gewebeklebemolekül, das aus menschlichem Blutplasma gewonnen wird. Es spielt eine zentrale Rolle beim menschlichen Wundverschluss.

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