Albertina zeigt Inszenierung vor der Kamera

Vom Plakat zu „Acting for the Camera“, der jüngsten Fotoausstellung der Wiener Albertina, lacht Romy Schneider. 120 Werke untersuchen diverse Formen der Selbstinszenierung von Modellen vor der Fotokamera.

1964 von Fotografenlegende Will McBride in Paris in Szene gesetzt, lehnt die damals 25-jährige Schauspielerin Romy Schneider leger auf einem Sofa, wirft ihren Kopf zurück; die Augen geschlossen, den Mund zu einem breiten, ansteckenden Lachen geöffnet. Spontaner Lachanfall oder betont sympathische Pose?

Eine der ältesten Fotosammlungen

Um verschiedenste Formen der (Selbst-)Inszenierung von Modellen vor der Fotokamera geht es in der nunmehr dritten Präsentation der Albertina-Fotosammlung in den hauseigenen Galleries for Photography. Die Sammlung gehörte zu den ältesten der Welt, sagte Walter Moser, der die Ausstellung gemeinsam mit Anna Hanreich und Astrid Mahler kuratiert hat.

Ausstellungshinweis:

„Acting for the Camera“ in der Galleries for Photography der Albertina, Albertinaplatz 1, 1010 Wien. 10. März bis 5. Juni. Täglich 10 bis 18 Uhr, Mittwoch 10 bis 21 Uhr.

Kuratorenführung mit Walter Moser am 5. April und mit Anna Hanreich am 3. Mai um jeweils 17.30 Uhr

Bereits ab den 1850ern sei intensiv gesammelt worden; um 2000 wurde die Tätigkeit unter Direktor Klaus Albrecht Schröder wiederbelebt und eine eigene Fotosammlung gegründet. Die Zeitspanne der 120 ausgewählten Werke reicht dann auch von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, bildet verschiedenste technische Verfahren und Methoden ab und macht rote Fäden in der Fotografiegeschichte sichtbar - nicht zuletzt die verschwimmende Grenze zwischen Authentizität und Inszenierung.

Die Übergänge zwischen den sechs thematischen Schwerpunkten - Bewegungsstudien, Studienvorlagen, Tanz, Tableaux Vivants, Schauspielerporträts und aktionistische Inszenierungen - sind dementsprechend fließend.

Bogen bei Rolle von Fotomodellen

Bei der Frage der Autorenschaft spannt „Acting for the Camera“ einen Bogen von der ganz und gar untergeordneten bis zur dominanten Rolle von Fotomodellen: So posierten anonyme Frauen um 1890 für wissenschaftliche Bewegungsstudien oder Aktvorlagen für Maler nach präzisen Anweisungen von Fotografen wie Ottomar Anschütz, der mit dem Verkauf von Körperstudien als erotische Akte gleichsam den Absatz in die Höhe trieb.

Anfang des 20. Jahrhunderts hingegen kollaborierten Tänzerinnen intensiv mit Fotografen, um ihre Aufführungen medial zu vermarkten, während Film- und Theaterschauspieler das Medium bewusst einsetzten, um ein Image zu konstruieren: Romy Schneider und Will McBride etwa nutzten „seriell performative Aufnahmen, um Romys schauspielerische Bandbreite und Persönlichkeit herauszuarbeiten“, so Moser.

Der Maler Arnulf Rainer schließlich ließ seinen eigenen Körper neutral ablichten, definierte später den finalen Bildausschnitt, übermalte das Werk - und wies daher erst gar keinen Fotografen aus.

Tanzstudien zur Etablierung als Kunstmedium

An Tanzstudien aus der Frühzeit des modernen Ausdruckstanzes sei laut Moser dann auch der Versuch abzulesen, Fotografie als künstlerisches Medium zu etablieren. So wand Rudolf Koppitz bei seiner „Bewegungsstudie“ vierer russischer Balletttänzerinnen im Jahr 1926 den mehrfarbigen Gummidruck an, um einen weichen Malereieffekt zu erzielen. Mit freiem Auge schwer erkennbar ist, dass der österreichische Fotograf den ausgestellten Fuß einer Tänzerin nachträglich dazu malte - womöglich wegen mangelhafter Belichtung.

Josef Anton Trcka indes ließ sich bei seinen innovativen Porträts stark von expressionistischem Tanz inspirieren: Charakteristisch ist die expressive Handgeste abgebildeter Tänzerinnen, aber auch von Egon Schiele in einem berühmten Porträt, das für die Schau großflächig auf eine Wand gedruckt wurde.

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