Wiener App hilft einer Million Diabetikern

Mehrmals täglich Blutzucker messen, alle Mahlzeiten genau dokumentieren - der Alltag mit Diabetes braucht viel Disziplin. Erleichterung bietet dabei die in Wien entwickelte Handy-App mySugr. Inzwischen hat sie rund eine Million Nutzer.

Die App erfasst alle für die Betroffenen lebensnotwendigen Daten und ersetzt somit das aufwendige Ernährungstagebuch. Sie zeigt Benutzern den Blutzuckerwert an, wie viele Kohlenhydrate sie gegessen haben und berechnet daraus die richtige Insulinmenge. mySugr ist seit 2012 auf dem Markt und auch als Medizinprodukt zertifiziert. Ihren Sitz hat die Firma in der Schottenfeldgasse in Wien-Neubau.

Diabetes App

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Die App ersetzt das aufwendige Ernährungstagebuch

Das Team dahinter weiß aus eigener Erfahrung, was den Alltag mit Diabetes einfacher macht. 14 der 45 mySugr-Mitarbeiter sind selbst Typ-1-Diabetiker, also der genetisch vererbten Form von Diabetes. Auch der operative Geschäftsführer Anton Kittelberger hat Typ-1-Diabetes. „Die meisten Diabetiker wollen sich nicht um den Diabetes kümmern, sondern einfach ihr Leben leben“, erklärte Kittelberger im „Wien heute“-Interview das Ziel. „Wir arbeiten jetzt schon einige Jahre daran, viel von dem ganzen Management zu automatisieren.“

Diabetes häufigster Grund für Erblindungen

Nachlässig zu sein kann für Diabetiker tödlich sein oder andere dramatische Folgen haben. „Diabetes ist in Industrieländern der häufigste Grund, warum Menschen erblinden“, sagte Thomas Wascher, Diabetologe im Wiener Hanusch-Krankenhaus. Diabetes sei in Österreich auch einer der häufigsten Gründe, warum Menschen eine Nierenersatztherapie brauchen. „Und Diabetes ist auch der häufigste Grund in Österreich für Amputationen, die nicht auf Unfälle und Verletzungen zurückzuführen sind“, so Wascher.

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Das Team hinter der App hat seinen Sitz in Neubau

90 Prozent der Diabetiker erkranken an Typ-2-Diabetes. Wesentlicher Grund dafür: Übergewicht durch zu viel zuckerhaltige Ernährung und zu wenig Bewegung. Die App mySugr richtet sich an beide Diabetiker-Gruppen, betonte Kittelberger. „Egal, ob man Typ-1- oder Typ-2-Diabetes hat, ohne die Daten kann man im Prinzip keine guten Entscheidungen treffen. Man würde sonst von Situation zu Situation wieder Gefühlsentscheidungen treffen.“

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