Andre Heller wird 70: Autobiografie fehlt noch

Der Wiener Liedermacher und Autor Andre Heller feiert am Mittwoch seinen 70. Geburtstag. Immer wieder hat sich der Künstler aus tiefen gesundheitlichen Krisen aufgerappelt. Eine selbst geschriebene Biografie ist noch ausständig.

Trotz vieler autobiografisch inspirierter Arbeiten ist Heller eine richtige Autobiografie bisher schuldig geblieben. Pläne dafür gibt es längst. Sie solle die Form haben von einem „Brunnengott, der Geschichten sprudelt“, sagte er einmal im Interview mit der APA. Vielleicht ist sie ja auch längst geschrieben. Denn „ob ich es zu meinen Lebzeiten publik mache, steht noch sehr in den Sternen“.

Andre Heller

ORF

Andre Heller feiert am Mittwoch seinen 70. Geburtstag

Geboren wurde Heller am 22. März 1947 in Wien, als Sprössling einer vermögenden Zuckerbäckerfamilie. Sein Geburstname lautet eigentlich Francis Charles Georges Jean Andre Heller-Huart. Aufgewachsen ist er in Hietzing.

Oft mit Niederlagen konfrontiert

Mit Missgriffen lernte Heller umzugehen. Seine zum 65. Geburtstag erschienene und nun erweiterte Biografie „Feuerkopf“, geschrieben von Christian Seiler, erzählt von Medikamentenabhängigkeit, von tiefen gesundheitlichen Krisen und vom immer wieder neuen Aufrappeln - oft mit einem neuen künstlerischen Medium. Heller war zum Beispiel als Filmregisseur tätig, etwa bei der Dokumentation über Hitlers Sekretärin „Im toten Winkel“. Regie führte er auch bei der Oper „Erwartung / La Voix Humaine“ im Pariser Theatre du Chatelet.

„Thema“: Ein Unbequemer wird siebzig

Radiomoderator, Sänger, Schriftsteller, Zirkusgründer, politischer Aktivist - Andre Heller hat viele Gesichter. Und immer hat er polarisiert.

Seinen letzten großen Erfolg feierte Heller mit „Afrika! Afrika!“: Das „magische Zirkusereignis vom Kontinent des Staunens“ aus 2005 wurde zum erfolgreichsten Zirkustheater Europas und mehrfach erneuert und wieder aufgenommen. Weniger glücklich verlief Hellers Pferdeshow „Magnifico“, deren Produktionsfirma wegen zu hoher Produktionskosten und zu geringem Publikumsinteresse schon nach kurzer Zeit Insolvenz anmelden musste.

Der Künstler Andre Heller

APA/Georg Hochmuth

Heller lebt heute in Wien und Marrakesch

„Poet der vielen Disziplinen“

Sein Biograf Seiler würdigt Heller als „Poet der vielen Disziplinen“, das Rabenhof-Theater beschreibt ihn als „Gartenkünstler, Wunderrabbi und Pyrotechniker“, und das österreichische Feuilleton kennt für Andre Heller - je nach Zeitpunkt in seiner mehr als fünf Jahrzehnte währenden Künstlerkarriere - auch noch zahlreiche weitere Attribute: Sänger, Schriftsteller, Impresario, Aktivist.

Seine autobiografische Prosa „Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“ trägt die Altersmilde, die dem einstigen Rotzbuben heute manchmal hämisch angekreidet wird, geradezu im Titel und steht derzeit vor ihrer Verfilmung. Auch der zum Bestseller avancierte Roman „Das Buch vom Süden“, dessen Protagonist Julian Passauer nicht wenige Merkmale mit seinem Autor teilt, gibt Einblicke in die inneren Kämpfe eines Unangepassten, der stets von großem materiellen wie kreativem Reichtum umgeben war, ohne damit jemals zufrieden sein zu können.

Doku: Die wahren Abenteuer des Andre Heller

„Wer keine guten Nerven hat, der darf nicht ich werden“, sagt Andre Heller. Ein Porträt von Andrea Morgenthaler und Christian Seiler.

Zum Geburtstag in Marrakesch

Zum Geburtstag hat sich Heller in seinen marokkanischen Paradiesgarten zurückgezogen, „Anima“, das Gartenkunstwerk bei Marrakesch, eröffnete er im Vorjahr. Präsent ist er in seiner Geburtsstadt Wien aber rund um den Jubeltag dennoch nicht zu knapp.

Nicht nur, weil im Rabenhof die literarisch-musikalische Revue „Holodrio“ gespielt wird: Eine Würdigung der vielfältigen Karriere Hellers zwischen Austropop und Zirkuskunst. Kürzlich erschien „Uhren gibt es nicht mehr“, die zärtlichen und erstaunlichen Gespräche Hellers mit seiner 102 Jahre alten Mutter.

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