Wien bietet EU-Agentur acht Standorte an
„Wir wollen die EMA in Wien“, ließ Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) am Dienstag keinen Zweifel aufkommen. Denn die Agentur, die für Zulassungen und die Überwachung von Arzneimitteln für Menschen und Tiere zuständig ist, passe einerseits hervorragend in die hiesige Forschungslandschaft und bringe andererseits 900 hochqualifizierte Arbeitsplätze, argumentierte der Stadtchef - mehr dazu in Wien bewirbt sich um EU-Arzneimittelagentur.
19 EU-Länder als Konkurrenz
In den vergangenen Wochen haben bereits Vertreter der Bundesregierung, der Stadt oder der Sozialpartner ihr Bemühen in diese Richtung versichert. Mit dem für Mittwoch angekündigten formellen Antrag zum Austritt Großbritanniens aus der EU wird es nun ernst. „Der Kampf um die EMA ist kein leichter“, gestand Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner (SPÖ) angesichts der großen Konkurrenz ein. Denn immerhin hätten bereits 19 weitere EU-Länder Interesse bekundet.
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Seestadt-Holzhaus oder Postsparkasse
Benötigt werden von der Behörde jedenfalls gut 26.000 Quadratmeter Büroflächen. Die städtische Wirtschaftsagentur hat deshalb externe Immobilienexperten beauftragt, geeignete Standorte zu finden. Acht Locations sind übrig geblieben - darunter sechs Neubauten, an denen teilweise noch gearbeitet wird. Darunter befindet sich beispielsweise das mit 84 Metern weltgrößte Holzhaus in der Seestadt Aspern, das 2018 fertig sein soll. Auch zwei Gebäude in Hauptbahnhofnähe oder ein Teil des Bank Austria Campus im Nordbahnhofviertel werden angeboten.
Zur Auswahl stehen zudem zwei bekannte historische Gebäude in der Innenstadt: einerseits die Postsparkasse von Otto Wagner am Georg-Coch-Platz, die Ende 2018 frei wird, da die BAWAG P.S.K. dann in ihre Zentrale am Hauptbahnhof übersiedelt, und andererseits die Bank-Austria-Zentrale in der Schottengasse, die wegen der Übersiedlung in den Neubau am Praterstern ebenfalls bald geräumt wird.
Schnelle Verbindung zum Flughafen wichtig
Laut Wirtschaftsagentur-Chef Gerhard Hirczi entsprächen alle Standorte den seitens der EMA gestellten Anforderungen, die da wären: perfekte Anbindung an die Öffis, schnelle Verbindung zum Flughafen, gute Hotelinfrastruktur in Gehweite und überdurchschnittlich viele Besprechungsräume.
Debatte: Welche Folgen drohen durch „Brexit“?
Denn schließlich zähle die Arzneimittelbehörde rund 30.000 externe Besucher pro Jahr. Als härteste Konkurrenten bezeichnete Hirczi heute Amsterdam, Mailand und Stockholm. Aber angesichts von 20 interessierten Ländern rechnete der Geschäftsführer vor: „Die statistische Wahrscheinlichkeit liegt bei fünf Prozent.“
Umsiedlung für 2019 geplant
Wirtschaftsstadträtin Brauner meinte trotzdem: „Wir haben gute Chancen.“ Sie führte etwa die gute Erreichbarkeit Wiens, die hohe Lebensqualität, die ausgeprägte Internationalität und den Life-Science-Schwerpunkt der Stadt ins Treffen. Freuen würde man sich über den Zuschlag insofern, als mit einer jährlichen Wertschöpfung von 133 Mio. Euro gerechnet wird. Zudem könnten sich bis zu 2.000 Unternehmen, Konsulenten und Dienstleister rund um die EMA ansiedeln.
Eine Entscheidung, die der EU-Rat zu treffen hat, wird noch im ersten Halbjahr 2017 erwartet. Die tatsächliche Umsiedlung erfolgt aus jetziger Sicht 2019.
Links:
- „Brexit“: Viele Wiener Betriebe betroffen (wien.ORF.at; 24.6.2016)
- European Medicines Agency