Obdachloser in Zug verprügelt - Anklage

Mitte Februar sollen drei junge Männer einen Obdachlosen in einer Schnellbahn verprügelt haben. Nun gibt es eine Anklage wegen absichtlich schwerer Körperverletzung. Der Überfall verlief offenbar weitaus brutaler, als zunächst bekannt war.

Weit schlimmer als zunächst medial kolportiert ist die Attacke auf einen Obdachlosen verlaufen, der in der Nacht auf den 17. Februar 2017 in einer S-Bahn-Garnitur malträtiert wurde. Das ist der Anklage zu entnehmen, die nun beim Landesgericht für Strafsachen eingebracht wurde. Den Angeklagten im Alter von 18 bis 19 Jahren wird absichtliche schwere Körperverletzung vorgeworfen.

Burschen gaben sich als „Schwarzkappler“ aus

Die drei Burschen stiegen um 1.20 Uhr in der Station Traisengasse in die S-Bahn ein und nahmen sogleich den auf seinem Sitzplatz schlafenden Mann wahr. Sie wollten sich einen Spaß machen, gaben sich als „Schwarzkappler“ aus und führten bei dem 55-Jährigen eine Fahrscheinkontrolle durch. Dieser reagierte darauf ungehalten und patzig, worauf die jungen Männer ausrasteten.

Faustschläge und Fußtritte

Immer wieder sollen sie dem Obdachlosen wuchtige Faustschläge verpasst haben, die sich laut Anklage gezielt gegen Kopf und Gesicht des 55-Jährigen richteten. Auch Fußtritte bekam er verpasst.

S-Bahn-Station Handelskai

ORF

Einer der drei Täter folgte dem Obdachlosen beim Aussteigen in der Station Handelskai um ihn weiter zu verprügeln

Ein anderer Fahrgast wurde auf die Vorgänge aufmerksam und forderte die Burschen auf, endlich aufzuhören. Als diese nicht reagierten, griff der Zeuge sogar ins Geschehen ein, ging auf die Gruppe zu, packte einen der Täter an der Hand und versuchte diesem den Arm umzudrehen. Noch immer ließen die Angreifer nicht von ihrem Opfer ab, so dass der Zeuge ihnen am Ende sogar Geld anbot, um sie zum Aufhören zu bewegen.

Am Bahnsteig weiter verprügelt

Als die S-Bahn in der Station Handelskai anhielt, erhob sich der stark blutende Mann und verließ den Zug. Einer der drei folgte ihm allerdings auf den Bahnsteig und schlug dem 55-Jährigen mit seinem eingegipsten Arm noch mehrmals wuchtig ins Gesicht, wobei er diesem einen offenen Nasenbeinbruch zufügte. Zusätzlich kassierte der 55-Jährige drei weitere heftige Fußtritte, ehe der Bursch genug hatte.

Ein Täter beging Tat in Bewährungszeit

Die Gewalttäter konnten mithilfe von Bildern aus der Videoüberwachung ausgeforscht werden. Der Schläger mit dem Gips sitzt seither in U-Haft - er hatte die ihm vorgeworfene Tat während einer offenen Probezeit begangen. Der Bursch ist einschlägig vorbestraft und war zuletzt mit einer Bewährungsstrafe davon gekommen.

Die beiden Mittäter befinden sich auf freiem Fuß, was zumindest in einem Fall erstaunlich erscheint. Der betreffende Bursch wird sich in dem bevorstehenden Prozess - Verhandlungstermin gibt es noch keinen - zusätzlich wegen schweren Raubes verantworten müssen. Bei einem am 3. Jänner verübten Überfall soll er seinem Opfer die Oberkieferhöhle gebrochen haben.

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