Streit um umgedrehte Einbahnstraße

An einer Kreuzung auf der Wieden sind immer wieder Autos und Radfahrer zusammengestoßen. Deshalb änderte die MA 46 die Fahrtrichtung einer Einbahnstraße. Darüber sind nun weder Politiker noch Anrainer glücklich.

Konkret geht es um die Kreuzung Kleine Neugasse und Margaretenstraße. Die Bezirksvertreter suchten nach einer gemeinsamen Lösung - erfolglos. „Die Lösung schlechthin wäre eine Ampel gewesen. Die wurde allerdings von den anderen politischen Parteien abgelehnt“, sagte SPÖ-Bezirksvorsteher Leopold Plasch. Schlussendlich beschloss die MA 46, die Einbahnstraße einfach umzukehren. Ein Antrag der Bezirksvertretung, die Umdrehung drei Monate aufzuschieben, wurde ignoriert.

Streit um Einbahnstraße

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Ab nun können Pkws nur noch in die Neugasse (im Hintergrund) einbiegen

Geisterfahrer in umgedrehter Einbahnstraße

Seit 5. April biegen Pkws somit von der Margaretenstraße in die Kleine Neugasse ein - zumindest die meisten. „Es hat bereits einige Irrläufer, also Geisterfahrer gegeben, die aus Gewohnheit in die falsche Richtung gefahren und in die Margaretenstraße abgebogen sind“, berichtet Plasch. In den nächsten Tagen solle deshalb die Polizeipräsenz in der Kleinen Neugasse verstärkt werden.

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Die MA 46 wollte die gefährliche Stelle so schnell wie möglich entschärfen

MA 46 lehnte Antrag ab

Vor allem die Bezirksvertretung der ÖVP ist unzufrieden mit der Lösung. Sie hatte eine Bürgerinitiative und Petition ins Leben gerufen, die von 1.130 Personen unterzeichnet wurde. „Es hätte mehrere Alternativen gegeben. Das Schlimme ist, dass nun einfach die radikalste Lösung durchgesetzt wurde“, sagt Johannes Pasquali, Wiedener Bezirksvertreter der ÖVP.

Bürger und ÖVP befürchten, dass sich der Verkehr nun in anderen Zufahrtsstraßen zur Margaretenstraße enorm verstärken wird. Und das Problem strahlt auch nach Margareten aus: Eine Seite der Kleinen Neugasse liegt im 5. Bezirk - weshalb sich auch dort die ÖVP, die NEOS sowie zahlreiche Bürger der Initiative angeschlossen haben.

Des Weiteren kritisiert Pasquali: „Es gab eine öffentliche Zusage, dass die Maßnahme um drei Monate aufgeschoben wird. Das ist nicht passiert.“ Der Antrag, den Beschluss hinauszuzögern, wurde von allen Bezirksvertretern mitgetragen - nur nicht von den Grünen. Die MA 46 sah sich zum Handeln gezwungen, weshalb kein Aufschub mehr gewährt wurde: „Man kann nicht verantworten, dass dort weiterhin Unfälle passieren“, heißt es von Seiten der Verkehrsbehörde.

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Mindestens zwölf Unfälle gab es auf diesem Radweg seit 2012

Zahl der Unfälle rückläufig

Die Unfallzahl am Hotspot Kleine Neugasse/Margaretenstraße ging zuletzt zurück. 2012 gab es fünf Unfälle, in die jeweils ein Radfahrer und ein Pkw involviert waren. 2013 und 2014 waren es je drei, 2015 nur noch einer, so die Angaben des ÖAMTC. Die Zahlen für 2016 sollen bis Ende des Monats vorliegen. „Man spricht von einer Unfallhäufungsstelle, wenn drei gleichartige Unfälle in drei Jahren hintereinander passieren oder fünf gleichartige Unfälle in einem Jahr“, erklärt ein Sprecher des ÖAMTC.

Geht es nach Plasch, ist der Fall noch nicht abgeschlossen: „Ich bin auch nicht ganz zufrieden mit der aktuellen Lösung. Alternativ könnte man den Verkehr über die Schäfergasse in die Große Neugasse umleiten.“ Auch Pasquali zeigt sich kreativ: „Meine Vorschläge wären Verkehrsspiegel und Lane-Lights. Das sind LED-Blinkwarnsysteme, die im Boden eingelassen werden.“

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Der SPÖ-Bezirksvorsteher will den Verkehr in die Große Neugasse verlagern

Streit um angebliche Testphase

Plasch verweist darauf, dass es für die aktuelle Lösung eine sechsmonatige Testphase gebe. Pasquali verneint: „Uns wurde weisgemacht, dass es eine Testphase geben soll. Das ist deshalb unwahr, weil der jetzige Beschluss unbefristet ist. Warum setze ich dann überhaupt eine Testphase? Ich bin erschüttert über diese Dreistigkeit.“

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