SOS-Kinderdorf baut Kinderpsychiatrie aus

Das Ambulatorium für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Floridsdorf baut heuer sein Angebot aus. Dennoch fehlen in Wien Behandlungsplätze. 128 Betten sind laut Gesundheitsplan vorgesehen, nicht einmal die Hälfte gibt es.

Bei der psychiatrischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Wien gibt es laut Volksanwalt Günther Kräuter einen „Notstand“. Bis zu vier Wochen lang muss man derzeit etwa im Ambulatorium für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Floridsdorf auf einen Termin warten. Fünf neue Anmeldungen gibt es täglich in der SOS-Kinderdorf-Einrichtung - mehr dazu Volksanwalt: „Notstand“ in Kinderpsychiatrie.

Hintergrund „Armut und Gewalt“

„Viele dieser Kinder kommen aus prekären familiären Verhältnissen. Armut und Gewalt spielt hier oft eine große Rolle. Diese Kinder haben auch neben ihren sozialen auch oft psychische Probleme“, so der ärztliche Leiter, Christian Kienbacher, gegenüber „Wien heute“. Gemeint sind etwa Angsterkrankungen, selbstverletzendes Verhalten, ADHS, Rückzug, Aggression, Essstörungen.

SOS Kinderdorf

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Sarah ist sechs Jahre alt und lebt seit drei Jahren in einer SOS-Kinderdorf-Einrichtung. Wegen ihrer sensorischen Entwicklungsschwäche besucht sie einmal in der Woche eine Ergotherapie im dazugehörigen Ambulatorium

Unterversorgung „auf allen Ebenen“

Jetzt soll die Einrichtung umgebaut und vergrößert werden: Im Sommer sollen mehr Behandlungsräume entstehen und zwei zusätzliche Stellen für Psychologen und Psychotherapeuten geschaffen werden. Dennoch reicht es „auf allen Ebenen nicht“, sagt Kienbacher: „Wir brauchen im stationären Bereich rund 180 Betten für die Großstadt Wien, wir brauchen mit Sicherheit noch drei Ambulatorien in Wien und mehr niedergelassene Fachärztinnen.“

Im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie gibt es drei Ambulatorien, sechs Kassenordinationen und 14 Wahlärzte in Wien. Weil es nur 56 Betten und 20 Tagesklinik-Plätze für Kinder und Jugendliche gibt, mussten vergangenes Jahr 163 Kinder in der Erwachsenenpsychiatrie aufgenommen werden - mehr dazu in Kinderpsychiatrie bleibt Sorgenkind.

SOS Kinderdorf

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45 neue Plätze in zwei Jahren

Der Krankenanstaltenverbund (KAV) kennt das Problem und möchte in den nächsten beiden Jahren die Versorgung ausbauen. Derzeit sind am AKH 36 und am Rosenhügel 28 Betreuungsplätze vorhanden, sagt Michael Binder, der Leiter des Health-Care-Managements im KAV. „Es werden nun durch die Eröffnung des Krankenhauses Nord 30 weitere Betreuungsplätze geschaffen. Zusätzlich werden am Krankenhaus Rosenhügel Hietzing 15 neue Betreuungsplätze geschaffen.“

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