Medikamentensucht als unterschätzte Gefahr

Nach Nikotin und Alkohol ist die Sucht nach Medikamenten in Österreich am häufigsten. Rund 200.000 Menschen sind betroffen. Vor allem Beruhigungs- und Schlafmittel machen schnell abhängig, warnt ein Wiener Mediziner.

Betroffen sind oft Patienten mit Schlafstörungen oder Angstzuständen. Sie gehen zum Arzt und bekommen Medikamente gegen ihre Beschwerden.

Mehr Substanzen für gleiche Wirkung

„Das Problem beginnt dann, wenn man über Wochen oder Monate diese Substanzen einnimmt. Dann kommt es zur so genannten Toleranzentwicklung. Das heißt, man braucht immer mehr von dieser Substanz, um die gleiche Wirkung zu erhalten. Und das ist schon ein erster Weg in die Abhängigkeit“, erklärt Michael Musalek von der Suchtklinik Kalksburg gegenüber Radio Wien.

Betroffene behelfen sich mit unterschiedlichen Tricks, um an mehr Medikamente zu kommen. „Es werden etwa verschiedenste Ärzte parallel aufgesucht - und so kommt man auf relativ große Mengen von diesen Medikamenten“, so Musalek.

Symptome und Ursachen behandeln

Ein Problem ist laut Musalek, dass die Medikamente kurzfristig meist sehr gut wirken. Viele würden aber nicht wissen, dass sie langfristig gefährlich sein können. Musalek: „Wenn man Unruhezustände, Angstzustände, Schlafstörungen hat, dass man sich nicht nur mit dem Symptom selbst beschäftigt, also schaut, dass das wieder weggeht, sondern dass man sich um die Ursachen kümmert und dann entsprechend ursachenorientiert handelt.“

Hier helfe oft Psychotherapie. Die Prognose dabei sei sehr gut, sagt Musalek, vorausgesetzt der Patient kommt regelmäßig zur Therapie. Denn eine Sucht sei eine chronische Erkrankung und brauche deshalb eine langfristige Behandlung.

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