Burgtheater-Leitung gesucht: Bergmann hört auf

Karin Bergmann wird das Burgtheater 2019 verlassen - nach mehr als 25 Jahren am Haus und nun fünf Jahren an der Spitze. „Ich halte es für richtig, dass eine jüngere Theaterleitung das Haus in die Zukunft führt“, sagte die 63-Jährige.

„Wenn ich das Burgtheater im Sommer 2019 verlasse, übergebe ich ein künstlerisch gut aufgestelltes und finanziell saniertes Theater“, so Bergmann. Bei ihrer Bestellung zur interimistischen Direktorin nach der Entlassung von Matthias Hartmann 2014 versprach Bergmann, „hier etwas zu gestalten“. Ein Versprechen, für dessen Einhaltung die Rahmenbedingungen denkbar schlecht waren - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Fünf Jahre Sparkurs

Bergmann, die im Ensemble auch nach fünf Jahren eines schmerzhaften Sparkurses große Sympathien genießt, musste ihre Ideen mit großer finanzieller Zurückhaltung realisieren. Von 2013 bis 2016 sparte das Duo aus Bergmann und kaufmännischem Direktor, Thomas Königstorfer, etwa ein Drittel eines Jahresbudgets ein und arbeitete damit einen Schuldenberg von fast 20 Millionen Euro ab - mehr dazu in Hartmann wünscht Bergmann „viel Glück“.

Karin Bergmann

APA/Herbert Neubauer

Bergmann: „Halte es für richtig, dass jüngere Theaterleitung in die Zukunft führt“

„Freue ich mich auf die nächsten zwei Jahre“

Dennoch hat sie gestalterisch Wort gehalten: Große Namen wie Martin Kusej und Claus Peymann holte sie ans Haus zurück, förderte gezielt und erfolgreich junge Autoren und junge Regisseure, fuhr für das Burgtheater für die Saison 2014/15 den Titel des „Theaters des Jahres“ ein, lieferte mit Stücken wie „John Gabriel Borkmann“, „Die lächerliche Finsternis“ und „die unverheiratete“ sowie in der laufenden Spielzeit mit „Ludwig II“ und der Melle-Uraufführung „Die Welt im Rücken“ Glanzlichter der deutschsprachigen Theaterszene.

Durch finanzielle Auflagen fühle sie sich „nicht künstlerisch beschnitten“ betonte die Direktorin, die die erste Frau an der Spitze des Hauses ist, als sie für die Spielzeit 2015/16 etwa Uraufführungen von Peter Handke, Maja Haderlap und Ferdinand Schmalz ankündigte. In der aktuellen Saison startete sie einen Schwerpunkt zu antiken Stoffen, jungen und vor allem auch weiblichen Regisseuren, der auch in der kommenden Spielzeit noch fortgesetzt werden soll. Am 28. April wird sie ihre Pläne für 2017/2018 konkret präsentieren: „Jetzt freue ich mich auf die nächsten zwei Jahre, die aufregende Begegnungen mit maßgeblichen Regisseuren und neuen Texten bringen werden“ - mehr dazu in Burgtheater setzt auf junge Regisseure.

Ablöse für Hartmann

Nach der fristlosen Entlassung von Hartmann holte der damalige Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) sie im März 2014 mit einem Vertrag bis 31. August 2016 ans Burgtheater zurück. Wenige Tage später sorgte sie für Aufsehen, als bekannt wurde, dass sie eine „deutlich reduzierte Gage“ erhalte. „In Zeiten, wo alle rechnen und sparen müssen, wollte ich ein Zeichen setzen“, sagte sie damals. Bereits Ende April präsentierte sie einen 100 Punkte umfassenden Sanierungskatalog für das Burgtheater und stellte im Juni Pläne für die Spielzeit 2014/15 vor, die zu 50 Prozent noch von Hartmann, zur anderen Hälfte von ihr stammten.

Bereits im Oktober wurde ihre Verlängerung von der interimistischen zur „ordentlichen“ Direktorin bis 2019 verkündet. Schon damals hatte sie anklingen lassen, dass sie mit dann 66 Jahren vermutlich keine weitere Verlängerung anstreben werde. Auch hier hat sie anlässlich der nun veröffentlichten Ausschreibung Wort gehalten - mehr dazu in Bergmann bleibt bis 2019 Burgtheater-Direktorin.

Suche nach neuer Leitung

Die Suche nach der Leitung des Wiener Burgtheaters ab 2019 ist eröffnet: Am Mittwoch wurde die Ausschreibung für die Direktion veröffentlicht. Diese läuft bis 21. Mai, kündigte Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) an.

Die Bezeichnung einer Konsolidierungsphase für die Ära Bergmann wies Drozda dabei zurück: „Eine neue Generation ist jetzt richtig. Man würde der Karin Bergmann aber Unrecht tun, wenn man sie nur auf die Trümmerfrau reduzieren würde. Sie hat großes Vertrauen in junge Regisseure gesetzt und auch im inhaltlichen Bereich eine Phase des Aufbruchs bewirkt. Ich finde, dass sie herausragende Leistungen erbracht hat und der Nachfolger oder die Nachfolgerin ein sehr gut aufgestelltes Haus übernimmt.“

Die am Mittwoch von der Bundestheater-Holding online veröffentlichte Ausschreibung, die am Freitag (21. April) offiziell im Amtsblatt der „Wiener Zeitung“ publiziert wird, läuft nun bis 21. Mai, wobei noch im Juni die Kür des künftigen Burg-Chefs erfolgen soll. „Ich möchte vor Ende der Saison eine Entscheidung treffen“, so Drozda. Auf die Einrichtung einer Findungskommission verzichtet der Minister wie schon bei der Staatsoper. Stattdessen wird eine Personalberatung in den Prozess eingebunden. Der Nachfolger oder die Nachfolgerin Bergmanns wird dann das Amt am 1. September 2019 auf fünf Jahre antreten.

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