Schüler entwickeln Stirnband für Blinde

Die Abschlussarbeit von Maturanten an der Wiener HTL „TGM“ könnte das Leben blinder Menschen erleichtern. Sensoren in einem Stirnband nehmen via Ultraschall Hindernisse wahr und geben Vibrationen an die Träger weiter.

Blinden helfen, die Welt um sich zu erkennen, das wollten vier Maturantinnen und Maturanten des TGM erreichen. Als Maturaprojekt haben sie ein Gerät entwickelt, das dazu beitragen soll. Das gesamte Setup besteht aus einem schwarzen Stirnband, rundum besetzt mit kleinen runden Sensoren. Außerdem gibt es Frottee-Armbänder für die Handgelenke, sowie lange dünne Kabel, die Stirnband und Armbänder verbinden und eine Steuerung.

Stirnband für Blinde

TGM/Hetzmannseder

Stirnband und Armbänder dienen der Umgebungserkennung

Ergänzung zum Blindenstock

Andrea Trampert hat das Stirnband am TGM mitentwickelt und erklärt im Ö1-Morgenjournal die Funktion der Sehhilfe: „Es ist eigentlich angelehnt an das Richtungshören, weil es auch so ist, dass man nur über zwei Ohren hört, wo kam jetzt die Stimme her. Es ist jetzt so, wenn links ein Hindernis ist, fängt es links zuerst zu vibrieren an und dann rechts.“

Die Sehhilfe ist eine Ergänzung zum Blindenstab. Damit können auch Hindernisse wie Briefkästen oder Verkehrsschilder auf Brusthöhe geortet und umgangen werden. Die vibrierenden Armbänder haben sich in der Praxis als tauglicher entpuppt, piepsende Geräusche wie bei der Einparkhilfe im Auto seien für blinde Menschen störend.

Komplett neues System

Marcus Berger hat sich um die technische Umsetzung gekümmert, in der Planungsphase hätten sie das Alleinstellungsmerkmal erkannt: „Es gibt noch nichts, was überhaupt die Umgebung für Blinde abtastet, vor allem nicht im Kopfbereich. Und es ist auch ganz neu, dass wir nur zwei Motoren brauchen, um die Richtung und Entfernung darzustellen.“

Bevor es an die Entwicklung ging, wurde bereits mit blinden Menschen getestet, erklärt Philipp Höbart, der für die Machbarkeitsstudie zuständig war: „Wir hatten Tests mit 24 Kindern und acht Erwachsenen, ob unsere Art, die Information über Hindernisse an den Anwender weiterzugeben, auch funktioniert, ob das auch verstanden wird.“

Ziel: Serienproduktion

Die Bauteile für den Prototyp haben 350 Euro gekostet. Der Aufwand an Arbeitszeit war viel höher - etwa 230 bis 270 Stunden haben die Schüler verwendet, die natürlich stolz auf ihr Projekt sind. Sie hoffen auf eine Fortsetzung: „Ein großes Ziel wäre eben, dass das so weit entwickelt wird, dass es für eine Serienproduktion tauglich wäre.“ Dieser Wunsch könnte schon im nächsten Jahr in Erfüllung gehen.

„Im Prinzip haben wir jetzt gelernt, dass es zwei Methodiken braucht. Einerseits um Hindernisse aufzuspüren und das zweite, was wir jetzt entwickeln wollen, dass man gezielt die freie Bahn erkennen kann. Wir werden das Gerät etwas kleiner machen und nach dem nächsten Diplomprojekt, dann mit einer Serienproduktion beginnen“, verspricht Christian Zehetgruber, Geschäftsführer der Wiener Firma TSB-Transdanubia, einem Unternehmen, das Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte herstellt.

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