Sozialprojekt: Designküche zum Selberzimmern

Eine Wohnung einzurichten ist teuer - besonders die Küche. Für Menschen mit geringen finanziellen könnte es jetzt eine Lösung geben: Eine Kochzeile, die unterm Strich auf nur 200 Euro kommt und einfach selbst gebaut werden kann.

„Wiener Kuchl“ ist der Arbeitstitel für das Kunst- und Sozialprojekt. Es ist in Kooperation des MAK (Museum für angewandte Kunst) und Wieder Wohnen - die städtische Einrichtung betreut Unterkünfte für wohnungslose Menschen - entstanden. Realisiert wird es durch „Kulturtransfair“, einer Projektschiene von „Hunger auf Kunst und Kultur“.

Sozialprojekt Designküche Gemeindebau

APA/Nick Mangafas

Inspiration von Betroffenen

Die Küche besteht vorrangig aus Fichten-Sperrholz und umfasst im Vollausbau drei Bodenkästchen mit Schiebetüren, eine farblich variable Arbeitsplatte und ein in die Höhe wachsendes Wandelement, in das man auch Kräuterkörbe oder kleine Regale einhängen kann.

Vor der Planung haben sich die Designer bei Personen, die von betreuten Unterkünften gerade wieder in eine eigene Wohnung umgezogen sind, umgehört bzw. ihre Vorschläge in die Konzeption eingebunden. Die Probleme, die erwähnt wurden, seien immer ähnlich gewesen: zu teuer, zu wenig Platz, keine Transportmöglichkeit, wenig Werkzeug.

Nicht das allerbilligste Material

Also hat das Entwickler-Duo versucht, Einfachheit und anspruchsvolle Gestaltung unter einen Hut zu bringen. „Natürlich sieht man, dass es keine Küche nach Maß ist. Aber es soll nicht wie eine Übergangslösung, sondern am Schluss schon sauber und fertig ausschauen“, erklärte Heep. Deshalb habe man sich nicht immer für das allerbilligste Material entschieden.

Derzeit bastelt das Team noch an einer Einkaufsliste mit allen Zuschnittsangaben für die Bretter und einem Erklär-Video, also einer Bauanleitung. Die Unterlagen sollen im Juni online gehen und offen zum Download bereit stehen. „Uns war wichtig, dass man alle Dinge in einem einzigen Baumarkt bekommen kann“, um viele Wege zu vermeiden, sagte Schillinger. Benötigt werden neben Brettern und Schrauben ein Akkuschrauber, ein Stanleymesser, Maßband und eventuell eine Handsäge. An der Mauer selbst muss nichts befestigt werden.

Das gesamte Material passt auf eine Transportrodel. In drei bis vier Stunden kann die Küche dann zu zweit - im Notfall auch alleine - zusammengebaut werden.

Bauliche Gegebenheiten beachtet

Das Besondere: Der Bausatz orientiert sich an baulichen Gegebenheiten in Gemeindewohnungen. Dort wird nämlich standardmäßig - das Mietgesetz schreibt es so vor - mindestens eine Spüle und eine Kocheinheit zur Verfügung gestellt. Diese hätten alle das gleiche Maß. An diesen Grundnormen lehnt sich die „Wiener Kuchl“ deshalb an, damit die Bewohner nicht erst eine neue Abwasch oder ein Herdmodul dazu kaufen müssen.

Zwei der Selfmade-Kochzeilen wurden in den vergangenen Tagen bereits errichtet - und zwar für eine Wieder-Wohnen-Unterkunft in der Meidlinger Kastanienallee. Die dort betreuten Bewohner haben fleißig mitgewerkt, erzählen die Sozialarbeiter.

Mit der berühmten „Frankfurter Küche“ von Margarete Schütte-Lihotzky, in den 1920er-Jahren als Urform der modernen Einbauküche für den kommunalen Wohnbau entwickelt, will sich das Wiener Projekt aber nicht messen. Diese habe auch einen ganz anderen konzeptionellen Hintergrund gehabt, erklären die „Kuchl“-Designer.