Geflüchtete Ärzte: Langer Weg zur Arbeit

Bis 2030 fehlen in Wien laut Ärztekammer bis zu 3.000 Mediziner. Mit den Flüchtlingen sind in den vergangenen Monaten auch einige fertige Ärzte nach Wien gekommen - bis sie hier arbeiten dürfen, dauert es aber teils Jahre.

Schon vor gut einem Jahr hat das Wiener Arbeitsmarktservice (AMS) ein eigenes Programm für geflüchtete Ärzte und Ärztinnen ins Leben gerufen - 99 Mediziner betreut das von der Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen durchgeführte Programm „Check in plus“ derzeit. Allerdings wurde bisher nur 17 von ihnen das Studium auch tatsächlich anerkannt, wie es auf Nachfrage heißt - mehr dazu in AMS hilft geflüchteten Ärzten.

Nostrifizierung Ärzte Krankenhaus

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In Syrien war Kabalan als Chirurg tätig

Die Gründe dafür kennt unter anderen Eyad Kabalan: Der Syrer lebt seit zwei Jahren in Wien und ist ausgebildeter Chirurg. „Ich habe in Syrien sechs Jahre Allgemeinmedizin studiert und ich nachher die Fachausbildung für Allgemeine Chirurgie absolviert, das hat fünf Jahre gedauert“, berichtet er im „Wien heute“-Interview. Dennoch muss er dasselbe Prozedere durchlaufen wie alle anderen: Um eine Zulassung zu erhalten, müssen zehn schriftliche sowie vier mündliche Prüfungen in allen medizinischen Fächern positiv absolviert werden.

Lange Wartezeiten bei Zulassung

Erst danach beginnt die Ärztekammer die Zulassung zu prüfen, zusätzlich müssen die Mediziner ein eigenes Sprachdiplom erwerben. Für Eyad Kabalan bedeutet die Zulassung der Kammer vor allem eines - warten. „Ich habe mich immer bemüht, diese Prüfungen schnellstmöglichst zu absolvieren. Ich habe bis jetzt fünf Monate gewartet, das ist so schwierig“, berichtet er.

Der Ärztekammer sind diese Probleme bekannt: Schuld daran seien „eine schlechtere Dokumentation der Ausbildungszeiten und Ausbildungsinhalte in Syrien. Teilweise sind die Unterlagen unvollständig und müssen von Fachgutachtern bearbeitetet werden“, heißt es in einer Stellungnahme des Vorsitzenden der Ausbildungskommission der Österreichischen Ärztekammer, Stefan Kastner.

Wunsch nach befristeter Berufserlaubnis

Dabei könnte es auch schneller gehen, so zumindest die Kritik des Beratungszentrums für Migrantinnen und Migranten: „Einige EU-Länder haben ganz andere Modelle der Anerkennung der Drittstaat-Ausbildungen im Gesundheitsbereich. Deutschland und Schweden haben zum Beispiel eine befristete Berufserlaubnis für Ärztinnen und Ärzte geschaffen, um diese eben ganz rasch in den Arbeitsmarkt zu integrieren“, schildert Milica Tomic vom Beratungszentrum.

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Inzwischen ist Kabalans letzte Operation zwei Jahre her

Eyad Kabalans letzte Operation ist zweieinhalb Jahre her: „Es ist so schwierig, so lange Zeit zu haben, ohne Operation durchzuführen. Ein Arzt muss immer immer viele Operationen durchführen“, sagt er. Gerade für ältere Ärzte ist das Prozedere oft nicht zu bewältigen, heißt es aus dem Beratungszentrum - denn da würde es oft an Motivation und Möglichkeit fehlen, noch einmal jahrelang die Schulbank zu drücken.

Abwanderung in andere Bundesländer

Ist die Zulassung erteilt, bedeutet das nicht automatisch eine Arbeitserlaubnis. Denn geflüchtete Ärztinnen und Ärzte müssen meist den Turnus nachholen - in Wien bedeutet das oft eine erneute Wartezeit: vier Mediziner aus dem Programm sind deshalb schon in andere Bundesländer wie Niederösterreich oder Oberösterreich ausgewichen. Einige warten in Wien auf einen Platz - wie Eyad Kabalan: Er will seinen Anästhesie-Turnus so bald wie möglich absolvieren.

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