Fotoschau zeigt Menschen als Zerstörer

Löwenkopf, Elefantenfuß oder Schlangenschnaps: Für die Fotoserie „Natura Morta“ inszenierte Oliver Mark Produkte aus unter Artenschutz gestellten Tieren im altmeisterlichen Stil. Sie wird nun in zwei Teilen in Wien ausgestellt.

Es ist bizarr und befremdlich, was Menschen zwecks Selbstdekoration oder -heilung aus exotischen Ländern ausführen. Das Projekt von Oliver Mark ist nun in zwei Teilen in der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste und im Naturhistorischen Museum zu sehen. Um den verheerenden Umgang des Menschen mit der Natur, aber auch die Ästhetik und Schönheit des Todes geht es dem deutschen Fotografen, der für seine Porträts Prominenter wie Anthony Hopkins, Cate Blanchett und Papst Benedikt XVI. bekannt ist.

Ganz bewusst ist das Projekt mit dem ursprünglichen lateinischen bzw. italienischen Begriff für Stillleben betitelt, um den Gegensatz zwischen Natur/Leben und tot/gestorben herauszustreichen: Was auf den 48 Fotografien hoch ästhetisch präsentiert wird, wurde in der Regel von Menschenhand aus dem Leben gerissen.

Objekte aus Bestand des Bonner Zolls

Entstanden sind die Fotografien 2015 in der Asservatenkammer des deutschen Zolls in Bonn, wo beschlagnahmte Jagdtrophäen, Luxusartikel aus Körperteilen geschützter Tiere sowie ahnungslos mitgebrachte Souvenirs wie Korallen und Muscheln aufbewahrt werden. Die Behörden agieren auf Grundlage des Washingtoner Artenschutz-Abkommens (CITES), das mehr als 35.000 vom internationalen Handel bedrohte Tier- und Pflanzenarten schützt. In Österreich ist es seit 1982 in Kraft.

„Dort muss man sich das so vorstellen, wie wenn ein Kind zum ersten Mal den Regenbogen sieht - es ist ein Wunder“, so Mark, der eingangs vor allem von einem ausgestopften Wolf fasziniert war. „Ich habe versucht, das bildlich umzusetzen.“

Anlehnung an niederländische Meister

Angelehnt an die Meisterwerke der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts, die in „sehr kleinen Räumen und mit kleinen Fenstern“ entstanden seien, baute er vor Ort zwei mal zwei Meter große Sets auf, setzte Licht stets nur von einer Seite ein und fotografierte meist von unten, „damit nicht so viel Raum erkennbar ist - anders als beim Porträt“. Präsentiert werden die Bilder in historischen Gemälderahmen, die Mark international zusammensuchte.

Oliver Mark

Oliver Mark

Stilmäßig lehnt sich Mark an den niederländischen Meister an

In der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste werden 31 der Fotografien acht Werken Alter Meister gegenübergestellt: Der Blick schweift von Peter Paul Rubens’ „Eine säugende Tigerin“ zu einem Sackerl vor rotem Hintergrund, das mit vermeintlichen medizinischen „Wundermitteln“ aus Körperteilen des Tigers gefüllt ist. Ein Stillleben mit Jagdgeräten von Philips Angel van Middelburg hängt neben Bildern von aus Leopardenhaut und Reptilienleder hergestellten Taschen.

NHM legt Fokus auf Naturschutz-Aspekt

Legt die Bildende den Schwerpunkt auf die künstlerische Aussage und Wirkung von Marks Arbeiten, steht für das Naturhistorische Museum (NHM) der Aspekt des Naturschutzes im Vordergrund. Die Fotografien werden neben den entsprechenden Tierpräparaten in den denkmalgeschützten Glasvitrinen präsentiert - oder, was besonders nachdenklich macht, mit an der österreichischen Grenze beschlagnahmten Gütern: Gigantische Schildkrötenpanzer, mehr als ein Dutzend künstlich aufgebundener Kobras und zig Flaschen mit Skorpionschnäpsen zur vermeintlichen „Potenzsteigerung“ finden sich darunter.

Natura Morta

NHM Wien/Kurt Kracher

Das NHM konzentriert sich auf den Artenschutz Aspekt

Transparente Fahnen an den Vitrinen bieten darüber hinaus Hintergründe, stellen den dramatischen Schwund vieler Arten auch grafisch dar. „Dem NHM ist es ein wichtiges Anliegen, dem Besucher moderne Erkenntnisse der Interaktion zwischen Mensch und Umwelt nahezubringen“, erläuterte Direktor Christian Köberl. Der Handel mit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten habe ein Ausmaß angenommen, „das untragbar ist“, jede Stunde würden weltweit drei Arten aussterben.

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