Hundertausende Euro Schaden: Bande verurteilt

Auf betagte Wienerinnen hatte es eine Bande abgesehen, die sich auf Trickdiebstähle und -betrügereien spezialisiert hatte. Der Schaden beträgt mehrere hunderttausend Euro. Zwei Frauen wurden am Mittwoch verurteilt.

Drei Frauen im Alter von 30, 38 und 42 Jahren sprachen ihre Opfer entweder auf der Straße an oder läuteten an, um sich mit einem Vorwand Zutritt in die Wohnungen zu verschaffen. Die Täterinnen hatten sich als Paketzustellerinnen, Putzfrauen oder Altenpflegerinnen ausgegeben und ihren Opfern beispielsweise vorgemacht, sie würden die Nachbarin betreuen, die gerade nicht zu Hause sei. „Die eine hat gesagt, dass sie schwanger ist und immer aufs Klo gehen muss. Da hab’ ich sie rein gelassen“, berichtete eine 94 Jahre alte Frau im Zeugenstand.

Während die betagte, aber rüstige Pensionistin mit der einen Unbekannten sprach, nützte deren Komplizin die Situation, um ins Schlafzimmer zu gehen und den Sekretär auszuräumen, in dem sich der gesamte Schmuck der alten Dame befand. „Wie die weg waren und ich das gesehen hab’, hab’ ich geglaubt, mich trifft der Schlag“, gab die 94-Jährige zu Protokoll.

Gericht verhängte unbedingte Haftstrafen

In anderen Fällen wurden die Opfer um ein Glas Wasser gebeten. Mitunter präsentierten sich die Angeklagten auch als Vertreterinnen von karitativen Organisationen und verwickelten die betagten Leute in Gespräche, die der Ablenkung dienten.

Die 42-jährige Frau wurde wegen schweren gewerbsmäßigen Diebstahls und schweren Betrugs rechtskräftig zu drei Jahren unbedingter Haft verurteilt. Das Gericht ging bei ihr von 27 Fakten und einem Schaden von zumindest 125.000 Euro aus.

Die 30 Jahre alte Mittäterin, die zwei Mal dabei war, fasste bei drei einschlägigen Vorstrafen eineinhalb Jahre unbedingt aus. Sie erbat Bedenkzeit. Was die dritte Angeklagte betrifft, wurde die Verhandlung zur weiteren Beweisaufnahme auf Anfang Juni vertagt.

42-Jähriger als „Mann im Hintergrund“

Seit 2010 sollen die aus Serbien bzw. Bosnien stammenden Täterinnen in unterschiedlicher Zusammensetzung in Wien und Niederösterreich tätig gewesen sein. Im Sommer 2016 klickten für die Frauen mit serbischen bzw. bosnischen Wurzeln die Handschellen.

Als „Mann im Hintergrund“ soll ein 42-Jähriger agiert haben, der eine Reinigungsfirma betrieb und laut Anklage Tipps, wo etwas zu holen sei, weitergegeben haben soll. In einem Haus in Purkersdorf fiel ihm etwa auf, dass die Besitzerin im Keller säckeweise Goldmünzen aufbewahrte. Diese waren eines Tages verschwunden.

Dafür fanden Ermittler am aufgebrochenen Schrankraum DNA-Spuren des 42-Jährigen. Dem Mann schrieb die Anklage einen Schaden von 580.000 Euro zu. Gegen ihn wurde das Verfahren aus Beweisgründen ebenfalls ausgeschieden und auf Anfang Juni vertagt.