Freiluftsaison für Adrenalinjunkies

Über U-Bahn-Stationen fliegen, in luftiger Höhe von einem Baum zum nächsten springen oder im Prater 80 Meter tief abstürzen: Im Frühling eröffnen in der Stadt zahlreiche Angebote für Adrenalinbegeisterte.

Die Freude am Adrenalin ist zum Geschäftsmodell geworden. Zum Beispiel für das Unternehmen Spider Rock, das dieses Jahr nahe der Donaumarina wieder den Flying Fox in Betrieb genommen hat: Ein Gerät, bei dem man auf einem schräg hängenden Seil aufgehängt so schnell die Schwerkraft an einem zieht über das Gelände schwebt. „Man fliegt aus einer Höhe von 36 Metern und auf einer Länge von 380 Metern“, sagt Gudrun Thaler von Spider Rock. Der Flug gehe direkt über die U-Bahn-Station. 19,50 Euro kostet es, einmal über die U2 zu „fliegen“.

Aber warum tun sich Menschen so etwas freiwillig an? „Der Mensch sucht prinzipiell nach Stimulation. Das bewirkt, dass man es nicht immer als negativ empfindet, sich Ängsten auszusetzen“, erklärt Claus Lamm, Professor für Biologische Psychologie an der Universität Wien, das Prinzip, das Adrenalinjunkies regelmäßig in Achterbahnen und dergleichen treibt.

Flying Fox

Spider Rock

Der Flying Fox startet in 36 Metern Höhe

Ausreizen mit Sicherheitsnetz als Belohnung

Auch, weil man die Angst kontrollieren könne, sei das so, erklärt Lamm. „Man fürchtet sich, weiß aber, dass man überleben wird. Man hat nicht oft die Möglichkeit, eine existenzielle Angst auszuleben. Das Ausreizen und die Aktivierung des Körpers mit einem Sicherheitsnetz kann dann als Belohnung erlebt werden.“

Ein anderes Adrenalinangebot, das Spider Rock an dem Standort neben der Donau anbietet, ist das Powerfan, das vom Prinzip her ein bisschen an einen Bungee-Sprung erinnert, bei dem das Seil nicht elastisch ist. Die Benutzer werden nach einem kurzen freien Fall langsam gebremst. Auch Fahrten mit dem Speedboot können gebucht werden - die Preise liegen zwischen 24 und 350 Euro.

Waldseilpark und Bungee-Sprung

Für den Waldseilpark am Kahlenberg hat die Saison bereits Anfang März begonnen. Auch hier kommen Adrenalinbegeisterte auf ihre Kosten. Für 28 Euro (Erwachsenenpreis) kann man vier Stunden lang den Park benutzen, Einschulung inklusive. „Es stehen 15 verschiedene Routen bereit. Ab dem 19. Mai bieten wir auch noch freitags und samstags Nachtklettern an. Dann kann man den Park bis 23.00 Uhr benutzen“, sagt Christoph Mechtler, Marketingleiter des Parks. Für das Nachtklettern würden keine zusätzlichen Kosten hinzukommen. „Die Leute kommen aber nicht nur wegen dem Adrenalinkick. Viele genießen auch einfach die Aussicht und die Lage mitten in der Natur“, so Mechtler.

Besucher des Parks

Waldseilpark Kahlenberg

Waldseilpark mit 15 verschiedenen Routen

Dass die Leute auch wegen der Aussicht kommen, davon ist auch Gregor Konrad überzeugt, der mit seiner Actionmarketing GmbH das Bungee-Jumping am Donauturm betreibt. Der Turm liegt zwar mitten in der Stadt, ermöglicht mit seiner Höhe von 152 Metern aber doch einen recht guten Blick aufs Umland. „Es ist der höchste Bungee-Sprung, den man in Wien machen kann“, so Konrad.

38 Meter lang befinde man sich dabei im völlig freien Fall, heißt es vom Veranstalter weiter. Danach beginne das Seil den Bremsvorgang, bis man nur noch 20 Meter über dem Boden sei. Preislich ist das Bungee-Springen allerdings eine der teureren Möglichkeiten, den Puls steigen zu lassen. Ein Sprung vom Donauturm kostet immerhin 159 Euro.

Bungee Sprung

www.bungee-donauturm.at

38 Meter lang im freien Fall vom Donauturm

Freifallturm und „Adrenalincard“ im Prater

Deutlich billiger kommen alle Freunde der Schwerelosigkeit seit Kurzem im Prater auf ihre Kosten. „Seit drei Wochen haben wir einen 80 Meter hohen Freifallturm in Betrieb“, sagt Stefan Sittler-Koidl vom Praterverband Wien. Eine Fahrt koste fünf Euro. „Am höchsten Punkt dreht sich die acht Tonnen schwere Gondel dann so, dass man einen 360 Grad Blick auf Wien bekommt. Dann wird man ohne genaue Vorwarnung regelrecht in die Tiefe gerissen“, sagt Konrad.

Der Praterverband bietet zudem eine eigene „Adrenalincard“ an. „Innerhalb eines Tages kann man damit sieben besonders wilde Fahrgeschäfte benutzen. Das schafft allerdings nicht jeder“, meint Sittler-Koidl. Gleich mit dem Extasy, dem härtesten Rundfahrgeschäft auf dem Prater, anzufangen, sei keine gute Idee.

Freifallturm im Prater

Prater Archiv

Im Prater Richtung Boden stürzen

Die „Adrenalincard“ schlägt mit 22 Euro zu Buche. Ein Makel allerdings ist, dass der neue Freifallturm noch nicht zu den sieben Geschäften gehört, die man damit besuchen kann. „Wir wissen aber, dass der Turm da unbedingt hinein gehört. Wir arbeiten gerade daran, dass sich das bis Spätsommer geändert hat“, so Sittler-Koidl.

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