Flüchtlinge müssen lange auf Hilfe warten

Viele Menschen, die als Flüchtlinge nach Wien gekommen sind, haben schreckliche Erlebnisse hinter sich. Der Verein Hemayat betreut seit 20 Jahren traumatisierte Flüchtlinge und schlägt Alarm: Die Wartezeit auf Hilfe beträgt ein Jahr.

Bombardierung, Vergewaltigung und Verfolgung: Die Erlebnisse der aus Kriegsgebieten geflohenen Menschen reißen bei vielen tiefe psychische Wunden. Farin flüchtete 2014 aus dem Iran, sein Asylverfahren läuft noch. Bei seiner Ankunft in Wien konnte er sich nicht gut konzentrieren, wurde oft grundlos wütend: „Ich hatte immer Probleme mit den anderen und ich war immer in einer manischen Phase. Drei Monate war ich in manischer Phase und das war schwierig“, erzählt er im „Wien heute“-Interview.

TV-Hinweis

„Wien heute“, 11.5.2017, 19.00 Uhr, ORF2

Traumatische Erlebnisse sollten eigentlich rasch behandelt werden. Dass etwas mit ihm nicht stimmte, wusste Farin. Er geht seit einem Jahr einmal in der Woche zur Psychotherapie - darauf gewartet hat er zehn Monate.

Therapiesitzung

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Traumatisierte Menschen auf langer Warteliste

Mittlerweile beträgt die Wartezeit laut Hemayat ein Jahr: „Wir haben jetzt 411 Menschen, die auf einen Therapieplatz oder überhaupt erst auf ein Abklärungsgespräch warten. Derzeit dauert es durchaus bis zu vier Monate, bis es ein erstes Abklärungsgespräch gibt“, erklärte eine Mitarbeiterin. Danach dauert es noch einmal bis zu einem Jahr, bis ein Klient auch einen Therapieplatz bekommt. Viele Flüchtlinge stecken tief in einer Krise, wenn sie nach Wien kommen. Als besonders dramatisch bewertet Heyamat die Situation von 55 traumatisierten, unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen.

Unterstützt wird der Verein von Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen und auch durch öffentliche Gelder etwa vom Innenministerium und dem Fonds Soziales Wien. Während Hemayat 2012 noch 21.000 Euro Förderung erhielt, waren es 2015 schon 30.000. Für 2017 versprach der Fonds Soziales Wien 60.000 Euro.

Spenden für mehr Therapeuten benötigt

Trotzdem sei Hemayat hauptsächlich auf Spender angewiesen, um die langen Wartezeiten reduzieren und mehr Therapeuten bezahlen zu können. Die Behandlung der Menschen ist so individuell wie schlimme Fluchterfahrung an sich. Denn fast allen Flüchtlingen gemeinsam ist, dass sie nicht eine schreckliche Situation erlebt haben, sondern gleich eine Vielzahl davon.

Farin fühlt sich in Wien mittlerweile sicher und zu Hause. Er sei stabil, so der Flüchtling aus dem Iran. Um ganz sicher zu sein, möchte er sich vom Verein aber noch eine Weile weiter betreuen lassen, denn genau dafür steht Hemayat ja auch. Es bedeutet „Betreuung“ und „Schutz“.

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