Heilsarmee in Sorge um Obdachlose

Mehr finanzierbaren Wohnraum und ein besseres Konzept, um Delogierungen zu verhindern, fordert die Heilsarmee Österreich. Besonders Obdachlose hätten es in Wien sehr schwer zu einer Wohnung zu kommen.

„Im Feld der Wohnungslosenhilfe sprechen wir von 5.000 bis 10.000 Wohnungen, die für unsere Klientel in Wien fehlen“, sagte Ulrike Knecht, Leiterin der mobilen Wohnbegleitung der Heilsarmee. In Wien gibt es 220.000 Gemeindewohnungen, das sei jedoch noch zu wenig. Zehntausende Menschen würden auf eine Zuweisung einer Gemeindewohnung warten.

Da die Zugangskriterien für Gemeindewohnungen in den letzten Jahren verschärft worden wären, sei es besonders für Wohnungslose schwer eine solche zu erhalten. Im Februar hatte bereits der Chef der Obdachloseneinrichtung neunerhaus, Markus Reiter, die Situation kritisiert - mehr dazu in NGO „neunerhaus“ kritisiert Wohnpolitik.

Delogierung kostet Allgemeinheit 28.000 Euro

Ein weiteres Anliegen ist der Heilsarmee ein Gesamtkonzept bei der Prävention von Delogierungen. In Wien würden jährlich 2.500 Menschen aus ihrer Wohnung delogiert, allein 900 aus Gemeindewohnungen. 20 Prozent der Delogierten kommen innerhalb von zwölf Monaten in eine Einrichtung der Wohnungslosenhilfe. „In Summe zahlt die öffentliche Hand circa 28.000 Euro für die Unterbringung und Betreuung eines Delogierten, bis dieser wieder leistbaren Wohnraum findet“, berichtete Knecht.

Eine Delogierungsprävention koste für dieselbe Person 5.000 bis 6.000 Euro und sei so vier- bis fünfmal billiger als eine Zwangsräumung. Eine drohende Delogierung setze die Betroffenen unter starken psychischen Druck. Dadurch entwickeln die Betroffenen gewisse Abwehrmechanismen: „Sie öffnen ihre Post nicht mehr.“ Deswegen sei sozialarbeiterische Unterstützung vor der Zwangsräumung wichtig.

90 Jahre Heilsarmee in Österreich

Die Heilsarmee kämpft weltweit gegen Armut und Unrecht. Sie ist bei der UNO als NGO akkreditiert und unterstützt je nach Bedarf bei Nothilfeeinsätzen. Sie ist in knapp 130 Ländern der Erde aktiv und hat rund 1,6 Millionen Mitglieder. 1927 begann die Heilsarmee mit ihrer Arbeit in Österreich.

„Kein Ende der Arbeit in Sicht“

„As we look around there is no end in sight.“ (Andre Cox, int. Leiter der Heilsarmee)

Die christliche Gemeinschaft hat sich darauf spezialisiert, psychisch beeinträchtigte Wohnungslose zu unterstützen und zu betreuen. „Der besondere Geist der Heilsarmee in Österreich ist, dass wir mit den unterschiedlichsten Professionen, Kulturen und Weltanschauungen eine gute und professionelle Zusammenarbeit in gegenseitigem Respekt gewährleisten“, sagte der Leiter der Heilsarmee Österreich, Hans-Marcel Leber, über die Arbeit der Organisation.

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