Arztsuche nicht frei von Barrieren

Via Internet gibt es zahlreiche Möglichkeiten, einen Arzt zu finden. Doch nicht jede Homepage überzeugt. Wer nach bestimmten Informationen wie etwa Barrierefreiheit sucht, kann durchaus auch verschiedene Ergebnisse erhalten.

Gesucht war eine stufenlos erreichbare Praxis eines praktischen Arztes in einem bestimmten Wiener Bezirk. Auf „arztbarrierefrei.at“, einer von der Österreichischen Ärztekammer (ÖAK) gemeinsam mit dem Verein Bizeps betriebenen Seite, wies das Ergebnis acht Praxen aus. Die gleiche Suche auf der Homepage der Wiener Ärztekammer und deren Praxisplan wies drei entsprechende Arztpraxen aus.

1,7 Mio. Betroffene

Viele Probleme von Menschen mit Behinderung, wie etwa die mangelhafte oder fehlende bauliche Barrierefreiheit, sind der Volksanwaltschaft schon lange bekannt. Davon betroffen sind derzeit in Österreich ca 1,7 Mio Menschen.

Gesucht hat die Volksanwaltschaft. Sie prüfte das Informationsangebot im Internet zur Zugänglichkeit und Ausstattung von Arztpraxen für Menschen mit Behinderung. Das Ergebnis, so hieß es in einem Bericht der Volksanwaltschaft, zeige, dass es keine standardisierte Suchmöglichkeit nach barrierefreien Arztpraxen gebe. Informationen darüber seien nur schwer zu bekommen.

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Immer noch gibt es Hürden für Menschen mit Behinderung

Unterschiedliche Erhebungsmethoden

In Wien wies die Homepage der Wiener Ärztekammer insgesamt 100 behindertengerecht ausgestattete Ordinationen weniger auf als die Seite „arztbarrierefrei.at“. Das habe möglicherweise mit den verschiedenen Erhebungsmethoden der beiden Seiten zu tun, erklärte Michael Heinrich von der Ärztekammer Österreich.

Denn in Wien kooperiere die ÖAK mit dem Verein Bizeps, der die Daten sammle und eingebe. Bei der Ärztekammer hingegen würden die Ärzte selbst ihre Daten in den Praxisplan eingeben. Zudem werde hier ein viel längerer Zeitraum erfasst, sodass in den Datensätzen Ordinationen aufscheinen könnten, die gar nicht mehr aktiv seien.

Österreichweites Verhältnis besser als in Wien

Österreichweit gibt es laut Heinrich rund 22.000 Praxen von Wahl- und Kassenärzten, 7.500 davon in irgendeiner Form behindertengerecht. Das heißt, in etwa jede dritte Praxis entspricht in irgendeiner Form den behindertengerechten Vorgaben. Die können sehr unterschiedlich sein, je nachdem wie weit auf die zahlreichen Abstufungen von Barrierefreiheit eingegangen wird. So kann eine Praxis speziell für sehbehinderte Menschen ausgestattet sein, eine andere für Menschen mit mobilen Behinderungen, beide gelten aber als behindertengerecht ausgestattet.

In Wien gab es laut Ärztekammer Wien mit Stand 2016 rund 5.500 Arztpraxen, davon waren 845 als behindertengerecht ausgewiesen, also in etwa jede siebente Praxis. Allerdings ist die Situation in Wien aus städtebaulichen Gründen grundsätzlich eine andere. So könnten etwa bei Altbauten oder in gemieteten Ordinationen Maßnahmen zum behindertengerechten Umbau nicht immer umgesetzt werden.

Einheitliche Information wäre hilfreich

Dennoch oder gerade deshalb wäre besonders in Wien eine standardisierte Beurteilung und Suchfunktion wichtig, so die Volksanwaltschaft. Eine einheitliche Information wäre eine wesentliche Unterstützung für Menschen mit Behinderung, vor allem so lange es kein flächendeckendes Angebot an barrierefreien Arztpraxen gibt.

Langer Weg zur Barrierefreiheit

Mit Jahresbeginn 2016 ist eine Übergangsfrist zur Barrierefreiheit abgelaufen. Kaum verändert präsentiert sich die Lage in Wien mehr als ein halbes Jahr später: Viele Geschäfte und Lokale sind nach wie vor nur über Stufen erreichbar - mehr dazu in Der lange Weg zur Barrierefreiheit.

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