Altgriechisch für die Integration

Wie funktioniert das Zusammenleben mit Fremden? Darüber dachten politisch tätige Menschen bereits in der Antike nach. Ihre Erkenntnisse übersetzen sprachbegabte Schüler nun bei der Bundesolympiade Latein und Griechisch in Wien.

„Wer Altgriechisch oder Latein beherrscht, der lernt auch lebende Fremdsprachen weit einfacher - etwa romanische Sprachen wegen des Wortschatzes oder slawische Sprachen wegen der ähnlichen Grammatik“, erklärt Organisator Viktor Streicher die Vorteile der klassischen Sprachen. Außerdem müssen die Teilnehmer der Olympiade komplexe spätmittelalterliche, neuzeitliche und teilweise antike Texte übersetzen, die sich mit „Migration, Integration und der Begegnung mit dem Fremden“ beschäftigen.

Migration beschäftigte bereits Römer

„Wir finden in dieser Literatur Erkenntnisse zu politischen Themen, die uns heute mehr denn je beschäftigen. Vieles ist bereits einmal von intelligenten Menschen durchschaut und bearbeitet worden. Wir wissen also, wie früher damit umgegangen worden ist und können dadurch unseren Horizont erweitern“, so Streicher.

Bundesolympiade Wien 2017

Bundesolympiade Wien 2017

Die Olympiade ist „in Wirklichkeit ein Übersetzungswettbewerb“

Förderung der besten „Lateiner und Griechen“

Definition Olympiade

Eine Olympiade bezeichnet den vierjährigen Zeitraum zwischen zwei Olympischen Spielen, wird aber auch als Bezeichnung für die Olympischen Spiele selbst verwendet.

Die Olympiade findet im Schloss Wilhelminenberg in Ottakring statt und ist laut den Veranstaltern ein Musterbeispiel für die Förderung individueller Begabungen. 54 Schülerinnen und Schüler nehmen am Finale in Wien teil - die besten zwei pro Bundesland in den Kategorien Latein Langform, Latein Kurzform und Griechisch. Betreut werden sie von 18 Lehrerinnen und Lehrern, die täglich Kurse abhalten.

Bundesolympiade Wien 2017

Bundesolympiade Wien 2017

„Die Besten aus Österreich“ bei der Bundesolympiade 2017

Latein vor Französisch

Veranstaltet wird die Olympiade von der ARGE Latein & Griechisch Wien, dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur und dem Jugendreferat Wien. Den Organisatoren des „Übersetzungswettbewerbes“ ist es ein Anliegen, die klassischen Sprachen zu fördern.

Wiener AHS mit Altgriechisch als Pflichtgegenstand:

  • AKG Wien
  • GRG 3 Kundmanngasse
  • GRG 6 Amerlingstraße
  • BG 8 Jodok–Fink–Platz
  • BG 9 Wasagasse
  • BG 13 Fichtnergasse
  • GRG 16 Maroltingergasse
  • BG 18 Klostergasse
  • BG 19 Gymnasiumstraße
  • pG 1 Schottengymnasium
  • pGRG 18 Albertus-Magnus–Schule
  • pG 23 Kalksburg

Das sei notwendig, denn während Latein in der Oberstufe der Gymnasien oft am Lehrplan steht, gibt es in Wien nur neun AHS, die Altgriechisch als fixen Bestandteil unterrichten. „Acht davon knüpfen das am langen Latein an. Und eine Schule macht es als Schulversuch auch Schülerinnen und Schüler zugänglich, die in der dritten Klasse eine moderne Fremdsprache gewählt haben“, so Michael Sörös, der Landesschulinspektor für Allgemeinbildende Höhere Schulen.

„Daneben gibt es jedes Jahr drei bis vier Schulen, in denen zwar nicht mehr der Pflichtgegenstand, aber immerhin ein Kurzkurs Altgriechisch in der Organisation eines Wahlpflichtgegenstandes angeboten wird, der auch für Schülern ohne langem Latein zugänglich ist“, so Sörös. Österreichweit lernen aktuell in den höheren Schulen 63.330 Schülerinnen und Schüler Latein und 957 Griechisch. Zum Vergleich: Knapp 250.000 werden in Englisch unterrichtet, 50.000 in Französisch.

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