NS-Opfer: Würdigung für Sternwartengründer

Seit mehr als 130 Jahren gibt es die Kuffner-Sternwarte in Wien-Ottakring. Ihr Gründer, der Wiener Moriz Kuffner, wurde während der NS-Zeit vertrieben. Nun wurde, im Beisein der Urenkel, eine Gedenktafel enthüllt.

In ihrer Anfangszeit war die Kuffner-Sternwarte eine der bedeutendsten der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Namhafte Astronomen arbeiteten hier mit den damals hochmodernen und bis heute erhaltenen Instrumenten. Gegründet wurde die Sternwarte 1886 vom jüdischen Unternehmer Moriz Kuffner.

1938 wurde Kuffner von den Nazis vertrieben und enteignet, 1939 starb er im Exil. Als Erinnerung an den Gründer hat der Verein „Steine der Erinnerung“ in Zusammenarbeit mit dem Verein Kuffner-Sternwarte nun bei einer feierlichen Zeremonie eine Gedenktafel enthüllt.

Moriz Kuffner

Public-Domain

Moriz Kuffner wurde 1938 von den Nazis Vertrieben

Urenkel aus den USA eingeflogen

„Hier zu sein, etwas über die Sternwarte zu erfahren und den Himmel zu beobachten, war ein sehr emotionaler Moment für uns“, meint George Eberstadt, Urenkel des Gründers im Interview mit „Wien heute“. Sein Bruder Michael und er sind für die Enthüllung der Gedenktafel für den Urgroßvater eigens aus den Vereinigten Staaten angereist.

Vom renommierten Vorfahren habe man in der Kindheit wenig erfahren, da die Eltern nicht über die Zeit der Verfolgung geredet hätten, so Eberstadt. Rein zufällig habe aber auch er von Kindheit an eine Faszination für die Astronomie empfunden. „Von all den Dingen, die den Namen der Familie tragen könnten, freut es mich am meisten, dass es eine Sternwarte ist“, meint Eberstadt weiter.

Kuffners Urenkel vor Gedenktafel

ORF

George (links) und Michael Eberstadt, die Urenkel des Sternwartengründers

Erinnerung an NS-Geschichte

Nach dem Krieg wurde die Sternwarte der Familie zurückgegeben. Diese verkaufte sie unter der Auflage, dass sie sichtbar den Namen des Gründers trägt. Heute ist die Sternwarte Eigentum der Stadt Wien.

Außer dem Namen gab es bisher allerdings keine Hinweise auf die Vergangenheit der Anlage. „Diese Information hat hier gefehlt und das kann die Tafel vielleicht ein bisschen ausgleichen. Zumindest für die Besucher, die hier reinkommen und sich überlegen, was denn eigentlich die Geschichte dieser Sternwarte ist und wem wir sie verdanken“, erklärt Norbert Fiala vom Verein Kuffner-Sternwarte.

Gedenken an Sternwartengründer

Eine Gedenktafel erinnert jetzt an den von den Nazis vertriebenen jüdischen Unternehmer Moriz Kuffner, Gründer der Kuffner-Sternwarte.

Viele kostenlose Veranstaltungen

Der Verein Kuffner-Sternwarte organisiert auf der Sternwarte zahlreiche Kurse, Seminare und Sternschau-Veranstaltungen, bei denen die Teilnahme kostenlos ist. Mehrmahls pro Woche können auch Laien hier Himmelskörper erkunden. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Links: