Täuschende Darstellung von Bauprojekten

Am Computer geschaffene Bilder von Bauprojekten werden oft als Grundlage für politische Entscheidungen und zur Werbung dafür verwendet. Doch daran gibt es nun heftige Kritik von NEOS. Die Abbildungen seien oft nicht realitätsnah.

Ob von zukünftigen Wohnanlagen in der Donaustadt oder Straßenumbauten in der Innenstadt: Auf den sogenannten Renderings der Projekte ist fast immer Sonnenschein und geringes Verkehrsaufkommen zusehen. Manchmal sind sogar Freilandhühner abgebildet.

„Man hat fast den Eindruck als nächstes kommt ein Einhorn spaziert. Wenn die Stadt Wien ein Projekt vorstellen möchte, wo Bürgerinnen und Bürger auch mitreden sollen, dann muss sie ernsthaft und ehrlich informieren und darf nicht solche Propagandabilder, die eigentlich manipulierend sind, verwenden“, sagt NEOS-Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger.

Renderings von Bauprojekten

ORF

„All das schafft Bedeutungen“

Gemacht oder beauftragt werden diese Renderings meist von den Bauträgern, die Politik übernimmt dann oft diese Bilder. Nicht unproblematisch, findet auch Paulus Dreibholz von der Universität für angewandte Kunst. „Man muss sich auf jeden Fall immer wieder bewusst sein, dass das nicht zwingend die Realität ist, was gezeigt wird. Eine gewisse Realitätsähnlichkeit, oder der Anspurch, sollte schon existieren“, so Dreibholz gegenüber „Wien heute“.

TV-Hinweis:

„Wien heute“, 22.5.2017, 19.00 Uhr, ORF2 und danach in tvthek.ORF.at.

Renderings würden auch als Verkaufsinstrumente dienen. Etwa für Architekten, die ein Projekt realisieren, oder Bauträger, die Wohnungen verkaufen wollen. Und bei den Projektdarstellungen gibt es offenbar einiges an an Gestaltungsspielraum. „Sie haben den Blickwinkel von dem aus ein Gebäude, ein Projekt gezeigt wird. Sie haben die Tageszeiten, die Farbwahl, die Texturwahl. Sie haben die Detailtreue. Und all das schafft Bedeutungen“, sagt Dreibholz.

Rendering neues Konzept für Heumarkt

Isay Weinfeld&Sebastian Murr

Visualisierung vom umstrittenen Projket am Heumarkt

„Dann bekommt man einen Grant“

Nicht zuletzt sorgt auch bei dieser Diskussion der Getreidemarkt für Kritik von NEOS. „Wenn man diese schönen Renderings gesehen hat, wo ja tatsächlich kaum Autos zu sehen sind, und dann geht man täglich dorthin und schaut sich an was da für ein Stau ist, dann bekommt man einen Grant, wenn man die Bilder gesehen hat“, so Meinl-Reisinger.

Visualisierungen

2017 ZOOMVP_Mobag Getreidemarkt

Darstellung vom Getreidemarkt nach dem Umbau

Aus dem Büro der zuständigen Stadträtin Maria Vassilakou (Grüne) wehrt man sich gegen die Vorwürfe. Denn Ziel dieser Visualisierungen sei es nur, die neue Verkehrsorganisation zu zeigen. Zudem wird darauf verwiesen, dass es durchaus Projekte gibt, wo das Rendering der Realität sehr nahe komme. Als Beispiel werden von den Grünen die Visualisierungen zur Umgestaltung der Mariahilfer Straße genannt.