ÖBB verkaufen Fernbusschiene

Nicht einmal ein Jahr nach dem Start ziehen die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) nun bei ihrer Fernbus-Schiene die Notbremse: Das „Fernbus-Start-up Hellö“ werde an den deutschen Konkurrenten Flixbus verkauft.

Der Vertrag zwischen ÖBB und Flixbus soll mit 1. Juni 2017 in Kraft treten, die gesamte Transaktion bis Ende Juli abgeschlossen sein. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. Die Arbeitsplätze der „Hellö“-Lenker seien gesichert, sie werden beim ÖBB-Postbus eingesetzt.

ÖBB Fernbusse

ÖBB Knopp

Die ÖBB-Fernbusse werden nach einem Jahr wieder verkauft

Große Verluste laut Medienberichten

„Hellö“ war im Juli 2016 mit Fernbusverbindungen zu Billigpreisen etwa nach Berlin, München, Zürich und Venedig gestartet und kämpfte laut Medienberichten mit großen Verlusten. Noch im April wollten die ÖBB das alles nicht bestätigen. Der Fernbusmarkt bewege sich zwar in einem „schwierigen Umfeld“, aktuell gebe es aber keine Schließungspläne, hieß es damals - mehr dazu in Fernbus Hellö in „schwierigem Umfeld“.

2016, zum Start von Hellö, hieß es, man wollte mit den Hellö-Fernbussen den Markt der jungen und preisbewussten Reisenden nicht der Konkurrenz am Fernbusmarkt überlassen - mehr dazu in ÖBB-Fernbusse steuern 31 Destinationen an

Konkurrent Westbahn aus Busgeschäft ausgestiegen

Ein ÖBB-Konkurrent, die Westbahn, ist aus dem Busgeschäft bereits wieder ausgestiegen. Seit der Liberalisierung des Fernbusmarktes in Deutschland 2013 seien neue Anbieter wie Flixbus, ADAC Postbus, Megabus bzw. in Österreich die ÖBB-Tochter Hellö gestartet. Die Deutsche Bahn zog sich hingegen aus dem Busgeschäft zurück.

Nun wollen sich die Westbahn auf das Bahngeschäft und Blaguss auf das Busgeschäft konzentrieren. Blaguss ist auch Partner des deutschen Unternehmens Flixbus, das nach eigenen Angaben in kürzester Zeit zum Marktführer aufgestiegen sei - mehr dazu in Westbahn steigt aus Busgeschäft aus.

Alle Hellö-Tickets bleiben gültig

Die ÖBB informierten auch über die Auswirkungen für die Kunden: Anfang Juni 2017 startet die gemeinsame Vertriebskooperation von „Hellö“ und Flixbus. Tickets für „Hellö“ sind ab diesem Zeitpunkt auch über Flixbus buchbar. Alle „Hellö“-Tickets bleiben weiterhin gültig. Ab 1. August können Flixbus-Tickets direkt und auch über die Mobilitäts-App „wegfinder.at“ gekauft werden.

Der Verkauf der ÖBB-Fernbussparte an den deutschen Marktführer wird von ÖVP-Seite gelobt. Damit werde eine „Fehlentwicklung“ zum Wohle der Steuerzahler beendet, meint ÖVP-Verkehrssprecher Andreas Ottenschläger. Bereits Ende 2016 haben mit der Deutschen Bahn und der Westbahn zwei große Player die unternehmerisch richtigen Konsequenzen gezogen und ihr Engagement am Fernbussektor beendet, nun hätten die ÖBB nachgezogen.

Start unter damaligem ÖBB-Chef Christian Kern

Mitte Juli 2016 waren die schwarzen Mercedes-Busse unter dem Markenmotto „Hellö - Der Fernbus gegen Fernweh“ gestartet. Elf Linien wurden bedient, zum Start wurden Kampfpreise von 15 Euro je Strecke angeboten. Das Projekt war noch unter dem vorherigen ÖBB-Chef Christian Kern, nunmehr Bundeskanzler, gestartet worden.

Sein Nachfolger an der ÖBB-Spitze, Andreas Matthä, nannte bei der Bilanzpressekonferenz Ende April 2017 keine Zahlen zum finanziellen Abschneiden der Fernbussparte. Bei der ersten Präsentation der Fernbusse im Juni 2016 hieß es, innerhalb von fünf Jahren wolle man in dem neuen Segment profitabel sein. Im Jänner 2017 wurde das Linienangebot angepasst, bisher seien 100.000 Tickets verkauft worden, hieß es von ÖBB-Seite.

Flixbus (Markenname FlixBus) ist 2013 im Rahmen der Marktöffnung zunächst in Deutschland gestartet. Mit finanzieller Unterstützung des US-Investors General Atlantic wurden mehrere Konkurrenten aufgekauft. Im Sommer 2014 erweiterte Flixbus gemeinsam mit Blaguss erstmals sein Fernbusnetz Richtung Österreich. 2016 beförderte Flixbus nach eigenen Angaben in Österreich 2,7 Millionen Reisende. Flixbus hält in Deutschland über 90 Prozent Marktanteil im Fernbusgeschäft. Dabei hat Flixbus gar keine eigenen Busse, sondern arbeitet mit Partnerunternehmen - von Flixbus kommt nur die Marke und die Organisation.

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