Manchester: Keine Bedrohung in Wien

Nach dem Anschlag bei einem Konzert in Manchester beruhigen Wiener Veranstalter. Die Sicherheitsvorkehrungen seien bereits in den vergangenen Monaten erhöht worden. Eine konkrete Bedrohungslage gebe es zudem derzeit nicht.

In der Stadthalle wird vor allem auf die umfangreichen Zutrittskontrollen beim Eingang verwiesen. Körper-Checks seien dabei genauso vorgesehen wie die Überprüfung mitgebrachter Jacken. Taschen würden begutachtet und falls nötig auch abgenommen. Sämtliche Maßnahmen werden laut Stadthalle stets in Absprache mit der Exekutive umgesetzt. Der Vorplatz wird dabei ebenfalls ins Konzept einbezogen, wie versichert wird. Zivilbeamte und Sicherheitspersonal der Stadthalle würden dort unterwegs sein. Auch werde der Platz mit Kameras überwacht.

Intensivere Taschenkontrollen bei Donauinselfest

Die Veranstalter des Wiener Donauinselfests haben bereits vor dem Anschlag in Manchester schärfere Sicherheitsmaßnahmen angekündigt. Auf Besucher kommen intensivere Rucksack- und Taschenkontrollen zu. Außerdem wird es an bestimmten Punkten mehr Securitypersonal geben.

Die Sicherheitsmaßnahmen sind bereits im vergangenen Jahr verstärkt worden, unter anderem auch bei der Videoüberwachung. Unmittelbare Veränderungen des Sicherheitskonzepts werde es nach den gestrigen Ereignissen nicht geben, sagte Organisator Thomas Waldner. Man habe die Entwicklungen der vergangenen Monate bereits in die Planungen einbezogen und stehe in engem Kontakt mit Verfassungsschutz und Polizei. Laut diesen liege für Österreich keine konkrete Gefährdungslage vor.

Details zum Sicherheitskonzept könne er aus polizeilichen Gründen nicht nennen, betonte Waldner. Grundsätzlich sei man in der glücklichen Lage, dass das Festival auf einer Insel stattfinde und das Gelände somit beinahe ausschließlich über Fußbrücken erreichbar sei. Bei den wenigen Zufahrtsstraßen sind Hindernisse wie Poller, Schranken oder Temposchwellen geplant: „In diese Richtung wird es gehen. Wir werden die Kontrollen erhöhen und bei den Zu- und Abfahrtsbereichen Maßnahmen treffen“, sagte er.

Videoüberwachung bei Rock in Vienna

„Selbstverständlich“ werde man die Besucher „nach behördlichen Vorschriften und auch im eigenen Interesse beim Eintritt auf das Gelände auf verbotene Gegenständen“ checken, heißt es von den Veranstaltern von „Rock in Vienna“ (RiV), das in zwei Wochen ebenfalls auf der Donauinsel stattfindet. "Ebenso verfügt das Festivalgelände wie in den vergangenen Jahren über eine Videoüberwachung.

Wir stehen in engem Kontakt mit den zuständigen Behörden, die während des gesamten Festivals vor Ort sind", so das Statement weiter. „Wir sind der tiefen Überzeugung, dass - würden sämtliche Unterhaltungsmöglichkeiten gestoppt werden - man die Terroristen und ihre Ziele nur stärken würde“, hielten die Veranstalter fest, die den Opfern von Manchester und deren Angehörigen ihr Mitgefühl aussprachen. „Respekt und Toleranz sind Grundpfeiler unserer Gesellschaft.“

Konzertveranstalter Tatar setzt auf hohe Kontrollen

Auch andere österreichische Konzertveranstalter zeigten sich bestürzt. Zum Thema Sicherheit sagte Ewald Tatar (u.a. Nova Rock): „Es gibt in Zusammenarbeit mit den Behörden sehr ausgefeilte Konzepte, die Kontrollen sind hoch, aber 100 Prozent Sicherheit gibt es nicht. Es wäre fahrlässig, das zu behaupten.“

Seit am 13. November 2015 bei einem Anschlag auf das Konzert der US-Band Eagles Of Death Metal in Paris ein Blutbad angerichtet wurde, ist das Thema Sicherheit „bei allen Überlegungen, Konzepten und Besprechungen noch wichtiger geworden“, sagte Tatar, Chef der Firma Barracuda. „Das Thema gehört mittlerweile leider zu unserem Leben dazu, auch zum Leben eines Veranstalters.“

Tatar wies auf umfassende Maßnahmen hin, um „bestmöglich“ vorbereitet zu sein: „Es werden ja nicht nur Rucksäcke und Taschen angeschaut und Bodychecks durchgeführt, sondern mittlerweile etwa die Zufahrtswege kontrolliert und ähnliche umfangreiche Vorkehrungen getroffen. Aber trotz aller Konzepte, muss man schon betonen, dass ein Veranstalter machtlos ist, wenn ein Anschlag wie jetzt in Manchester vor der Halle verübt wird. Da sind andere gefragt, um das zu verhindern.“

LS Konzertagentur bestätigt erschwerte Maßnahmen

„Solche Vorfälle versetzen uns immer in Schockstarre und wir sind tief betroffen“, meinte auch Katharina Lattermann von der LS Konzertagentur (LSK). „Seit den Anschlägen auf das Bataclan in Paris wurden in der gesamten Branche die Sicherheitskonzepte überarbeitet und es kommt punktuell zu erschwerten Maßnahmen.“ LSK habe etwa beim Auftritt von Rihanna in der Wiener Stadthalle vergangenen August „ein absolutes Taschen- und Rucksackverbot“ durchgeführt.

Zudem sei man als Veranstalter „in einem regelmäßigen Austausch mit der Exekutive“, erklärte die LSK-Pressesprecherin. So versuche man, den Besuchern „den größtmöglichen Schutz zu bieten. Dafür werden auch die längeren Wartezeiten beim Einlass ohne Probleme akzeptiert.“ Gleichzeitig hielt auch Lattermann fest: „Es wird allerdings in keinem Lebensbereich die hundertprozentige Sicherheit geben. Wie man sieht, verlagert sich das Problem dann einfach vor den Einlassbereich, zu den Anfahrtswegen oder zu sonstigen Bereichen mit Menschenansammlungen.“

Eine „militärische“ Absicherung aller Bereiche wäre aus ihrer Sicht nicht finanzierbar, so Lattermann. „Mittlerweile haben wir leider gelernt, mit dieser Bedrohung zu leben, und wir können derzeit eigentlich nur die Sicherheitskonzepte und Maßnahmen umsetzen und hoffen, dass nichts passiert.“